Flickr 2005-2022

most popular photos on flickr
Die “most popular photos” in meinem Flickr. Eine bunte Mischung.

Ich erinnere mich noch an den Juli 2005, als ich mein Konto bei Flickr eingerichtet hatte. Damals lebten wir das Web 2.0, lasen Blogposts, kommentierten in langen Abhandlungen kürzere Blogbeiträge und kämpften mit einem sehr frühen WordPress, dass noch eine sehr rudimentäre Bilderverwaltung hatte und erst später eine aufgebohrte Mediathek bekam.

Flickr war unsere favorisierte Bilddatenbank, weil man seine digitalen Fotos an einem Ort hochladen konnte, wo auch andere Nutzer ihre Bilder abspeichern. Diese Bilder waren über Tags auffindbar, man konnte sie verschiedenen Gruppen zuordnen, konnte sie in einem Rutsch bearbeiten und sortieren und ihnen sogar beim Hochladen schon eine Verwertungslizenz zuordnen. Bei mir war das natürlich die Creative Commons Lizenz, weil sharing is caring und wenn das in einem nicht-kommerziellen Rahmen bleibt, dann ist es ja okay. Natürlich hielten sich nicht alle Nutzer dran, meine Bilder landeten oft woanders oder wurden eher ohne als mit Angabe der Quelle auf anderen Websites wiederverwendet. Continue reading “Flickr 2005-2022”

Hallo, ich habe da mal eine Frage…

Liebe Lufthansa,

Deutsche Lufthansa Lufthansa DE on Twitter

bei Twitter auf das folgende Formular verweisen…

965654

…ist so ziemlich das Dämlichste, was ich seit meiner Anfrage bei einer Frankfurter Behörde via E-Mail (Schreiben kam als eingescanntes Word Dokument via E-Mail zurück) gesehen habe. Einfach weil es aus Sicht der Kunden total frustrierend ist und den SINN von Twitter (“zwanglose Kommunikation”) total untergräbt. Und da kann das o.g. Formular noch so optimiert in die Geschäftsprozesse passen und gut dabei helfen, den richtigen Ansprechpartner zu finden… aus meiner Sicht (“Ich will mal schnell eine Frage beantwortet haben”) ist das völlig unbrauchbar und ein MEGAFAIL.

on e-mail

It surprises me how popular e-mail still is after all these years.

Or maybe not.

The e-mail pros:

  • workload measured via inbox
  • can be shared
  • runs on most devices

I’ve been wondering lately if I should offer my next website via e-mail only. Why not? It’s the service most people use. It’s what they know.

I am also writing this as I am preparing a newsletter with selected stories for a company. They don’t run a blog, do not have an RSS feed and the newsletter is their only broader publication next to specific scientific publications. When I showed them a blog solution, they asked for the “subscribe via e-mail” widget.

We’re having March 2011, with Facebook and Twitter already limiting the attention span of most readers, we know that videos with a length of 15-30 seconds are the most popular and yet what matters the most are e-mails that will block your inbox and increase your workload. Amazing.

And all of this while I am forced to work with Office 2007 (because my client also does) which comes with its own MS-Office html rendering engine (instead of using the one that came with MSIE – the only good part about MSIE), while we still haven’t found a solution to the html/txt-only question, while e-mail security is still an unsolved mystery for most users and while there are still too many “standards” (7bit, mime, max mail size and so on).

E-Mail, it seems, is like cockroaches or even morse code. Meant to survive because it’s just damn simple & established.

Quo vadis, Facebook?

Im Herbst 2010 saß ich in einem Meeting zu einem deutschen Forschungsvorhaben, bei dem Zwischenergebnisse aus den Untersuchung auch auf Facebook bekannt gemacht werden sollen.

“Was ist Facebook?”, frug daraufhin ein teilnehmender Vertreter aus der Industrie. “Bei uns werden all diese Seiten immer gesperrt von der IT, wir können da praktisch gar nichts machen”.

“Facebook?..nee, lieber nicht”, antwortete eine andere Vertreterin aus der Industrie, “..bei uns ist das alles sehr restriktiv, wir haben auf unserer Website auch keine Infos über Forschungsvorhaben”.

Meine Schwester, Juristin & als Mutter 24h dauerbeschäftigt, gehört auch zu denjenigen, die “diesen ganzen Quatsch” ablehnen. Keine Zeit, “keinen Bock auf Daten von mir online”, keinen Nerv auf die Zeitverschwendung – alles Gründe, wieso sie da nicht mitmacht. Ich bin da zwar anderer Meinung, weil ich mein Geld teilweise auch mit “diesem Quatsch” verdiene, respektiere aber diesen – für sie – logischen Entschluss. Freilich, was bringt ihr die Teilnahme?

Alim Market Facebook
…neulich an der Kasse beim Alim Market in der Kaiserstraße.

Facebook muss man nicht mögen, ich habe es in der Vergangenheit gehasst, ich bin kein großer Fan von social networks im Stil von Facebook (oder noch schlimmer: Xing & LinkedIn), aber ich nutze es mittlerweile gerne weil es mir den Kontakt mit anderen ermöglicht, genauso wie Twitter.

Ich nutze Facebook auch deswegen, weil in anderen Ländern als Deutschland Facebook quasi DIE Eingangsplattform für social activities ist. Verbunden mit einem in manchen Ländern kostenlosen Mobilfunkzugang zum mobilen Angebot von Facebook via http://0.facebook.com, muss man sich dann auch nicht wundern, wenn die Jugend bei Facebook & Co. abhängt. Wohlgemerkt, weltweit. Genau so wie der Rest des Internets 24/7/365 offen ist (wenn wir mal von ein paar deutschen Ausnahmen absehen).

Facebook bietet all das, und eben noch viel mehr als Xing & LinkedIn aus bewussten Gründen sein werden und vielleicht auch nicht sein wollen. An Facebook führt also irgendwie kein Weg vorbei – denken sich sicherlich auch die professionellen Facebook Marketer in Deutschland.

screenshot fb hessencenter

Eben komme ich aus dem Einkaufszentrum hier in Frankfurt-Ost – dem Hessen-Center, das gerade eine Aktion für Kunden startet und für die Teilnahme an deren Hessen-Center Facebook Seite wirbt:

http://facebook.com/hessencenter

….steht da in der Mitte auf dem Plakat im Center. Nicht etwa http://www.hessen-center-frankfurt.de, nein, facebook.com/hessencenter. Und daneben ein überdimensionaler “Gefällt mir” Button. Facebook.com/xyz als neue ID?

screenshot hessen-center-frankfurt.de

Zugegeben, die richtige Website ist jetzt auch nicht so der Burner. Aber was möchte man auf der Website eines EKZs schon erfahren – ausser der Öffnungszeiten und vielleicht noch der verfügbaren Geschäfte? Bemerkenswert übrigens der Link zu den Jobangeboten.

Obwohl, das könnte man doch eigentlich auch direkt erfragen, nicht wahr? Also ab damit auf die Pinnwand: “Werdet Ihr hier auch eine Seite mit Jobs anbieten?”

FireShot capture #019 - 'Hessen-Center Frankfurt' - www facebook com hessencenter v=wall

Die Kommunikation läuft also über die Facebook Pinnwand, man ist beim Du (praktisch, direkt) und ich (ich kleines ich) spreche mit a) der Welt und b) dem HessenCenter (wo natürlich nur eine Agentur bzw. ein Student sitzt, der die Kommunikation macht). Kommunikation! Konversationen! Cluetrain? Hach….

Ich erwähne das alles, weil:

  • ich mich ob der angepriesenen URL wundere: facebook.com/eigenername vs. http://www.eigenername.de, und inwieweit es ein Vorteil ist für Firmen, wenn sie Teil eines Netzwerks sind;
  • ich mich über solches direktes Facebookmarketing freue, aber auch wundere, weil es doch gefühlt noch so viele Nichtnutzer gibt und man damit nicht alle erreichen kann;
  • ich mich wundere, ob die Firmen und Projekte wirklich alle bereit sind für eine offene Kommunikation? Konversationen mit dem Kunden! Dabei geht es ja nicht immer nur um Firma X, die ein Produkt Y verkaufen möchte. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Stadt Frankfurt, die bei Facebook über das Presse- und Informationsamt einen Facebookkanal bedient. Machen die gut, wie ich finde, aber viele Teilnehmer und “Gefällt mir”-Klicker nutzen deren Facebook Pinnwand als direkten Rückkanal – und äußern darüber ihren Unmut zur Stadt UND eben allem was dazugehört. Which includes the RMV und all das was der gemeine Bürger sonst noch nicht voneinander abtrennen kann und vielleicht auch nicht muss. Ich, die privaten Firmen, dort die öffentliche Hand und ach ja, die Steuern und überhaupt, macht mal was für unsere Steuern! 11!1! So etwa. So liest sich das auf den Seiten teilweise. Das ist normal und menschlich (und eben nicht so sachlich);
  • ich mich frage, ob Firmen “Marketing” auch als ein Solches verstehen, oder hier den bloßen Verkauf von Produkten sehen (vielleicht auch nur weil es ein für sie messbarer Erfolg ist und sie weiterbringt). Beispiel: Bahnaktion im Herbst 2010 mit dem Verkauf von Tickets über Facebook. Meiner Meinung nach war das ein bloßes Antesten der Bahn über deren altgediente Agentur, ob Facebook als Verkaufsplattform taugt. Die Kunden sahen es anders und äußerten ihren Frust auf der Pinnwand über Stuttgart21, die Verspätungen und was sonst noch im Makrokosmos Deutsche Bahn abgeht. Direkt, auf Antwort hoffend. Die natürlich auf sich Warten ließ, dann aber gut kam. GENAU DARUM GEHT ES meiner Meinung nach. Um Kommunikation! Mit den Kunden sprechen, direktes Feedback geben. Das Angebot kann noch so scheisse sein – wenn die Kommunikation stimmt, ist schon vieles gerettet. Zum Kundenservice in Deutschland hat auch Volker Weber gerade wieder etwas gebloggt. Traurig, aber wahr..
    Bloßes Verkaufen geht meiner Meinung nach (als gelernter Kfm.) über den Preis, über Qualität oder übers Image. Wenn die Bahn Tickets verkaufen möchte, stelle ich mich gerne 3 Tage auf die Zeil in Frankfurt und verkaufe da sicherlich noch mehr Tickets als die über Facebook. Verkauft haben sie übrigens lt. dem oben verlinkten Interview mit der Agentur und dem Bahntypen blendend. Gegenüber meinem Kunden würde ich als Agentur in der Öffentlichkeit aber auch nur positives berichten.
    Daher: Facebook ist vor allem eine Kommunikationsplattform (yeah, “-plattform” :-), kein Verkaufskanal.
  • Ich erwähne es auch, weil ich mich immer wundere, wo diese rasante Entwicklung mit Facebook noch hinführen wird. Dass im Internet nichts von Dauer ist und alles vergänglich ist, ja sogar peinliche Sucheinträge aus der Jugend (“das Internet vergisst nicht”) in der Masse und aufgrund von Suchmaschinenoptimierungsmaßnahmen sowie demand media Flut untergehen, scheint mittlerweile immer mehr bewusst zu werden. Allein: Facebook kann sich Dinge erlauben, die andere Firmen in den Ruin treiben würden. Verschleierte Privacy Maßnahmen, einen unreifen CEO mit schlechter Menschenkenntniss und ein sich ständig wechselndes Layout bzw. Benutzersteuerung sind da nur einige der Gründe, die Position von Facebook kritisch zu hinterfragen.
    Siehe Delicious.com, der social bookmark service von Yahoo!. Yahoo!, diese mittlerweile chinesische Firma. “Geleakt” (wuaarrgh), ist deren slide zur bevorstehenden Schließung von Delicious, dann am nächsten Tag Kommando zurück, delicious wird – wenn überhaupt – verkauft, aber eigentlich ist das alles egal, denn die Menschen brauchen Vertrauen. Vertrauen, dass sie in Delicious nicht mehr haben und dementsprechend abwandern. Eigentlich sehe ich es wie einige Andere, dass Delicious durch die abwandernden Nutzer kaputt gemacht wird, und nicht durch Yahoo!s falsche Geschäftspolitik, aber mittlerweile habe auch ich zu Diigo.com gewechselt. Nicht weil Delicious so schlecht ist, sondern weil mir bei dieser News erst gezeigt wurde, dass es auch noch bessere Alternativen zu Delicious gibt.
    Amazon mit seiner Sperrung der S3 Server für Wikileaks, Paypal ebenso – alles Dinge, die sich eine Firma wie Facebook ohne weiteres erlauben könnte und andere eben nicht so sehr. Eben weil die Nutzer so tief drinstecken und ihre Kontakte – ihr Netzwerk – nicht mehr aufgeben möchten. Dieser scheinbare Zwang zur Facebookmitgliedschaft – der Wert der Verbindungen und der internationalen Kommunikationsmöglichkeiten – ich weiß noch nicht wo uns all das hinführen wird, und ob es hierfür überhaupt eine gewollte Marschrichtung gibt? Auch von Seiten der (antrainierten) Nutzer?
  • Und: ich nutze Twitter lieber als Facebook. Beim Barcamp Darmstadt, als Beispiel, lief die Kommunikation (“back-channel”) über Twitter. Inklusive Twitterwall. Praktisch. Wohl dem der dabei ist und den Dienst zu nutzen weiß.
    Festzuhalten bleibt aber auch der Kommentar von Fefe zum 27C3: “Wie viele Konferenzen kennt ihr, die ein eigenes GSM und ein eigenes DVB-T haben? Und keine Twitter-Wall :-)”. Dabei hatte ich den 27C3 vor allem via Twitter verfolgen können. Und war damit sicherlich nicht der einzige.
  • Bei Facebook mag es vielleicht mittlerweile diverse Einstellmöglichkeiten für die Privatssphäre geben – wer darf welche Inhalte sehen? – aber stellt das auch wirklich jeder so ein? Gerade gestern hat jemand aus meinem Facebook Freundeskreis 200 (!) von seinen vielen Kontakten bei Facebook aus der Kontaktliste gestrichen. Weil er die alle irgendwie doch nicht kannte und eine bessere Übersicht haben wollte. Jemand, der den ganzen Tag mit IT zu tun hat, ein sehr geselliger Typ ist und sich als TED Teilnehmer und PopTech Fellow eigentlich gut mit Selbtmarketing auskennen müsste. Und doch hat ihm Facebook diese Entscheidung (“wer ist mein Freund bei Facebook?”, “wer hat Zugriff auf mein Profil, auf meine Kindheitsfotos, auf meine Familienfotos, auf meine Infos, Konversationen an der Pinnwand?” etc.) in der Vergangenheit nicht so leicht gemacht wie es vielleicht bei anderen Netzwerken der Fall ist.
  • Mir fallen 10 gute Gründe ein, wieso eine Firma in Facebook vertreten sein sollte, aber – bei der o.g. Problematik zum “Freunde-Status” – eher weniger gute Gründe, wieso meine Schwester oder meine Mutter (die regelmäßig Anfragen von ihren DaF-Schülern bekommt), bei Facebook mitmachen sollten. Oder wie ich meiner Mitbewohnerin beibringen kann, dass sie nicht Hinz & Kunz bei Facebook befreundet um ihre FarmVille Boni zu erhöhen, da vielleicht aus Versehen einer ihrer eigenen Schüler reinrutscht und ich ihr aus dem Grund keine privaten Dinge mehr auf die Pinnwand schreiben möchte. Denn: so ganz logisch ist das für mich (als FB power user) eben alles noch nicht. Was bringen mir restriktive Privacyeinstellungen, wenn meine Kommunikationspartner das alles viel lockerer sehen?
    Und: viele sehen in Facebook immer noch das private Netzwerk, weniger die berufliche Seite wie bei Xing oder LinkedIn. Dass sich beide Welten nach Ansicht des Facebook CEOs miteinander vermischen sollten und Facebook eben diese beiden – privaten sowie beruflichen – Fronten abdecken soll, ist für den deutschen Benutzer vielleicht eher befremdlich. So ganz ist das Verständnis von Facebook für Privatnutzer bei eben diesen am Ende von 2010 noch nicht angekommen.

Frankfurt Gestalten FB

Eine Facebook Seite haben wir übrigens auch für unser open data hyperlocal Projekt Frankfurt-Gestalten.de eingeführt – sogar neuerdings (dank Wolfgang Weicht vom Kombinat für asiatische Verhaltensforschung) mit sog. “landing pages”. Ich finde das sehr gut und bin gespannt, wie es sich entwickeln wird. Gerade weil vielleicht die typischen Facebook Nutzer nicht unbedingt auch bei Frankfurt-Gestalten.de mitmachen würden. Aber ist das wirklich so?

Facebook, quo vadis?

Und: was bedeutet Facebook für Euch?

Welcome to Germany

(source)

Google Street View Germany was launched this morning after a soft start two weeks ago. It currently covers 20 larger cities in Germany – the screenshot above is from a street in Frankfurt where a friend used to live.

Over 244.000 Germans requested Google Germany to remove their property from being viewable via Google Street View, probably due to privacy concerns, and it is very likely that there will be more requests coming up to censor online street views like the one above. This process also can’t be revoked, so once the images have been altered, they can’t be set back.

While Germany isn’t the only country that has been having issues with Google regarding this service and how data was collected, I am in fact very upset about the stupidity and “privacy concerns” of my fellow citizens, especially when you’re confronted with such views like the one above. I call this “Verpixelungsfaschismus”, because there are many other occasions when Germans should imo protest against political and social changes and nothing happens, but then when it comes to such an unimportant thing like Google Street View that will – at best – only contribute to marketing the beautiful parts of this country, almost a quarter million (!) house owners protest against a photograph of their property being published online. And it’s not that Google is the first provider to offer such a service.

Going by the criticism Google Street View encountered in many other European countries so far, I am only glad this isn’t a German-only thing. In other EU countries, this may be even worse.

Heute mal auf Deutsch: Twitter

Vor ein paar Tagen habe ich mein 3jähriges Jubiläum auf Twitter gefeiert. Auf den Tag genau mit @handelsblatt und @pottblog.

3 Jahre auf Twitter – mit nicht nur einem Konto – auf Twitter aktiv sein bedeutet vor allem eines: weg von der typisch deutschen Sichtweise, hin zu viel mehr Toleranz. Oder anders gesagt: wenn ich bei Twitter nur denjenigen folgen würde, die sinnvolle Tweets (so heißen die einzelnen Twitternachrichten für mich) absetzen, wäre ich wohl nicht so lange dabei – und vielleicht auch nicht so begeistert davon.

In diesen drei Jahren, in denen sich Twitter von der Nische hin zu einem halbwegs etablierten Tool gemausert hat, ist wirklich viel passiert. Meinen Umgang mit Twitter und was es für mich bedeutet habe ich hier in diesem Blog in der Vergangenheit schon öfter erwähnt, allerdings auf Englisch, und es ist eigentlich nur meiner Faulheit zu verschulden, dass einzelne Tweets bzw. Rückmeldungen via Twitter noch nicht in diesem Blog aufgelistet werden und gleichwertig zählen. Die Layoutvorlage meines Blogs stammt aus 2006, aber irgendwann demnächst werde ich dem allen mal Rechnung tragen und dieses private Blog so aufziehen wie ich es auch bei Kundenblogs mache.

Ebenso muss ich eingestehen, dass ich noch keine offizielle “Twitterpolicy”, also Vorgehensweise zum Umgang mit Twitter, verfasst habe. Bis aufs Meckern würde ich aber wohl dieser Bedienungsanleitung zustimmen und für mich übernehmen.

Beim Thema Twitter gibt es eigentlich so viel zu erwähnen, dass ich gar nicht wüsste, wo ich anfangen soll. Mittlerweile gibt es auch die verrücktesten Spinner auf Twitter – ganz schlimm finde ich die Marketingfuzzis und Twittercoaches, die mir automatisch folgen, weil sie irgendwo ein dämliches Tool dafür beauftragt haben. Ich sehe es da ähnlich wie dieser Nutzer in seinem Tweet:

FireShot capture #002 - 'Twitter Matthias Strack ein @twittcoach will mir f ' - twitter com bobbes status 13013270613

Zwei Dinge aber möchte ich gerne festhalten, und diese sind auch der Grund für den Blogeintrag:

1. Ich habe oft den Eindruck, dass viele interessierte Internetbenutzer in Deutschland in Twitter nur eine reine Zeitverschwendung sehen, die ohne sinnvollen Output daherkommt und bestenfalls der leichten Unterhaltung dient.

Für diese Annahme muss ich nicht auf das aktuelle Beispiel von Herrn Grupp zurückgreifen, der als CEO von Trigema dieser Tage ein paar unglücklich gewählte Worte zum Thema Twitter gefunden hatte – und damit fast die gesamte deutschsprachige Twitterspähre gegen sich aufgebracht hatte.

Da ich Herrn Grupp bei der Nutec als sehr zuvorkommend erlebt hatte, der sich als Offliner seine E-Mails offenbar auch von seiner Sekretärin vorlegen lässt, stört mich so ein Kommentar eher weniger. Jedem seine Kernkompetenz.

Nein, vielmehr sind es die vielen anderen Twitter Benutzer, die dort angemeldet aber wenig aktiv sind. Die Teilnehmer der modernen Wissensgesellschaft, die über eine eigene E-Mail Adresse verfügen und es eigentlich besser wissen müssten. Gerade bei diesen Menschen bemerke ich oft eine gewisse Erwartungshaltung, ein Hoffen auf sinnvolle Beiträge.

Für diese Annahme muss man gar nicht zwischen den Zeilen lesen – der Unmut über die Fehlleistung von Twitter wird an verschiedenen Orten kund getan. Für mein Verständnis ist das eine typisch deutsche Eigenart – erstmal alles schlecht machen was man nicht gut findet. Dass man sich dadurch auch Chancen auf ein Weiterkommen verbaut, wird dabei scheinbar nicht bedacht.

Beim Bloggen auf AfriGadget.com habe ich gelernt, dass die amerikanische Sichtweise – erstmal alles toll finden – gar nicht so verkehrt ist. Dinge müssen nicht perfekt sein, müssen nicht 1A abgesichert sein damit sie funktionieren.

Genau aber dieses “perfekte” merke ich oft bei meinen Mitmenschen hier in Deutschland. Ich nehme mich da auch nicht aus und habe auch einen gewissen Perfektionismus in manchen (vor allem technischen) Dingen. Mit diesem Perfektionismus kommt man aber oft nicht weiter, oder ärgert sich gar.

Zurück zur Glaubensfrage und der Nutzung moderner Medien: Professor Peter Kruse hatte es ja letztens auf der re:publica 2010 so trefflich beschrieben: “Die Social Software des Web 2.0 ist ein Angriff auf die etablierten Regeln der Macht und erzwingt ein grundlegendes Umdenken.”

Eine Erkenntnis, die wir schon im März 2000 in der BrandEins zum Thema Cluetrain gelesen haben. Auch wenn es das Thema Web 2.0 damals in dieser Form noch nicht so gab.

Etabliert ist nämlich auch der – herkömmliche – Ansatz zu Wissen, das in der Vergangenheit in Büchern und anderen schlauen Medien zu finden war. Heutzutage aber, so empfinde ich es zumindest, lassen sich für mich brauchbare Infos auch über Twitter finden.

Oder anders gesagt: bei all dem digitalen Rauschen, das es in Twitter mitunter gibt, finde ich doch öfter die gewünschten Infos über social tools wie Twitter oder Delicious. Für mich ein nicht zu unterschätzender Nutzen und einer der Gründe, wieso ich selbst solches Wissen bei Twitter verbreite (hier: Erfahrungen mit Produkt A).

2. Das Cluetrain Manifest aus 1999 lehrt uns in seiner ersten These:

“Markets are conversations”.

Genau SO nehme ich Twitter wahr. Als öffentlicher Marktplatz, auf dem eben nicht nur (Wissen) gehandelt wird, sondern auch Neuigkeiten ausgetauscht werden.

Eigentlich sind das total banale Aussagen, aber man muss sie manchmal wiederholen, weil viele Menschen die Brücke zwischen der analogen und digitalen Welt nicht so wahrnehmen.

Ein gutes Beispiel hierfür sind die Nichtregierungsorganisationen, deren Antwortverhalten/Konversationsverhalten mein Kollege Christian Kreutz letztens in einem kleinen Praxistest untersucht hat.

Es stellte sich heraus, das die meisten großen Organisationen das Thema Twitter (oder auch Facebook/YouTube/etc., siehe hierzu auch die Studie von Katrin Kiefer) zwar irgendwie betreiben, es aber nur als weiteren Kanal verstehen, um einseitige Pressemitteilungen herauszuschicken. Dies mag sicherlich politische, personalpolitische, organisatorische oder finanzielle Gründe haben, aber es zeigt doch ganz eindeutig, dass das Thema Twitter & Co noch nicht überall angekommen ist.

Meine ehemaligen Kollegen bei der GTZ im Bereich der nachhaltigen Sanitärsysteme haben Twitter mittlerweile auch für sich entdeckt und auch recht schnell die Vor- und Nachteile von Twitter erkannt. Twitter ist zeitintensiv und bedarf einer gewissen Nachhaltigkeit, fördert auf der anderen Seiten aber auch Konversationen, die sonst vielleicht nicht möglich wären. Das ist ein Mehrwert, der von meinen Kollegen erkannt und nicht ausgeschlossen wird. Und das alles bei einem Thema, wo offen über Dinge wie Fäkalien und Urin diskutiert wird. Dinge, die bei vielen eher Unbehagen auslösen oder aus Desinteresse ignoriert werden. Müsste man man nicht gerade bei solch schwierigen Themen die Diskussion(en) via Twitter & Co herbeiführen?

Auf beiden Seiten des Rechners sitzen Menschen. Hört sich ziemlich banal an, ist aber entscheidend für Onlinekommunikation. Menschen, die man erreichen will. Oder vielleicht auch nicht.

FireShot capture #003 - 'Twitter mareike dauert manchmal ganz schön ' - twitter com i need coffee status 13480118803

Sprache ist nämlich auch so ein Thema. Ein gutes Beispiel sind für mich die Twitterlesungen, wo Tweets oft im gleichen Stil geschrieben worden sind. Müsst Ihr mal drauf achten. Ich nenne das die Berliner Coolness. Tweets, die für sich oder aufgezählt witzig und cool (“avantgardistisch”) klingen, im Gesamtbild aber – zumindest für mich – vor allem auch verdeutlichen, dass Twitter in diesen Tweets nur die “Twitter ist ein PA-System”-These darstellt.

Derek Sivers, von dem dieses “Twitter ist ein PA-System” kommt, schreibt auf seinem Blog allerdings auch:

“Deshalb habe ich zwei Profile auf Twitter und Facebook. Eines ist öffentlich, für jeden. Eines ist privat, nur für 20 enge Freunde. Ich empfehle das sehr.”

Wäre ich so berühmt wie er, würde ich es sicherlich ähnlich machen. In seinem Kontext ist Twitter also ein PA-System. Und weil ich seine Blogartikel oft interessant finde, klicke ich dann auch auf die Links in seinen Tweets. Was für ihn funktioniert, muss für andere aber noch lange nicht funktionieren. Wenn ich Derek erreichen will, schreibe ich ihm eine E-Mail.

Die Mareike (?) oben aus dem Screenshot, Psychologiestudentin hier in FFM, kenne ich nicht persönlich, finde ihre Tweets aber interessant & folge ihr bei Twitter. Gesprochen haben wir noch nie miteinander, was ich irgendwie etwas schade finde. Immerhin wohnen wir ja in der gleichen Stadt. Es ist eine einseitige Kommunikation. Aber dennoch: Kommunikation.

Auch so funktioniert also Twitter. Für viele mag das die Regel darstellen – dieses einseitige Absetzen von Meldungen ins Datennirwana. Für mich selber ist es eher die Ausnahme bei privaten Konten.

FireShot capture #004 - 'afritwit (afritwit) on Twitter' - twitter com afritwit

Um Kommunikation geht es mir auch beim Twitterkonto @afritwit (“pooling all African Twitter users”), bei dem ich vor allem Afrikabezogene Inhalte von anderen Twitterbenutzern aufgreife, wiedergebe und somit hoffentlich für ein besseres Verständnis des komplexen Kontinents Afrika beitrage – dem man mit so einem Twitterkonto natürlich niemals richtig gerecht werden kann. Aber dennoch, ein Ansatz, der auf eine ganz andere Zielgruppe abzielt und sich nicht nur aufs Wiedergeben von interessanten Tweets versteht (wohl aber, im Gegensatz zum privaten Konto, für diesen Zweck hauptsächlich benutzt wird). Ich erwähne dies hier nur als Beispiel, denn es ist in der Praxis ein riesiger Unterschied, ob man ein Twitterkonto, eine Facebookseite oder Youtubekanal privat oder für eine Mission betreibt.

Mission. Ich glaube mein persönlicher Grund, wieso ich Twitter seit diesen drei Jahren auf privater wie auch geschäftlicher Seite nutze, ist der, dass ich aus diesem ganzen digitalen Rauschen und den vielen, kleinen, oft zu kurzen Meldungen einen unheimlichen Mehrwert ziehe, den ich sonst nicht, oder nur eher umständlich bekommen würde. Dafür aber investiere ich auch ganz bewusst Zeit und Energie.

Ebenso “entfollowe” nicht gleich jedem Nutzer, der seinen Frust auf Twitter auslässt, weil mich seine Rechtschreibfehler nerven oder “ich diesen ganzen Müll lesen” muss. Insofern halte ich auch Dinge wie das Verhältnis “Following” zu “Followers” für nicht so wichtig. Mittlerweile gibt es ja eine ganze Industrie, die sich mit diesem Thema beschäftigt, rankings herausgibt und Twitter-Persönlichkeiten präsentiert. Für die Breitenwirkung mag das vielleicht relevant sein. Für mich nicht.

Daher meine Frage: nutzt Ihr Twitter, und wenn ja, wie? Comments, pls!