Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben…

Ingrid Laurien: Kenia, Ein Länderporträt

tl;dr Vorsicht, sehr langer Blogpost mit Anmerkungen zum Buch und eigenen Gedanken.

Letztens beim Stöbern in der Bibliothek der Bundeszentrale für politische Bildung habe ich dieses Buch über Kenia gefunden: Kenia, ein Länderporträt, von Ingrid Laurien.

Natürlich hatte ich es sofort bestellt und jetzt im Urlaub endlich gelesen, in einem Rutsch durchgelesen, was bei mir eher selten ist, da ich meistens nur Fachbücher lese und diese relativ langsam. Der Themenkomplex Kenia ist mir aber so vertraut und auch an die Autorin erinnere ich mich, weil sie einerseits mit meinem Vater zusammengearbeitet hatte und andererseits auch, weil sie mit ihrem kleinen, weißen 4WD Minibus immer sehr auffiel, und als jugendlicher Technikmensch behält man eher diese Dinge in Erinnerung. Erst Jahre später, nachdem man sich ebenfalls seit fast 30 Jahren mit dem Land und seinen Themen beschäftigt hat, sieht man viele Dinge ähnlich wie die Autorin. Continue reading “Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben…”

Du alltid att vara hos mig

Bucht bei Ajo
Hier im Urlaub in Nordspanien erreichte mich dieser Tage die schreckliche Nachricht, dass eine liebe Freundin in Niger beim Autounfall ums Leben gekommen ist. Nur 34 Jahre alt geworden, betrieb sie bis dahin eine von der Familie im Jahr 1987 in Niger gegründete Stiftung, die sich vor allem der nachhaltigen Landwirtschaft in Niger gewidmet hatte. Nachhaltig im Sinne von: wenn man die Samen der Pflanzen nicht erst in einer Baumschule anzüchtet, sondern direkt am Zielort anpflanzt, können sich auch die tieferen Wurzeln ausbilden und der Pflanze so ein Überleben in den Trockenzeiten ermöglichen.

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Overlay SIM für mobile Bankgeschäfte

Während wir in Deutschland auf die ultimative Lösung bei mobilen Bezahlsystemen warten und immer wieder die Datensicherheit in Frage stellen, macht man sich in anderen Ländern diesbezüglich weniger Sorgen. Sorgen um die Manipulierbarkeit eines ohnehin schon wackeligen Mobilfunksystems, dessen Sicherheit für eine größere Kundenzufriedenheit und niedrigere Gebühren bereitwillig geopfert wird. Bedenken gibt es da höchstens seitens der Politik, die hier gierig die Hand auf hält und eine Einnahmequelle sieht.

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The Difference

The difference between being an explorer and a celebrated explorer is: writing and sharing.

I remember having attended a reading by Thesiger at the British Council in Nairobi in 1994? and would certainly like to go back in time and ask this old man a few questions that I didn’t come up with 19 years ago.

Still, what I really appreciate about these explorers is their ability to share their experiences in written form. I wonder if this quality would still be possible today.

The Unfolding of yellow-orange books

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Bought this book (2nd hand) about (some of the) Writing systems of Africa (by Saki Mafundikwa) because of Emeka’s tweet, EY’s post on Sokari’s blog and Jepchumba’s review.

Another book I’d like to mention is “The Unfolding of Language – The Evolution of Mankind’s Greatest Invention”, by Guy Deutscher (he’s a British guy, btw :-).

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I could go on and give you a review on these books, tell you how the issue of ancient writing systems in Africa actually matters, how languages change(d) with time and that I suddendly felt a need to use this wonderful costruct “The Unfolding of..” for the headline, but I am actually busy procrastinating a very important task and also got hold of a kit (that) I’ll *need* to reassemble today, so stay tuned for another blog post from me today.

(“being busy procrastinating” – oh my, I love this oxymoron…)

“the Africans”

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Why are there books (like the selection pictured above) & online publications on post & neo-coloniaslim in Africa as well as important recent developments on the African continent on one hand IF on the other hand I am still terribly at unease writing about “the Africans”?

It’s not just the term “the Africans”, but also my arrogance to write about a third party.

I just found myself deleting an e-mail I had written to a client explainig the use of social media platforms by “the Africans”, because: who am I to explain e.g. what motivates “the Africans” in using social media tools (unless we are talking about Facebook Zero and other free stuff / communities)?

Would my reader be prepared enough to spot the difference between the stuff I know (facts), I assume (observations) and define as a conclusion?

Could the term “the Africans” only be possible when we’re also using “the Europeans”? Are these terms only used outside their initial territory?

My passport says I am German and I often also act that way, but to be honest: I know more about “the Africans” than about “the Europeans”. Does this qualify me to write an e-mail about “the Africans” – if instead I am maybe only talking about a certain age group from a region or about common user behaviour that’s rooted deep down in a historical context (like the lack of Intellectual Property Rights as argued by J.Shikwati & others)?

And: is this self-criticism a typical German thing?

Dein Tag für Afrika

Heute mittag trudelte der IKEA Newsletter ein, bei dem ich auf folgende Aktion stoß:

ikeaaktion

Aktion Tagwerk. Nette Website, interessanter Wikipediaartikel dazu.

Für Bildungsprojekte bin ich immer zu haben, auf meinem Webspace läuft auch das The Nest Home Blog, ein Kinderheim außerhalb Nairobis, das sich (vor allem) um die Kinder inhaftierter Mütter kümmert.

Insofern dürfte ich mich eigentlich nur freuen, denn (christliche) Nächstenliebe ist immer gut & ganz weit oben auf meiner Werteskala.

Dennoch – und das schreibe ich jetzt nicht, weil ich in typisch deutscher Art erstmal alles schlecht machen möchte: wieso ausgerechnet Afrika?

Wieso wird immer nur Afrika als Synonym für Armut und Elend verwendet? Was ist mit Kindern deutscher HartzIV Empfänger? Geht es denen nicht auch schlecht? Wer kümmert sich um deren Bildung?

Klar, weil es in “Afrika” oft keine richtige Berufsausbildung gibt, Universitätsausbildungen teuer sind und/oder nur den gleichen, praxisfernen Frontalunterricht bieten, wie wir ihn schon von den oft schlechten Schulen kennen. Ist ja auch ein kulturelles Problem in einer Gesellschaft, in der es wenige Widerworte gegenüber den Älteren gibt.

Hilfe zur Selbsthilfe, Hilfe zu einer besseren Bildung – sofern überhaupt erwünscht – finde ich gut und beachtenswert.

Hilfe ja, Generalisierung nein.

Was mich stört: dass dort Afrika steht. Wieso diese Verallgemeinerung?

1. Der afrikanische Kontinent ist bisweilen vielseitiger als Europa. Wer das nicht glaubt und nur nach dem Armutsgefälle urteilt, hat “Afrika” noch nicht richtig erlebt.

2. Welchen Einfluss auf das öffentliche Bild “Afrikas” hat so eine Aktion?

3. Es ist ja nicht das erste Mal, dass “Afrika” als Synonym bzw. Platzhalter für Spendenaktionen verwendet wird. Ein Beispiel wären Wasserprojekte, wie ich sie in der Vergangenheit schon kritisiert habe und die meiner Meinung nach falsch sind. Es ist eigentlich eine ganze Industrie, die dahinter steckt. Menschen, die viel ehrenamtlich helfen, und andere, die damit ihr Einkommen haben.

Ein ganz krasses und aktuelles Beispiel ist das von TMS Ruge auf projectdiaspora.org dokumentierte #1millionshirts Dilemma, wo ein unwissender T-Shirt Vermarkter aus den USA über Videos dazu auffordern wollte, dass man seine alten T-Shirts zusammensucht und mit nem Dollar als Transportgebührenspende zu ihm schickt. Wollte er dann als Container nach Afrika schicken. Zeitlich passt das gerade gut, denn gegen Ende April werden die Steuererklärungen eingereicht, und so eine nette Spende läßt sich immer gut mit der Steuer verrechnen. Leider hatte der gute Mann nicht bedacht, dass es in vielen afrikanischen Ländern eine Textilindustrie gibt, die eh schon stark mit importierten Kleiderspenden konkurriert (welche übrigens fast immer verkauft werden – nix kostenlos wie bei uns in der Kleiderkammer..).

4. Aus unserer, europäischen Sicht mag an der Begrifflichkeit “Afrika” kein richtiges Problem aufkommen, aber bei so einer Verallgemeinerung müssen wir uns dann auch nicht wundern, wenn wir vor den Toren Europas afrikanische Wirtschaftsflüchtlinge haben, die dann in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Niedriglohnsektor anschaffen und “Europa” als Land der Möglichkeiten wahrnehmen.

Kurz: ich habe ein richtiges Problem damit, wenn bei so einer Aktion von “Afrika” gesprochen wird. Und dabei betreibe ich selber ein Twitterkonto mit dem Namen @afritwit und blogge bei AfriGadget.com, wo wir auch von “Afrika” sprechen (wohlweislich, dass man mit English als Blogsprache nicht mal die Hälfte erreicht und überhaupt…). Die Toastscheibe mit den Formen Afrikas ist natürlich schon ein guter Teaser, auch wenn thematisch falsch (es geht ja um Bildung, nicht um Ernährung).

Gibt es da keine bessere – all inclusive – Vermarktungsstrategie als das Wort “Afrika”? Bei AfriGadget ist das Wort zumindest positiv besetzt (“Solving everyday problems with African ingenuity”). So etwas – eine positive Botschaft – würde ich mir auch für solche Spendenaktionen wünschen. Damit “Afrika” nicht nur als bemitleidenswertes Hilfsprojekt wahrgenommen wird.

SocialBar Frankfurt

The following blog post will be in German, as it is about an event that took place in Frankfurt this Wednesday evening. Following the Twitter back channel conversations during last week’s Ignite Frankfurt event (where attendees criticized the use of English instead of German), I realized that in order to reach those who are targeted, I will have to use their language. So the following will be a recap of the SocialBar event and a few thoughts about it – in German.

For those interested, the presentation I gave about AfriGadget tonight is very similar to the one I had given in London last year – only updated a few slides and included links to sites like appfrica.com, projectdiaspora.org or semasource.org. The reasoning is the same from my post back then, even my motivation for giving a talk on AG is pretty much the same. Imo, it’s all about giving another picture of “Africa”. One that may be different from what is usually known via the (partly biased) media. My colleague Steve Mugiri also presented AfriGadget during the TEDxAtlanta event on January 26 – if you can, pls check out his video. I also like it that everyone of us at AfriGadget has his/her own perspective & motivation for AfriGadget – and uses a different approach to highlight our work.

I think I am very passionate about this subject, and I consider “passion” a driving force for a lot of good projects. But anyways, I digress and should probably continue in German.

Auf Deutsch also. Dies war nun die vierte SocialBar in Frankfurt, dieses Mal relativ gut besucht, ca. 13? Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen, mit verschiedener Motivation / Absichten / Erwartungen aber doch schon relativ ähnlichem sozialen und beruflichen Hintergrund.

Was ist eine SocialBar?

Laut der Website ist die SocialBar “ein Treffen von Weltverbesserern. Web-Aktivisten, Social Entrepreneurs, NGOs, ehrenamtliche Helfer, Politiker und Unternehmen mit sozialer Verantwortung kommen bei der Socialbar zusammen, um sich kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen und Kooperationen einzugehen.”

Trotz dieser Beschreibung wüsste ich aber immer noch nicht, wie man die SocialBar genauer beschreiben sollte – es ist eine Veranstaltung, an der interessierte Leute teilnehmen, die sich für soziale Themen interessieren. Sozial, im Sinne von: ich mache etwas, das ich nicht nur für mich alleine mache.

Vielleicht auch wegen dieser doch recht ungenauen Definition, meines eigenen Hintergrundes und der doch regionalen Unterschiede bei Events solcher Art (eine SocialBar in z.B. Berlin erreicht meistens ein anderes Publikum), kann ich natürlich nur für mich selber sprechen: ich empfinde die SocialBar als sinnvolle Veranstaltung, bei der ich vor allem Gleichgesinnte treffe, die sich “soziale Projekte” auf die Fahne geschrieben haben. Sei es aus beruflicher Natur, oder auch weil man in der Freizeit einen sinnvollen Beitrag für die Allgemeinheit leisten möchte und der 9-to-5 Tagesjob dies nur unzureichend ermöglicht. Und so kommen wir auch schon zum zweiten Vortrag des Abends: von Wolfgang Weicht über die “Coding Battle”, oder wie er es nennt: The Social Media Fight Club.

Kurz: mehrere Teams bestehend aus Programmierern, Konzeptern und anderen Kreativen arbeiten ehrenamtlich an einem Wochenende zusammen und als Teams gegeneinander, um einer NGO zu einer Website zu verhelfen.

Die Idee finde ich nach längerer Diskussion und einigen Bieren mit Wolfgang nicht ganz so verkehrt, aber vor allem interessiert mich daran natürlich die Frage, ob man in einer Stadt wie Frankfurt – die ich in diesem Bereich als sehr träge empfinde – eine kritische Masse von Leuten zusammenbringen kann, die in ihrer Freizeit – in einer (an den HipHop angelehnten) Battle oder auch einfach nur so – für Níchtregierungsorganisationen (de: NROs, en: NGOs) unentgeltlich und aus Spaß (!) an der Sache ehrenamtlich arbeiten wollen.

Die Frage nach der Teilnahme an so einem Event empfinde ich als sehr wichtig – immerhin funktionieren viele Einrichtungen in Deutschland nur deswegen, weil es ehrenamtliche Helfer gibt. Ohne direkte Bezahlung einfach mal schauen ob man im Kollektiv etwas erreichen kann – das empfinde ich als sehr spannende Idee. Klar, gibt es ja auch schon online in Form der Wikipedia – kollektives Zusammentragen von Wissen – aber die Leute dann von ihren Computerbildschirmen hin zu einem realen Treffen zu bewegen, wo sie sich aufraffen müssen und gemeinsam etwas erarbeiten – das ist schon anders. Und eben auf den Frankfurter Kontext bezogen. Leute anschreiben, motivieren, begeistern können, Leidenschaft wecken, hinterher sein und sicherstellen, dass sie auch wirklich kommen (ich hatte mich auch schon mal zu einem Treffen bei Wolfgang angemeldet und dann im letzten Moment abgesagt). Das ist alles irre viel Arbeit. Können die Organisatoren der SocialBar sicherlich auch bestätigen.

Ob die Coding Battle in dieser Form klappen wird – who knows?

Ob ich daran teilnehmen werde? Hell, yes! Weil:

“Leadership Lessons learned from Dancing Guy”, von Derek Sivers, dessen Videos eigentlich alle super sind, alleine schon wegen seiner netten Stimme.

Einen ähnlichen Ansatz hat uns dann noch Denis Engemann vorgestellt, Student der Psychologie & Philosophie, der uns von dem anstehenden WIRKCAMP 2010 (am 07.-09. Mai 2010) in Leipzig berichtet hat. Ein ähnlicher Ansatz also wie die Coding Battle, in Leipzig nennen sie es allerdings Synagieren – gemeinsam handeln: “wir bringen für 3 Tage engagierte Menschen in kleinen Projekten zusammen”.

Laut den auf der Website angekündigten Arbeitsgruppen wird es folgende Themen/Arbeitsschwerpunkte geben: Vegetarische Tage für die Uni-Mensa, Filmen für Nachhaltigkeit, Littlebird – Schmackhaft in den Arbeitsmarkt, Nachhaltigkeit im Internet und Konsum Global Leipzig. Aus studentischer Sicht macht dies alles schon irgendwie Sinn.

Am Ende des Abends bleiben für mich die folgenden Fragen: welche Themen sind die ultimative Garanten für eine Mitarbeit von Freiwilligen? Wie kann ich eine möglichst interessierte Anzahl von Mitbürgern zu einem unentgeltlichen Projekt bewegen? Sind solche Aktivitäten ein Hinweis auf die Arbeitsweise in der Zukunft (kleine, dezentrale Projekte, vernetzes Arbeiten)? Inwiefern definieren wir uns mit so einem – bisher nur ausserberuflichen – Ansatz heute schon die Arbeitswelt von morgen? Und: inwiefern unterscheidet sich eine SocialBar in Frankfurt von einer SocialBar in Dresden, Berlin, Bonn oder Hannover?