Mieten statt kaufen

Heute habe ich mit einer Bekannten/Kundin telefoniert, deren ältere Hardware so langsam an ihre Grenzen kommt und eigentlich mal ausgetauscht werden müsste. Aufgrund der aktuellen Lage hat sie wenige Aufträge und dementsprechend ein geringeres Einkommen. Der Computer und das Telefon sind aber wichtig, und es sollte auch keine Billiglösung sein, sondern neuere Versionen der alten Systeme. Hier also ein MacBook Air und ein iPhone. Die Standardausstattung bei vielen von uns Selbstständigen.

Und: Es sind Arbeitsgeräte. Die müssen einfach funktionieren.

Gebrauchte Hardware

Früher war ich großer Fan der Business-Laptops von Dell, schrieb mehrmals darüber, finde die aber seit dem Aufkommen der Apple Chips und AMD Ryzen CPUs nicht mehr so toll. Vor allem die hohe Umwandlung der elektrischen Energie in Wärme bei den Geräten mit intel-Prozessoren bis zumindest deren 10er Generation hat mir den Spaß an den intel-Laptops (mit Windows oder Linux) verdorben. Und wer einmal mit macOS und Apple Hardware gearbeitet hat, wird schwer wieder umzustimmen sein.

Man könnte an dieser Stelle also gebrauchte Apple-Hardware empfehlen, so wie das bis zur Einführung der Apple Chips (M1, M2 usw.) auch oft der Fall war. Mein Vorgänger hat seinen Kunden öfter gebrauchte iMacs organisiert, die wesentlich langsamer altern und eigentlich auch recht zuverlässig funktionieren. Und zwar im 24h Dauerbetrieb!

Gebrauchte Hardware hat ihre Vor- und Nachteile. Es KANN nachhaltiger sein, wenn Hardware länger im Betrieb ist weil dann nichts neues an seiner Stelle produziert werden muss. Die Kosten spielen sicherlich auch eine große Rolle. So ist gebrauchte Hardware – gerade im PC-Bereich – oftmals sehr viel günstiger als Neuware und für die meisten Zwecke ausreichend. Früher war das so meine Empfehlung wenn jemand mit einem Hardwarewunsch zu mir kam. Vor Corona und vor den HomeOffice-Zeiten war gebrauchte Hardware auch noch erschwinglicher.

Geschlossene Systeme

Der große Nachteil bei gebrauchter Hardware ist aus meiner Sicht, dass wir es zunehmend mit Systemen zu tun haben, die von uns Kunden nicht mehr gewartet werden können. Die Festplatte am iMac austauschen? Bis Baujahr 2012 relativ leicht. Seit 2013 nur wenn man die vollverklebte Displayeinheit schadensfrei demontieren kann. Oder die MacBooks: Bis 2015 noch etwas aufrüstbar, spätestens seitdem aber ist alles fest verlötet oder verklebt. Oder die iPhones: Früher konnte man für 10 EUR bei eBay einen Akku kaufen und den mit etwas Geschick selber einbauen. Heutzutage kann man das zwar auch, benötigt dafür aber allerhand Zusatzgeräte und die lohnen sich eigentlich nur, wenn man mehrere iPhones überarbeitet. Außerdem: Wer haftet für Schäden durch die Werkstatt oder beim DIY-Umbau? Für einen Displaywechsel bei einem iPhone 12 zahlt man ohne AppleCare+ bei Apple derzeit 339 EURFür einen Akkuwechsel 74,99 EUR. Das sind doch verrückte Preise, die mir vor allem eines verdeutlichen: Die Reparatur der Geräte ist technisch machbar, wird aber teuer bezahlt und ist außerhalb der Gewährleistungspflicht aus meiner Sicht nicht wirklich empfehlenswert.

Apple Kosten Displayreparatur
339 EUR kostet der Displaywechsel beim Apple iPhone 12. Stand: 17.09.2022

Eigentum vs. Besitz

Was bringt mir dann also das EIGENTUM an einem Gerät, das ich nur für sehr viel Geld reparieren lassen kann? Das ich zwar benutzen kann, das mich aber selber nichts verändern lässt? Noch schlimmer: Ich habe die volle Verantwortung für das Gerät, muss mich um die Funktion, den Betrieb, die Wartung und am Endes seines Lebens um die Entsorgung kümmern. Müll ist immer auch eine Frage der Verantwortung.

Am Ende möchte ich als Konsument eigentlich nur ein aktuelles Gerät haben, das gut funktioniert.

Eigentlich seit 2005 schon blogge ich über dieses Thema immer mal wieder, aber es ist in Deutschland so mühsam, über die Alternative des Mietens zu schreiben, weil gerade der deutsche Verbraucher oft der Eigentümer (vs. Besitzer) einer Sache sein möchte. Wenn schon wenig Wohnungseigentum (die meisten wohnen ja zur Miete), dann wenigstens ein eigenes – “abbezahltes” – Ding (Auto, Küche, Wohnungseinrichtung, Computer, Smartphone, usw.). Damit ist aus meiner Sicht aber nichts gewonnen.

Überhaupt ist beim Thema Finanzierung in vielen Köpfen immer noch die Vorstellung, dass eine Sache einen Wert X hat, der in einem Zeitraum komplett abbezahlt werden muss. So als wenn das Eigentum an einer Sache das Optimal wäre. Dass man für eine Sache aber auch nur für die Dauer der Nutzung einen Betrag bezahlt (der natürlich Abnutzungskosten beinhalten kann) und das Ziel gar nicht dieser Nullbetrag ist, das wollen viele Leute irgendwie nicht verstehen. Denn was ist eigentlich wichtiger? Das Eigentum oder der Nutzen?

Kreislaufsystem

In meiner idealisierten, von Cradle to Cradle beeinflussten Welt wären wir als Konsumenten nicht mehr Eigentümer einer Sache, sondern Nutzer. Würden die Geräte nicht mehr kaufen müssen, sondern ihre Leistung mieten. 5000 Wäschen statt einer Waschmaschine (mit oftmals nur Kunststoffbottich, dessen Reparatur oft nicht lohnt). Auto zur Miete, so wie es oft schon der Fall ist, aber oft nur aus steuerlichen Gründen als Finanzierungsmethode angewandt wird. Das Sofa oder die Küchenzeile, die heutzutage eh nicht mehr so lange halten wie früher und öfter ausgewechselt werden. Oder eben das Smartphone und der Computer, die für eine Dauer von 2 Jahren gut funktionieren sollen und dann oft ersetzt werden.

Nach der in Deutschland vorherrschenden Denke beim Thema Umweltschutz poppt spätestens jetzt ein großes “ABERRRR!!!!” auf.

Ja, dieser Planet braucht nicht mehr und mehr Produkte und die Produktion schlechter, umweltbelastender Dinge muss deutlicher reduziert werden. Und die meisten meiner LeserInnen werden ihre Smartphones sicherlich länger als 2 Jahre nutzen wollen, auch alleine schon weil sie keine Lust auf den ständigen Wechsel haben (Stichwort: OnlineBanking).

Aber jetzt kommt es: In meiner idealisierten Welt bleibt der Hersteller Eigentümer der Geräte und der darin verwendeten Materialien. Denn darum geht es doch: Um den Materialwert. Der wird immer weiter steigen. Alles wird teurer. Und es geht um Produkte, die bisher so gestaltet wurden, dass sie möglichst kostengünstig produziert werden und am Ende als Müll beim Konsumenten landen. Sicherlich kann man gebrauchte Hardware verkaufen. Aber bei irgendwem landet der Schrott dann, wird zerlegt oder auch nur thermisch verwertet. Genau dieses System muss man ändern, wenn wir den Planeten retten wollen. Weg von dieser Einbahnstraße, hin zu einem Kreislauf. Einem Kreislaufsystem, bei dem die stoffliche Zusammensetzung optimiert ist und die verwendeten Materialien als technische oder biologische Nährstoffe betrachtet werden. Und das geht nur, wenn wir den kompletten Weg betrachten und Nutzungsszenarien hinterfragen.

Kostendruck

Vermutlich wird es am Ende nicht die EU mit ihren Vorgaben sein, die die Hersteller zum Umdenken bewegt, sondern die reinen Materialkosten und der ständige Drang, die Kosten von Anfang bis Ende zu optimieren. Bei der Vermietung – idealerweise nicht nur eines Gegenstands, sondern seiner Leistung – haben alle beteiligten Parteien einen genauen Überblick über die Kosten, können besser kalkulieren und Produkte vor allem auch besser gestalten. So können Sie Materialien verwenden, die vielleicht mehr kosten, dafür aber nicht toxisch sind. Sie bleiben weiterhin Eigentümer dieser Materialien, es liegt also in ihrem eigenen Interesse, sich da keinen Sondermüll ans Bein zu binden. Und die Geräte müssen nicht mehr reparierbar gemacht werden, weil sie außer dem Hersteller eh niemand reparieren darf. Idealerweise zahlt der Verbraucher auch nicht für das Gerät an sich, sondern für die damit mögliche Leistung.

So wie wir heute schon keine kompletten Musikalben mehr kaufen, sondern nur noch einzelne Musiktracks laden und die meisten Nutzer sowieso nur streamen, so wird dieses Nutzungsverhalten aus meiner Sicht auch auf andere Bereiche übertragbar sein. Dinge und Dienstleistungen werden nicht mehr gekauft, sondern für einen bestimmten Zeitraum angemietet. Werden modularer sein. Leistungspakete in kleinere Häppchen aufgeteilt. Wer sie länger nutzen möchte, zahlt den Preis weiter und kann irgendwann auch Eigentümer sein. Hat dann aber auch die Verantwortung für das Gerät. Mit all seinen Nachteilen und Verpflichtungen.

Ein Beispiel wären bei mir Apple AirPods der 3. Generation und der Pro. Ich habe mir diese beiden Paare nicht gekauft (jeweils um die 200 EUR), sondern jeweils für die Dauer von 12 Monaten angemietet. Für die 3er zahle ich 7,90 EUR im Monat, für die Pro 9,90 EUR. Die Pro habe ich jetzt 1 Jahr und kann sie zurückschicken. Dann werde ich mir die Pro 2 anmieten. Ich weiß nicht was der Anbieter mit diesen gebrauchten AirPods macht, vermutlich verkaufen an einen Verwerter, der sie günstig refurbishen wird. Aber diese Generalüberholung ist bei den AirPods nicht so einfach, weil der alte Akku ausgelötet, der neue eingelötet und verklebt werden muss. Das gibt es auch nicht von Apple, nur von einem Drittanbieter (einem StartUp in den USA sowie diversen Werkstätten in China). Ideal ist das nicht, denn eigentlich sollte der Hersteller sie so konstruieren, dass sie zumindest von ihm in seine Einzelteile zerlegt und recycelt werden können.

Alternative?

Aber was wäre die Alternative? Die Alternative ist die Realität bei vielen Konsumenten, dass man diese AirPods kauft und sich dann darüber ärgert, dass sie irgendwann nicht mehr richtig funktionieren. Und dann bleibt man auf diesem Sondermüll sitzen.

“Aber ich bin dann immerhin der Eigentümer und kann das MacBook/iPhone dann immer noch weiterverkaufen”, ja, kannst Du. Wird bei Apple auch fast immer funktionieren, weil die Sachen immer verkauft werden können. Dieses Argument höre ich oft und natürlich rechnet es sich, wenn man einen Apple Laptop 5-6 Jahre lang betreibt, bis man auch nur annähernd auf die Idee kommt, den durch ein anderes Modell zu ersetzen. Im Einzelfall mag das anders sein, aber die Apple Geräte rangieren ja deutlich im Business Bereich (vs. Consumer). Im PC-Bereich sind die Business-Laptops auf eine Nutzungsdauer von 5 Jahren ausgelegt. Alles darüber ist ein Bonus. Wenn man also von diesen 5 Jahren ausgeht, dann sind 1200 EUR für ein MBAir schon ein sehr guter Preis. Und ganz ehrlich: Wenn es gute Hardware ist, die zuverlässig funktioniert, nicht nervt und als Arbeitsgerät die digitale Arbeit ermöglicht, dann sind 2000 EUR auch noch ok. Eigentlich ist jeder Preis ok. Aber den muss man dann auch bezahlen können. Aus meiner Sicht sind das alles Arbeitsgeräte, die einfach funktionieren müssen.

Die Alternative zur Miete ist also das Eigentum, das uns allerlei Verpflichtungen auflegt. Und die Produkte steigen meistens auch nicht in ihrem Wiederverkaufswert. Eigentum als Ziel ist also gar nicht so ein Wert bei den Konsumprodukten, wie er mitunter verstanden wird.

Beispiele

Bei Gravis/MacTrade gibt es zum Beispiel ein 2020er MacBook Air M1 mit der Einstiegskonfiguration für 30,90 EUR im Monat. Das heißt dort “Abo” (via C2-Circle . com) und man kann das Gerät am Ende ganz kaufen oder zurückgeben. Das ist für meine o.g. Kundin einfacher zu bezahlen als 1300 EUR auf einmal. Und eigentlich benötigt sie nur ein gutes, finanzierbares Gerät, das für die Nutzungsdauer X den Preis Y hat und ihr kein Loch in die Tasche brennt. Da ist so ein Angebot (oder kurzfristiger bei Grover.com, über die ich meine AirPods angemietet habe) deutlich komfortabler.

Eine andere Kundin von mir, die auch 2000 EUR in bar in einen neuen Computer investieren kann, hat sich letztens ein MacBook Pro angemietet. Ihr altes 2016er MBP hing arbeitsbedingt ständig am Ladegerät und der interne Akku war irgendwann aufgebläht (was bei meinem Dell Latitude E5470 übrigens gar nicht vorkommt, weil es dort einen Ladeschutz gibt – es hängt seit 4 Jahren dauerhaft am Netzteil und hat noch einen sehr guten Akku). Jedenfalls: Für die diese Kundin rechnet sich das mit dem MacBook Pro zur Miete (ca. 48 EUR / Monat) ebenfalls, weil sie dadurch ein besseres Gerät anmieten konnte, die Kosten überschaubar sind, es steuerlich auch irgendwie passt und vor allem die Verantwortung für die Hardware entfällt. Im Schadensfall kann sie es zurückgeben an den Händler und ein neues anmieten. Und ich meine damit nicht den Zeitraum der gesetzlichen Gewährleistungspflicht und eine freiwillige Garantie, sondern alles darüber hinaus. Das Gerät muss funktionieren. Da kann man nicht 3-4 Wochen lang bei Apple auf Ersatz warten. Daher: Mieten und sich nicht ärgern. Sie will das Gerät nur nutzen und sich nicht mit dem Elektroschrott belasten.

Das Ändern leben

Leider ist es so, dass die Frage nach der Finanzierung immer noch nur nach diesen Punkten A) Kosten und B) Nutzungsdauer betrachtet wird und der Systemwandel weg von Einbahnstraßen hin zu Kreislaufsystemen (i.e. der Hersteller bleibt Eigentümer und vermietet das Gerät nur) seitens der meisten Hersteller oft noch gar nicht gelebt wird. Die ganze Sicht- und Denkweise beim Konsum dreht sich eigentlich nur um diese Einbahnstraßen. Und aus dieser Produktions- und Konsumweise heraus ist es dann auch verständlich, wieso die allgemeine Einstellung zum Umweltschutz in Deutschland oft nur dieses “wir müssen weniger verbrauchen” propagiert. Als wenn der Konsum als Solcher das Problem wäre. Nein, es sind die Produkte und ihre Nutzungsszenarien, die falsch sind und zwangsläufig immer nur in einer Sackgasse landen. Wer aber seit 1962 in Deutschland in der Denkweise beim Umweltschutz argumentativ so festgefahren ist, kommt da schwer wieder raus. Das sehen wir schön an anderen Ländern wie zB den Niederlanden, wo der Anbieter Grover beheimatet ist. Sind die Niederländern diesbezüglich weiter als wir? Ich denke schon.

Ich glaube, dass ein anderes Eigentumsverhalten in Deutschland zumindest schon vieles verändern kann und die Bereitschaft immer größer wird, Dinge nicht mehr vollständig kaufen zu müssen. Natürlich muss sich noch sehr vieles ändern, bis die Produkte wirklich in einem Kreislauf verbleiben und wir sie bzw. ihre Leistung nur noch anmieten. Aber es sind alles kleine Schritte, und ich überlege jetzt ernsthaft, mein nächstes iPhone nur noch anzumieten. Derzeit zahle ich es mit 47 EUR im Monat ab. Aber es ist ein Arbeitsgerät und muss funktionieren. Im ersten Jahr hatte es einen guten Akku, dann wurde der rapide schlechter. Mittlerweile hält der Akku keinen Arbeitstag mehr durch. Ein iPhone 12! Das darf nicht sein. Und dann ärgere ich mich, dass ich bald der vollständige Eigentümer eines Handys bin, auf das ich angewiesen bin, das aber aber nach fast 2 Jahren schon einen so schlechten Akku hat, dass ich gerne ein neueres hätte. Bei der Miete muss ich mich nicht mehr darüber ärgern. Und das ist mir dann wichtiger als jetzt irgendwo noch einen Restbetrag durch den Wiederverkauf herauszuholen.

Wenn ich also in manchen Fällen die Anmietung statt den (Finanz-)Kauf empfehle, dann schaue ich dabei nicht auf Eigentum und Werte, sondern auf die Probleme, die ein Eigentum mit sich bringt. Natürlich ist der Restwert eines Gerätes immer ein gutes Argument, das oft schwer zu entkräften ist. Aus meiner Sicht macht die Anmietung derzeit vor allem bei den Geräten Sinn, die wir als Benutzer nicht warten / reparieren  können und bei denen der Akku nicht austauschbar ist. Dann lieber gar nicht erst langfristige Verpflichtungen eingehen, sondern nur nutzen und bei Leistungsabfall ersetzen. Das Leben ist zu kurz, um sich über defekte Hardware zu ärgern und in seinem eigenen Weiterkommen davon abhängig zu machen. Ich kenne zB einige Grafikdesigner, die noch mit alten iMacs herumkrebsen, weil sie kein Geld für die neue Adobe-Suite ausgeben oder sich nicht in die empfehlenswerte Affinity-Alternative einarbeiten möchten. Da wird dann so lange am alten System festgehalten, bis alle Zertifikat abgelaufen sind und nichts mehr geht. Man behindert sich selber im Weiterkommen, weil aus Angst vor der systemischen Veränderung lieber an den alten Dingen festgehalten wird. Und ein Mieten ist dann eine willkommene Alternative bzw. erleichtert den Umstieg auf ein neues System.

Update 02/2023

Die Airpods Pro 1 habe ich im Herbst 2022 durch Pro 2 ersetzt und eine Apple Watch 6 ist auch noch dazu gekommen. Alles angemietet. Die Pro 2 waren neu, die AW 6 kam gebraucht an und hatte dadurch auch einen gebrauchten Akku (97%). Aber das stört mich jetzt nicht weiter, weil ich sie nur für 12 Monate nutzen und dann zurückschicken möchte. Dinge jetzt nutzen, jetzt weiterkommen in diesem relativ kurzen Leben und das eigene Nutzungsverhalten hinterfragen. Was ist dann wichtiger? Sofortiger Nutzen oder Eigentum an einer Sache, die bisher so designed wurde, dass sie auch nur eine begrenzte Lebensdauer hat? Die goldene Taschenuhr meiner Ur-Großeltern kann ich gerne weiterreichen im Erbe, aber was wollen die Nachkommen mit einer Apple Watch oder ollen AirPods? Und wenn sich die Produkte in ihrer Nutzbarkeit ändern, dann sollten wir vielleicht auch unser Eigentumsverhältnis zu ihnen zumindest mal überlegen?

Author: jke

Hi, I am an engineer who freelances in water & sanitation-related IT projects at Saniblog.org. You'll also find me on Twitter @jke and Instagram.

2 thoughts on “Mieten statt kaufen”

  1. Ich bin da nicht so ganz einverstanden, JKE. Das Müllproblem wird hier imho völlig übetrieben. Wenn ich nach ein paar Jahren einen alten Rechner entsorgen muss… naja, dann ist da halt ein alter Laptop, der (in Deutschland) auf dem Recyclinghof landet, und teilweise wiederverwertet wird. Wird aber die Umwelt in dert Summe nicht wesentlich stärker belasten, als wenn ich eine alte Autobaterie, einen Müllsack voller Klamotten, oder einen Karton mit ausgedientem Kinderspielzeug entsorge. Solche Dinge hat man halt manchmal. In anderen Ländern, die kein richtiges Entsorgungssystem, und weniger Umweltbewusstsein in der Bevölkerung haben, würden ein alter Laptop oder ein altes Händie stattdessen wahrscheinlich auch länger benutzt werden – und damit auch seltener als Müll (dann jedoch auf einer wilden Deponie) landen.

    Ich war selber mal, Ende der 80er Jahre, sehr auf Umweltschutz bedacht. Damals war ich nicht nur Greenpeace-Mitglied, sondern auch in meiner Schule sehr engagiert: Es ging um Dinge wie ein Verkaufsverbot von Kakao in Tetra-Packs im Schulkiosk, um Mülltrennung, um Schulhefte aus Recyclingpapier, und gegen Plastikgeschirr und Styroporbecher auf Veranstaltungen. Das war nachvollziehbar und machte Sinn (und auch damals liebten wir “Umweltschützer” trotzdem unser eigenes Moped, kauften Klamotten, tranken Bier aus Einwegdosen, konsumierten Elektronik, und hatten Haustiere – ohne darin irgendwo ein Problem zu sehen). Mit der Hysterie, Panik und Doppelmoral der Jugendlichen von Heutzutage hatte das nichts zu tun. Inzwischen hört man eigentlich bei absolut allem immer nur noch “CO2”. Wann immer irgend eine neue Idee kommt oder etwas beantragt wird, kommen zuallererst die Bedenken wegen Klima.
    Mittlerweile hat das bei mir für den Gegenteiligen Effekt gesorgt: ich kann’s nicht mehr hören. Selbst Kühe sind inzwischen “Klimakiller” – weil sie Methan produzieren. Anstatt mich heutzutage noch dafür zu engagieren, geht es mir nur noch auf die Nerven.

    Meine Händies nutze ich immer um die vier Jahre. Meine Laptops eher noch länger, so lange bis sie irgendwann halt nichts mehr taugen. Aber nicht wegen Umweltbedenken, sondern weil ich nicht der Typ bin der ständig immer das Neueste haben muss. Im Augenblick habe ich hier ein Macbook, Baujahr 2013, liegen. Es funktioniert eigentlich einwandfrei, hat jedoch ein sehr nerviges Problem: ein Lautsprecher ist defekt, und brummt sehr laut. Zum Applestore gehe ich damit gar nicht erst, aber selbst der “Orient-Computer”-Laden um die Ecke hat da abgewunken. Das Ding ist Elektroschrott, hat aber fast 10 Jahre lang gehalten. Gern geschehen, Greta! Jetzt geh mir aus dem Weg, ich muss zu meinem Auto.

    1. Gude, danke für deinen Kommentar. Also mit Greta: Die sorgt immerhin dafür, dass wir das Thema verstärkter auf der Agenda haben und Deine Kinder vielleicht einen etwas weniger abgef*** Planeten vorfinden. Und ja, früher war das alles nicht so ein Thema, aber heute eben. Auch weil sich die Probleme teilweise exponentiell entwickeln und daher Dinge, die früher noch nicht so ins Gewicht gefallen sind, heute umso stärker sind. Und man sieht die Bedrohung teilweise auch nicht (Feinstaub, nukleare Strahlenbelastung usw alles so Dinge, die man ja nicht so direkt wahrnimmt wie andere Dinge => “kann nicht so schlimm sein”).

      Leider ist es (aus meiner Sicht) so, dass der Umweltschutz in Dland immer nur als dieses “reduzieren von” gedacht und betrieben wurde. Was ja auch nicht verkehrt ist. Weniger vom Schlechten. Weniger Umweltbelastungen. Aber diese “Verzichtskultur” ist viel zu einseitig und zu kurz gedacht. Weniger Konsum heißt irgendwann null Konsum? Das kann es doch nicht sein. Nein, stattdessen brauchen wir weniger vom Schlechten und mehr vom Guten. Mehr gute Produkte. Die nicht toxisch sind, die am Ende kein Müll sind, deren Stoffe im Kreislauf bleiben. Produkte, die von vornherein darauf entwickelt werden, dass sie eine Funktion erfüllen und nicht dass sie möglichst kostengünstig produziert werden können. Das geht aber nur, wenn der Hersteller immer Eigentümer bleibt und den Scheiss am Ende zurücknehmen muss. Wir zahlen dann nicht mehr dafür, dass der Kram uns gehört – und wir damit die beschriebenen Probleme haben (siehe Lautsprecher am Laptop) – sondern nur noch für die Leistung. Dann muss der Hersteller das zurücknehmen und zerlegen. Wir können es auch länger nutzen weil es von besserer Qualität ist (und nicht weil es nach 2 Jahren absichtlich langsamer wird). Und dann landet es nicht mehr in Afrika auf einer Deponie, weil es nicht mehr als Müll wahrgenommen wird, sondern als wertvoller Rohstoff. Abfall = Nahrung. Das ist die Idee dahinter. Man darf das aber nicht mit den Produkten von jetzt vergleichen. Natürlich ist es immer besser, wenn Produkte möglichst lange verwendet werden. Das sollen sie ja auch und das schließe ich mit meinem Blogpost auch nicht aus. Aber am Ende sitzt der Verbraucher halt auf dem Schaden am defekten Gerät und muss sich selber um Ersazt kümmern. Und schmeißt es dann irgendwann weg oder verkauft es – statt sich gar nicht erst darum kümmern zu müssen! Die Fluggesellschaften machen das doch auch so bei den Flugzeugen, die sind doch auch nur gemietet. Und da denkt doch niemand: “Ohh, wie schön wäre es, wenn der Kaufpreis von xxx Millionen unsere Bilanz schmälern würde”, sondern eher “ahh, cool, Risiko beim Eigentümer und wir fliegen die Kiste nur und wenn was kaputt ist muss der halt fixen”. So in der Art vielleicht vergleichbar? Verantwortung halt. Wer trägt das Risiko? Derzeit ist es die Gesellschaft gesamheitlich bei schlechten Produkten, aber es sollte der Hersteller sein.

      Zu früher noch: Ja, früher war es nicht so schlimm. Da gab es noch nicht so viel Müll, nicht so viele Menschen, nicht so viele kurzlebige Produkte. Aber es gab immer schon eine Wirtschaft, die immer nur kostengünstig produzieren wollte und jetzt 20-40 Jahre später ist es noch nicht besser geworden. Das ganze Bewertungsschema in der Wirtschaft und die Sichtweise auf die Materialien (Kosten- und Materialeinsatz) muss sich ändern. Dass es dann auch gut für die Umwelt ist, ist dann nur so eine gute Begleiterscheinung, aber sollte kommunikativ nicht im Vordergrund stehen, weil die Hersteller Umweltschutz oft nur aus Marketingsicht sehen und sonsts eigentlich nur die Kosten. Und daher gibt es immer wieder diese Kommentare gegen die arme Greta, weil sie aus einer Generation stammt, die noch mehr konsumiert als wir früher. Nur: Konsum als solcher ist nicht das Problem, sondern die Produkte. Und genau die müssen sich ändern.

      Andere Länder: Ja, Deutschland ist da sicherlich schon ganz gut dabei. Ich würde zB auch beim Verpackungswahn in den asiatischen Ländern anfangen. Und USA. Der mengenmäßig größte Müll entsteht übrigens im Bausektor!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *