Arbeitsgeräte

Als ich vor vielen Jahren damit anfing, in meiner Freizeit irgendwelche Mobiltelefone zu zerlegen und zu reparieren, hatte ich anfangs natürlich nur so ganz billige Schraubendreher, mit denen die Arbeit nicht immer klappte und die nicht sehr stabil waren. Irgendwann nahm ich dann mal Geld in die Hand und kaufte mir richtige Schraubendreher für diese feinen Schrauben. Alle Torx-Größen T2-T30 zum Beispiel, einzeln, von den Herstellern Wera, Wiha, Gedore usw.. Ich schrieb hier schon mal darüber, erwähnte auch den überaus empfehlenswerten Knipex-Zangenschlüssel, der bei mir ein ganzes Set an Schraubenschlüsseln ersetzt.

Kurzum: Das Leben ist zu kurz für schlechtes Werkzeug und diese Dinge müssen einfach verlässlich funktionieren. Wenn sie dann ein paar Jahre halten, dürfen sie sicherlich auch etwas mehr kosten.

Immer wieder erlebe ich es aber, dass die Leute diese einfache Wahrheit bei Werkzeug anerkennen – was sich übrigens auch in hochwertigen Küchengeräten bemerkbar macht – bei Geräten & Software aus dem IT-Bereich aber oft den Wert nicht erkennen und dann zur nächstbesten Lösung greifen. Continue reading “Arbeitsgeräte”

Der Dreizehnte Monat

Mit der Unschärfe ist es wie mit der Liebe: Am Ende zählt nur der Blick fürs Ganze. Für die Farben und die Stimmung, für die Gefühle beim Betrachten. Ähnlich verhält es sich mit geschrieben Werken – auch Jahre später können sie noch Emotionen erwecken. So wie bei mir.

Vor ungefähr 67 Jahren verfasste Erich Kästner einen (mittlerweile berühmten) Gedichtzyklus über die 12 Monate des Jahres. Später ergänzte er sein Werk noch durch ein schönes Vorwort und vor allem einen dreizehnten Monat, in dem er die Frage stellt, wie dieser wohl aussehen könne.

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Wer braucht Kino, wenn er in einer Stadt wie Frankfurt wohnt?

Heute Abend in der U-Bahn saß ein älterer Mann – “südländisch”, würde man wohl sagen, also natürlich ein Türke (was ebenso natürlich nicht stimmt), der vertieft in einer orangenfarbenen DIN-A4 Mappe las. Jede Seite mit arabischen oder persischen Schriftzeichen – so genau konnte ich es im Vorbeigehen nicht erkennen – war handgeschrieben, und mit seinem Schurrbart und dem Blick wirkte dieser Mann wie…

…ja?

Das ist genau der Punkt. Wir wissen gar nichts voneinander. Und doch musste ich beim Anblick dieses Mannes an den Themenschwerpunkt Istanbul bei arte.tv denken, letztens, wo es auch einen Bericht über Arabeske gab, dieser für westliche Ohren kitschigen Volksmusik:

“…l’arabesk s’est muée en phénomène national et a révolutionné la pop turque”.

Folglich stellte ich mir vor, wie dieser Mann in den 1970er, oder vielleicht auch 1980er Jahren ein lokaler Star war, der in seiner Freizeit dramatische Texte über Liebe und Schmerz schrieb und in Gedanken noch in dieser alten Zeit lebt. Am Abend, wenn er auf seinem Weg zum Flughafen ist, wo er in einer 10h Schicht durch die Gänge des Terminals läuft und den Müll der Fluggäste entfernt. Sich in der U- und S-Bahn mental auf die Eintönigkeit der Arbeit vorbereitet, in dem er die alten Texte durchgeht und sich des Schmerzes erfreut, der gefühlt besser war als der Luxus in der neuen Welt.

Das ist natürlich nur ein Gedankenspiel. Maximal drei Minuten lang einen fremden Menschen anschauen und sich eine Geschichte dazu überlegen. Erfundene Geschichten zu Menschen, die in dieser Stadt leben und früher in einem anderen Kulturkreis ganz anders gewirkt haben?

Frankfurt am Main, diese typische Großstadt mit ihrem hohen Anteil an zugereisten Mitbürgern, eignet sich hierfür irgendwie ganz gut. Das Kopfkino siegt immer wieder in Frankfurt, diesem Schmelztiegel aus Kommerz und Kulturen – selten eine Stadt wie Frankfurt erlebt, die so viel HassLiebe in sich trägt. Was also liegt näher, als sich vor Langeweile im öffentlichen Nahverkehr die Menschen anzuschauen, und sich vorurteilbeladene, aber doch irgendwie passende Geschichten auszudenken (eben weil man es nicht besser weiß)?.

Bis jetzt habe ich mich noch nie so richtig gelangweilt im Leben. Wann waren wir eigentlich das letzte Mal im Kino?