Über meine gemalten Bilder schrieb ich hier zuletzt im Juli und August 2020. Jetzt in 2024 sind es ein paar mehr geworden, und ich möchte hier eine Auswahl vorstellen.

Manchmal muss man die Dinge einfach ausprobieren.
Inspiriert von dem einen US-japanischen Maler, der traditionelle japanische Maltechnik mit abstraktem Expressionismus kombiniert und über den ich im Juli schrieb, bekam ich Anfang August die fixe Idee, selber einmal etwas Malen zu wollen. Gerne auch im ähnlichen Stil, denn die Mischung aus blauen Türkistönen und Gold hatte es mir sehr angetan.
Im Wohnzimmer gibt es eine schmale Wandseite, an der gefühlt noch Platz für ein kleines, längliches Bild ist. Früher hing dort noch ein antikes japanisches Rollbild, aber seit der Ausdehnung des Bücherregals über die komplette Wandseite fehlt da einfach der Platz. Ich bin auch kein großer Freund von Bilder-Clustern, für mich reicht optisch oft ein Bild an einer Wand, das dort alleine für sich wirken muss. Sonst ist es mir zu viel und stört eher. Unterhalb der freien Wandfläche steht auch ein japanischer Hibachi, hier in der Form eines schweren Porzellangefässes. Hibachis sind eigentlich Feuerstellen, in denen die glühende Kohle auf Asche gelagert wird. Bei mir wird der als Blumentopf zweckentfremdet und verdeckt dabei eine hässliche Steckdose.
In der Vergangenheit hatte ich mir hierfür schon ein paar japanische Stoffe, Holzschnittdrucke und Fotografien aus einem japanischen Tempel organisiert, die aber alle viel zu massiv wirkten und daher nicht zum Einsatz kamen. Entweder also gar nichts hinhängen oder irgendwas leichtes, das idealerweise auch noch mit dem Hibachi harmoniert. Aber was? Selbermachen?
Nun ist es so, dass ich der Malerei gegenüber bisher eher passiv eingestellt war. Habe ich doch schon so viele kreative Bastel- und Nerdhobbys, die sich oft nur im stillen Kämmerlein abspielen. Und mit der Malerei ist es vermutlich auch so wie mit allen tollen Hobbys, in denen man viel Zeit und Geld verbraten / investieren kann. Dazu kommt noch diese innere Grundhaltung, dass Malen oder Zeichnen vielleicht eher diejenigen machen sollten, die das auch wirklich können. Aber vielleicht kann ich das ja auch?
Wenn man also ein intellektueller Mensch ist, der die Dinge vorher erst durchdenkt und dann oftmals gar nicht macht, weil man sich das Szenario im Kopf schon durchgespielt hat, dann ist das auch nicht gerade gut. Zumal es sich mit der Kunst auch so wie mit vielen emotionalen Dingen (~ der Liebe) verhält: In dem Moment muss dass einfach raus, und dann wird da auch nicht nach dem Sinn oder einer Absicht gefragt. Einfach machen und das Herz und den Kopf befreien, das war meine Anfangsmotivation und mittlerweile bin ich da etwas auf den Geschmack gekommen. Aber der Reihe nach:
Dieser US-japanische Maler also hat eine spezielle Maltechnik erlernt und für sich dahingehend optimiert, dass er Knochenleim mit mineralischen Farbpigmenten mischt und in mehreren Schichten auf großen Leinwänden aufträgt. Anschließend kommt Blattgold auf die Schichten und wird dort eingearbeitet. Diese Vorgehensweise habe ich aber erst jetzt bemerkt, als der Maler ein Video bei Instagram gepostet hat, in dem er diesen Vorgang aufzeigt.
In Ermangelung dieser Information hatte ich mir dieser Tage beim Fachgeschäft für Künstlerbedarf einfach mal selber mal interessante Farbpigmente und einfache Leinwände gekauft. Bei den Farbpigmenten nahm ich erst ein “Ultramarinblau dunkel” und ein “Eisenoxidgelb dunkel”, die sich beide sehr gut mit Wasser mischen ließen. Dass es da auch hydrophobere Pigmente geben sollte, fand ich erst später raus. Als Bindemittel verwendete ich ein einfaches Eitempera, also grobes Eigelb, Wasser und in Ermangelung weiterer Zutaten einfach nur Speiseöl. Funktioniert, ist aber sehr primitiv und suboptimal. Also zwei Tage später nochmal hin zum Laden und eigentlich wollte ich nur Leim kaufen, weil ich so diese fixe Idee im Kopf hatte, es wie der japanische Maler zu kombinieren. Dann traf ich im Laden aber einen sehr fachkundigen, älteren Fachberater, der mir nochmal die Möglichkeiten vorstellte und als Plan B auch einen matten Acryl-Binder in die Hand drückte. Dazu nahm ich noch Dammarfirnis und fand zu Hause auch noch frisches Leinöl.
Mein verwendetes Eitermpera besteht also aus zwei Eigelben (die ich wie in dem Video sorgfältig in Küchenpapier trockenrolle und dann vorsichtig ansteche, um auch die Haut ums Eigelb herum zurück zu behalten), dann kommen da noch ein gefühlter Teil Wasser, Dammarfirnis und etwas Leinöl rein. Gut schütteln, fertig. Die Farbpigmente werden dann mit etwas Wasser “angeteigt” und danach kommt das Bindemittel dazu – in der gewünschten Menge und dem richtigen Verdünnungsgrad. Es ist mir eigentlich auch der wichtigste Teil, also dass ich da über diese Pigmente und die eigene Herstellung des Bindemittels ein Gefühl für die Farbpigmente bekomme und es besser einschätzen kann. Und es ist mir auch wichtiger als irgendwo eine Farbtube aufzudrehen und fertige Farben zu verwenden. Auch wenn das sicherlich sehr viel bessere Ergebnisse erzielt. Der Weg ist hier das Ziel, gerade für so einen totalen Anfänger wie mich, der sich alleine schon an der immensen Leuchtkraft der Farben erfreuen kann.
Das Ultramarinblau ist aber auch so ein Burner. Es hat so eine lebendige Kraft. Dieses Blau mit dem Gold zusammen erinnert mich auch an den Ausdruck “blaues Gold” für Wasser, was etwas witzig ist, da ich Wasserwirtschaft studiert habe und Wasser so mein Element ist, sowohl in privater als auch beruflicher Sicht. Ich träume auch öfter von Wasser. Es ist also eine folgerichtige Kombination, die Mischung aus intensivem Blau und Gold, wie ich sie früher bei meinen bisherigen Bastelprojekten (mit Brokatstoff) bereits verwendet hatte und die mich teilweise auch an diese dekadente Mischung bei teuren Golduhren mit dunkelblauem Ziffernblatt erinnert. Blau und Gold sind wohl mein Ding, und ich habe das erst jetzt etwas besser verstanden.
Als “Gold” verwende ich nicht etwa das oben abgebildete Eisenoxidgelb, sondern einfaches Schlagmetall in goldener Farbe, das ich mal vor einer Ewigkeit bei eBay für genau so einen Anwendungszweck bestellt hatte. Dieser Tage kamen als Farbpigmente noch ein Phthalogrün und ein Scharlachrot hinzu. Das Rot ist auch wieder so ein Burner, das einem die Netzhaut wegbrennt, so gut kickt das innerlich. Das Phthalogrün hingegen ist Typ Einzelkämpfer, weil mega hydrophob. Lässt sich erst nach langer Bearbeitung mit dem Bindemittel vermischen, und mit dem bereits erwähnten Acryl-Binder auch eher nur klumpig. Vor allem aber ist mir der Anteil an Dammarfirnis bisher noch zu hoch gewesen, da muss ich nochmal ran. Aber auch die Erkenntnis, dass man jedes Mal ein anderes Ergebnis bekommt, je nachdem wie man sich das Bindemittel anmischt. Und dass es eben nicht am Farbpigment alleine liegt. Analog dazu die oben abgebildete Phase, in der ich Dinge mit Stoffen bekleben musste: Mit dem richtigen Sprühkleber hätte ich mir damals vielen Frust ersparen können. Aber solche Dinge weiß man erst man sie macht und daraus lernt.
Jetzt ist das Gold alle und ich bin mit der Bilderserie irgendwie fertig. Das Ergebnis ist fürs erste Mal und für mich persönlich ganz ok. Natürlich würde ich mir noch mehr Glanz wünschen und vielleicht kommt der auch noch, wenn ich die Bilder mit einem Spray fixiere. Aber so für den ersten Versuch und das Hereinschnuppern fühlt sich das für mich schon alles recht stimmig an.
Vor allem aber bin ich jetzt etwas auf den Geschmack gekommen mit der Mal- und vielleicht auch Zeichenkunst, denn eigentlich macht man das alles nur für das eigene Seelenheil. Man mag sich auch gar nicht davon trennen, aber selber irgendwo aufhängen? Sie fühlen sich an wie vollgeschriebene Tagebücher, die würde man ja auch nicht einfach so hergeben. Und anderen Leuten meine “Kunst” aufdrängen ist auch eher anmaßend, reicht schon so ein langer Blogpost zum Thema wie dieser hier.
Des Künstlers unverkaufte Bilder,
stehen herum wie Omas altes Silber.
Sie müssten eigentlich neue Orte finden,
die Liebe entfachen & an sich binden.
Stattdessen stehen sie im Dachgeschoss,
wo der Maler dann beschloss: Bleibt bei mir, meine Werke, zeigt ihr doch meine wahre Stärke— jke (@jke) August 8, 2020
Die ganze Wohnung stinkt jetzt übrigens nach faulen Eiern oder altem Fisch, keine Ahnung was es genau ist, es kommt auf jeden Fall von den Bildern und daher bin ich ganz froh, das Kapitel jetzt erstmal abschließen zu können. Den Esstisch brauche ich morgen wieder für ein Kundenprojekt im Home Office, aber mit der Kunst ist es halt wie auch mit allen Dingen im Leben: Ein Tetris der Gefühle. Dinge dorthin schieben wo sie Platz einnehmen können und nicht stören.
Und ein weiterer Lerneffekt beim Malen: Man muss lernen, Dinge einfach mal so stehen zu lassen wie sie sind. Nicht noch im Nachhinein optimieren wollen und damit irgendwelche Untergründe aufhellen. Das lässt sich leider auf so viele andere Dinge im Leben übertragen, und ich kenne genügend Leute, die sich mit genau diesem Wahn ständig selber unter Druck setzen. Malen also auch als therapeutisches Mittel zur Entschleunigung und frei nach Erich Kästner das “Unverständliche” unverständlich bleiben lassen.
An dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank an Tom von BNT für die sehr schöne Spende an kleinen Leinwänden! Bis auf drei Stück sind schon alle bemalt worden…
Wieder war es ein Tweet in der Timeline, ein Bild von Max Beckmann vom Frankfurter Hauptbahnhof, das mich aufhorchen ließ. Über ein Bild aus einer früheren Schaffensperiode („Eisgang”) gibt es im Blog des Frankfurter Städelmuseums einen lesenswerten Beitrag zur Provenienz des Bildes. Das Bild des Frankfurter Hauptbahnhofes von 1943 dagegen wirkt eher unruhig, mit einer schwarzen Katze an der Seite, der eine eigene Bedeutung zugemessen wird. Er malte es im Exil aus der Erinnerung, insofern schon eine Leistung.
Es erschien alo in meinem Twitterfeed, als Tweet einer Nutzerin, die mich in letzter Zeit schon zu manch anderen Dingen inspiriert hat und mit der ich gerne mal ins Museum / aufs Konzert / aufn Acker zur Ernte gehen würde. Solche Begegnungen sind oft sehr fruchtbar, aber vor allem ist Max Beckmann für mich nicht einfach so ein normaler Künstler, sondern eine prägende Gestalt meiner Kindheit. Und das kam so:
Kein Kunstverein also, aber doch ein Kunstinstitut und eine Galerie, eine von einem Frankfurter Bürger vor zweihundert Jahren aus Privatvermögen heraus gegründete Initiative, um der gesammelten Kunst einen würdigen Rahmen zu geben. Das erstarkende Bürgertum im 19. Jahrhundert trug dazu bei, dass Kunst als Eigentum der Nation betrachtet wurde. Und damit liegt die Gründung des Städelmuseums noch vor dem eigentlichen Museumszeitalter, das erst um ca. 1830 begann.
Der Frankfurter Bankier und Gewürzhändler Johann Friedrich Städel war es, der testamentarisch sein Privatvermögen und seine aufgebaute Kunstsammlung an ein nach ihm benanntes Kunstinstitut stiftete. Wahrlich, wer so handelt, wird ewig in Erinnerung bleiben. Ein schöner Schritt für den Mäzen, und eine wunderbare Bereicherung für die Stadt Frankfurt, die mit dem 1878 bezogenen Prachtbau am Schaumainkai seitdem auch einen Ort für die 3000 Gemälde vom Mittelalter bis zur Moderne und zur Gegenwartskunst aufweisen kann. Dazu kommen über 100.000 Zeichnungen und Druckgrafiken, 4.000 Fotografien, 600 Skulpturen und eine Präsenzbibliothek mit 115.000 Bänden.
Fast forward im Jahr 2015, auch nach zweihundert Jahren haben die mittlerweile alten Werke noch ihre Berechtigung — galten sie doch seinerzeit als modern und als gewolltes Ausdrucksmittel. Aber wie wecken wir das Interesse der kommenden Generationen für die alte Kunst? Wie kann man im Zeitalter der optimierten Selbstdarstellung, in einer fast rein visuell-orientierten Welt eigentlich noch punkten und Aufmerksamkeit bekommen?
Eine Lösung: #200jahrestaedel
Ein Hashtag. Ein kurzer Hashtag, der auf allen Kanälen gleichermaßen funktioniert und in seiner Kürze verdeutlicht, worum es geht: 200 Jahre Staedel.
Und dazu gab es die passende Führung:
Alle Bilder wurden von Marc Dyck aufgenommen. Vielen Dank!
200Jahre Kunstgeschichte, die auch bei der jungen Designstudentin in Instagram erscheinen und verdeutlichen können, dass es bei der Kunst eben nicht nur um alte Kunstwerke geht, sondern um den Bezug zu diesen Werken und wie sie einzuordnen sind. Alte Gemälde, die vor 150 Jahren modern waren und in ihrer ganzen Art und Weise mit den Farben, der Stimmung, der Opulenz, der Technik vor allem auch ein Zeugnis ihrer Epoche darstellen. Die Nachkriegsbilder aus der abstrakten Malerei im Neubau des Städels, die vor allem die Leere der Nachkriegszeit verdeutlichen sollten und heute anders wirken als damals. Die kleinen, anfangs nur quadratischen Bildchen bei Instagram, auf denen junge Talente ihre monochrome Stimmung einfangen und über zigfache Likes einen Teil ihrer Selbstbestätigung bekommen. Fotografie ist auch Kunst!
Womit wir wohl auch wieder beim erstarkenden Bürgertum wären: Die Kunst wird Teil der Gesellschaft, sie ist nicht mehr einigen wenigen Bürgern vorbehalten, die sich diesen Luxus leisten können. 200 Jahre Städel bedeuten auch 200 Jahre Wandel und stetiger Blick zurück zu dem, was Menschen berührt hat und alles überdauert. Ob die Bilder bei Instagram auch so lange überleben werden?
Um all das geht es aus meiner Sicht auch, wenn das Socia Media Team des Städel interessierte Blogger, Twitterer und Instagramer (Microblogger) nach Ladenschluss ins Museum einlädt und 200 Minuten lang in verschiedenen Führungen die Vielfalt des Museums darstellt. Ein Social Media Event zum Jahresende, in dem wohl schon öfter über die 200 Jahre des Kunstinstitus sinniert wurde. Eine Smombie-Veranstaltung, bei der wir Blogger auf unsere Smartphones eintippen, während vorne eine Dame des Museums steht und die Städel-App erklärt, über die Inhalte digital abgerufen werden können. Digitaler Wandel auf allen Ebenen.
Freilich, über den bei Twitter ausgelösten Buzz kann man streiten (über 1.500 Tweets, 6 Millionen Impressionen, usw.) und Likes in Keksform sind auch eher so meta-witzig. Allerdings hat es trotzdem ganz wunderbar funktioniert und zeigt auch vor allem eines: beim Städel hat man den Umgang mit Bildern verstanden. Das Städel findet Ihr auch bei Instagram.
I was actually browsing our favourite pop archive YouTube when I came across this:
A Japanese band from the 1970s (1967-1978) called Finger 5. Makes me think I should cover more Japanese content on this blog.
Now that’s the kind of undefinable material you come across when your plans actually included blogging some more Blaxpoitation stuff and forwarding your readers to this wonderful documentary.
So maybe I’ll only show you the following trailer this time around – which will hopefully also provide an answer to last week’s “wapi?“! :-)
Fellow blogger Ed Cross dropped me an e-mail, informing me about his page on contemporary African art “African Works“.
Well…saniblog.org came in between, but otherwise: I’d love to open an open, multi-authored blog dedicated to art works from East Africa. What I’ve seen online so far are just single artists being promoted by someone or themselves, and often it’s just limited to one specific artist and his/her well-selling works. With a blog as the contemporary publishing platform / tool, up-coming artists and those who are already well established could at least present their work in a much better way. All you’d have to do then is to register as an author and upload some of your works.
Currently, at my site, it just lacks another empty mySQL database, a lonely weekend aka 2-3h of creativity and a suitable domain name which could suit everyone involved. Sanaa.org/.net are already taken by someone, but I think a Kiswahili domain name would still be very attractive. Any ideas?
(I really really have to change my webhoster one day soon…have been with 1&1 since 1998 and all they given me are high montly costs but also good 99,99% reliability. The package is limited to 3 mySQL dbs only though, and even their domain costs for the .net/.org range are wayyyy above the competition. Yani – moving sites = time & pain = costs).
What I really like about Frankfurt is that you not only come across such an awesome decoration on a wall, but also find three jamaas (from TZ?) standing on the other side of the street who are actively admiring this art. In Kiswahili.
I was pleasantly surprised today when I stumbled across Zacharia Mbutha‘s paintings on the second floor of? the GTZ HQ? building in Eschborn (here’s why, in German):
Zacharia is a painter from Kenya, and while I am bit confused on the often-used definition of the term “contemporary” (where does it start, and where does it end? – afaik, ZM stopped painting some years ago?),? being surrounded by good paintings is just a very pleasant joy.