In der Vergangenheit habe ich hier schon öfter über Schreibgeräte geschrieben. Damals hatte ich noch eine überschaubare Auswahl, wenn man mal von den vielen Werbekugelschreibern absieht, die hier bis vor Kurzem vor sich hin getrocknet sind.
Ich schreibe gerne mit der Hand. Leider schreibe ich aber im digitalen Zeitalter viel weniger als noch während des Studiums, und meistens tippe ich dabei auf einer überaus empfehlenswerten Logitech MX Keys Tastatur.
Kugelschreiber
In den letzten Jahren hatte ich mir für meine schnellen Notizzettel aufm Schreibtisch das Schreiben mit einem einfachen Kugelschreiber angewöhnt, der eigentlich eher ordinär daherkommt und unscheinbar wirkt. Dabei handelt es sich um den bei Geocachern so beliebten uni-ball Powertank SN-220 Kugelschreiber, dessen Miene unter Druck steht und somit die Tinte auch auf feuchtes Papier schreibt. Wo andere Kugelschreiber die Oberfläche einreißen, gleitet der SN-220 sanft über das Papier. Es ist ein Traum. Er erinnert damit etwas an den wesentlich teureren Fisher SpacePen, der hier auch (zerlegt) abgebildet ist.
Kugelschreiber sind aber nicht immer so beliebt in diesem Haushalt und wenn ich neben dem SN-220 einen weiteren Favoriten benennen sollte, dann wäre das sicherlich der ganz einfache BIC-Kugelschreiber in der Großpackung.
Ich wünsche mir zum Beispiel für die vielen Lamy-Kugelschreiber mit M16-Großraummiene (die in fast allen Lamy-Kugelschreibern passt) eine solche Miene wie beim SN-220. Die Lamy-M16-Miene hat nämlich manchmal Anlaufschwierigkeiten, oder vielleicht liegt das auch nur am seltenen Gebrauch. Jedenfalls gilt bei mir der Grundsatz: Wenn Kugelschreiber, dann nur der SN-220. Und das ist eigentlich schade, denn ich habe alleine von Lamy schon diverse gute Kugelschreiber.
Bleistifte
Ein Bekannter von mir schreibt seit der Schulzeit nur mit Bleistift und hat letztens einen Teil seiner Bleistift-Sammlung online gepostet. Bleistifte finde ich auch sehr interessant und ich kenne mich mit ihnen noch zu wenig aus. Habe zwar auch diverse Druckbleistifte und Härten, aber mir fehlt da einfach die Erfahrung und die Erkenntnis, welche Art von Bleistift für mich eher passt.
Jetzt im Alter werden meine Augen immer schlechter, ich favorisiere mittlerweile breitere Striche und dunklere Farben für einen besseren Kontrast. Und da kommen wieder die Tintenfüller ins Spiel, die in der Schulzeit eher verhasst waren.
Als in der Schule die meisten Kinder Pelikan-Füller hatten, bemühte ich mich erst mit zwei Geha-Füllern, später kam ein Waterman Füller dazu und irgendwann wurde mir ein – weißer – Lamy Safari geschenkt. Den Lamy habe ich damals gehasst. Die Tinte viel dunkler, Tintenfluss ätzend. Schrieb zwar ok, aber auch zu breit und überhaupt: War nicht so meins und wurde von mir irgendwann zerstört und entsorgt. Für mich war und ist der Lamy Safari mit seinem Bügel immer wie dieses Auto des Vaters in LaBoum:
Im Studium später empfahl mir eine gute Freundin einen von diesen Pelikano P460 (Kinder-)Füllern mit A-Feder. A wie Anfänger. Das war ein Segen. Davon habe ich inzwischen 3 Stück.
Mit solchen Pelikano-Schulfüllern kann man sich als erwachsener Mensch eigentlich nirgends blicken lassen. Das ist mir aber egal.
Vor ein paar Jahren habe ich aus dem Nachlass meines Vaters einen Lamy 80 Kolbenfüller geerbt, dessen (Weißgold-)Feder leider verbogen war. Also schrieb ich daraufhin die Fa. Lamy in Heidelberg an und man schickte mir umgehend – kostenfrei! – drei alte, passende Federn zu! Zwar nur aus Stahl, aber das reicht ja. Das fand ich SO großartig, dass ich mir am nächsten Tag in einem Ladengeschäft den Lamy Aion gekauft habe.
Dieser Lamy Aion hat jetzt eine B- statt M-Feder und schreibt mittlerweile butterweich. Eigentlich wäre es der perfekte Füller, aber mir ist der nicht griffig genug. Etwas zu wulstig, dabei sieht er wunderbar aus mit seinem tiefgezogenen Aluminium und dem eleganten Gewicht. Ein Traum von einem Füller. Und meine Finger sind zu trocken, nicht schwitzig genug. Eigentlich gut, aber da fehlt mir beim Lamy Aion einfach das Profil und die intuitiv richtige Haltung. Es fühlt sich wie eine dicke, unhandliche Zigarre an, die zufälligerweise an der Spitze auch noch schreibt. Verarbeitet ist der aber tadellos, da klappert auch (seit einem Umtausch) auch keine Kappe mehr und das Schraubgewinde ist ein Genuss. Haptik ähnlich satt wie beim Lamy2000 und erinnert an das Türschloss eines MB W123.
Es werden immer mehr Füller…
Zwischenzeitlich hatten sich bei mir schon diverse andere low-budget Füller angesammelt. Einige aus China von Jinhao (alle unter 10EUR), teilweise mit sehr kratzigen Federn und einem enormen Tintenfluss. Aber die sind eigentlich top für ihr Geld, da man Füller auch immer noch etwas anpassen kann.
Bei einer Frankfurter Journalistin sah ich einen Kaweco Classic Sport in “M”, der mir bis dahin unbekannt war. Also flugs gekauft und…. ja, schreibt wunderbar, aber mir ist der zu leicht (und aus Messing zu teuer), zu kurz und vor allem das Schraubgewinde ist mir zu umständlich. Der ist etwas für unterwegs, etwas für die Handtasche vielleicht.
Dann der Platinum Preppy, der mir mal von der ehemaligen Mitbewohnerin zugesteckt wurde, als sie hier mit ihrem tollen Handlettering anfing. Dieser Füller kostet nur 6 EUR! Es ist ein sehr fein schreibender Füller aus Japan mit toller InnenKappe, die die Patrone besser vor Austrocknung schützt. Ich habe dafür sogar einen Konverter, damit ich andere Tinte verwenden kann. Eine Bekannte arbeitet als Illustratorin und nutzt ihren Platinum zum Signieren ihrer Kunstwerke. Da hatte sie mal die falsche Tinte bestellt und mir dann ein ganzes Paket überlassen. Den Platinum nutze ich für medizinische Protokolle, weil er so fein schreibt und man dann automatisch auch sorgfältiger schreibt.
Das ist nämlich auch so eine Erkenntnis der neu entdeckten Füllerliebe: Je nach Füller, Feder, Tinte und Papier schreibe ich mit meiner furchtbaren Handschrift unterschiedlich. Ich finde das sehr erstaunlich und hoffe übrigens, dass sich meine Handschrift noch verbessern wird.
Irgendwann kam hier auch mal ein Faber-Castell Basic (silber glänzend, “B”) ins Haus, der mir aber nicht so gut verarbeitet erscheint. Er schreibt schön, derzeit mit einer lila Tinte von Online, aber irgendwie ist der seltsam. Mit ihm schreibe ich aufgrund der großen Feder automatisch größer. Ideal für ToDo-Listen. Der erinnert mich an französische Autos, die vorne gerne opulent sind und auf der Rücksitzbank eng quetschen. So kommt dieser Basic mit einem wunderbar schwerem Kolben, aber das Griffstück vorne ist aus halbtransparentem Kunststoff und einer Gummierung, die gerne verklebt. Dazu eine billig wirkende Kappe mit nicht so formschönen Design. Könnte man eigentlich noch besser machen.
Von Faber-Castell gibt es derzeit noch zwei Füller, die bei mir auf der Wunschliste stehen (Faber Castell Hexo und Faber Castell NEO Slim).
Die Online-Patronen sind übrigens meine letzte Entdeckung, weil sie so geformt sind, dass sie auch in die Lamy-Füller passen. Da habe ich jetzt fast das komplette Farbensortiment dieses Herstellers und möchte natürlich noch viel mehr ausprobieren, zumal fertige Patronen eine komplett andere Welt sind als flüssige Tinte im Tintenfass. Da gibt es noch vieles zu entdecken, das ich noch nicht kenne!
An “Edelfüllern” habe ich noch einen Pelikan P*irgendwas, den ich mal 1988 geschenkt bekommen habe. Leider etwas angekaut, aber er schreibt mit seiner Feder wunderbar weich. Und dann noch ein MontBlanc 149 “Meisterstück”, auch ein Kolbenfüller. Der ist auch noch gut erhalten, wird aber nicht verwendet, weil er wie der Pelikan und Kaweco eine verschraubte Kappe hat. Als Alltagsfüller für mich daher nicht so praktisch. Klar, wirkt edel, aber ich sehe den eher so als Sammlerstück, weil mir andere Füller beim Schreiben mehr Freude, mehr Genuss bereiten. Und darum geht es doch.
Aus dem Nachlass fand auch ein älterer Lamy 2000 Kolbenfüller seinen Weg zu mir, der auch noch die typische Lamy2000-Füllerkrankheit des lecken Kopfes aufweist (~ eine Undichtigkeit neben dem Atmungsloch an der Spitze unterhalb der Feder). Außerdem kenne ich bei dem nicht die Federstärke, es ist nirgends entsprechend markiert. Dieser Lamy 2000 war hier bis vor Kurzem noch im Einsatz, musste dann aber weichen, weil ich mir…. nun…. ich habe mir letztens ein paar weitere Lamy-Füller zugelegt. Alle gebraucht, alle nicht so teuer, aber teilweise mit neuen Ersatzteilen von Lamy und mit neuen Federn. Eigentlich bin ich ja gar kein so großer Lamy-Fan wegen des verhassten Lamy Safari. Dass ausgerechnet dieser bescheuerte Safari bei Lamy so ein Kassenschlager ist, ist mir weiterhin unbegreiflich. Es gibt ihn u.a. im Kunststoffgehäuse und in Aluminium. Eigentlich ist er viel zu leicht, auch wenn er gut in meiner Hand liegt und mir das Griffstück auch zusagt. Und der verbaute Tintenleiter ist gut. So gut, dass das System bei anderen Lamy-Füllern übernommen wurde. Und die Federn kann man untereinander alle auswechseln (bis auf den 2000), so dass man quasi die breite Auswahl hat und richtig abnerden kann. Und genau das habe ich hier getan:
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Mein Hauptfavorit sind derzeit zwei Lamy Studio mit strichgebürstetem Edelstahl und schwarzem, gummiertem Aggregat. Ich erwähne das, weil es den auch in anderen Farben und mit anderen Griffstücken gibt, die mir aber wie beim Aion nicht so gut in der Hand liegen. Meine Finger sind einfach zu trocken dafür. Ein Griffstück aus Kunststoff ist für meine Finger besser geeignet.
Und so fand dann letztens noch ein Lamy cp1 den Weg zu mir. Den bekam ich bei den Kleinanzeigen zusammen mit zwei ramponierten Lamy Safari Füllern für 10 EUR und habe ihn im Ultraschallbad gereinigt. In meiner ganzen Sammlung gibt es keinen Füller, der weicher und flüssiger schreibt als dieser cp1. Der cp1 ist auch vom gleichen Designer wie dem des Lamy 2000 (Gerd A. Müller), und man merkt dem Füllerdesign das Alter an. So schlank und formschön gibt es selten gute Füller. Vor allem auch nicht Ende der 1970er Jahre, als dieses Design entstand und sich Lamy Anfang der 1970er Jahre vom Einheitsbrei deutscher Füller zeitlos abhob.
Nach dem cp1 folgte als letzte Suchtbefriedigung noch ein Lamy Pur. Sozusagen die dickere Variante des cp1, mit ähnlich schwerem Gehäuse aus matt-schwarz lackiertem Messing. Diese Füller liegen einfach geil in der Hand, und wenn sie dann so weich über das Papier gleiten, dann verfliegt jeder frühere Zorn über den Safari. Was natürlich auch daran liegt, dass ich jetzt mehr Ahnung von den Füllern und ihren Eigenheiten habe und immer wieder neue Dinge dazulerne.
Braucht man all diese Füller? Natürlich nicht! Es ist ein Hobby. Eine Sammelleidenschaft. Überflüssig. Zumindest kam hier bis auf den Pur kein neuer Füller mehr in diesen Haushalt, alles nur (kaum) gebrauchte Füller aus den Kleinanzeigen. Das mache ich nicht nur wegen der Kosten, sondern weil da manchmal auch alte Federn dabei sind, die es heute nicht mehr zu kaufen gibt.
Außerdem bin ich inzwischen ein kleiner Fan der Produkte von Lamy geworden, auch wenn ich viele Produkte aus den 1990er Jahren derzeit nicht so attraktiv finde. Ich freue mich auch, wenn die Produkte dieser Firma (alles wird in Deutschland hergestellt) in den asiatischen Märkten so populär sind. Natürlich gibt es auch immer wieder chinesische Kopie guter Füller. Die von Jinhao erinnern ja teilweise auch stark an Vorbilder von Lamy, Pilot oder MontBlanc.
Meine Füllersammlung ist auch überhaupt nicht so breit wie sie noch sein könnte. Viele bei den Füller-Enthusiasten populäre Modelle und Marken sind hier gar nicht vertreten. Ich möchte es eigentlich auch nicht weiter ausbauen, mir reicht diese Sammlung. Daher auch dieser längere Blogpost, damit ich es mir mal von der Seele schreiben und einen Haken druntersetzen kann. Mir reichen die Lamy Studio, cp1, Safari und Pur als derzeitige Alltagsfüller. Auf meinem Schreibtisch unter dem Monitor habe ich mir eine Ablage aus Filz genäht, auf der die Alltagsfüller (mit der Spitze leicht erhöht) abgelegt werden und griffbereit sind. Die Mehrzahl sind mit Patronen gefüllt, zwei mit Konvertern und Lamy- sowie Pelikan-Tinte. Nothing fancy, aber das Thema Tinte hebe ich mir für die nächste Entdeckungsreise auf.
Update Dezember 2022
Natürlich kamen dann doch noch weitere Füller dazu: Zwei Lamy AL-star. Der Lamy AL-star ist ein leicht veränderter Lamy Safari bzw. Lx, mit einer Hülle aus Aluminium statt Kunststoff und ein paar kleinen Unterschieden zum Safari und dem Lx (einer noch besseren Variante des AL-star). Den Safari hatte ich ja als Kind immer gehasst und fand ihn bis zum Kauf der o.g. gebrauchten Lamy Safari Füller immer nicht so gut. Ich verstand nicht, wieso er so ein Kassenschlager ist und sich weiterhin so gut verkauft. Aber ich glaube es mittlerweile verstanden zu haben: Im Gegensatz zu vielen anderen Füllern am Markt hat der Lamy Safari / AL-star / Lx zwei Vorteile:
a) ein geformtes Griffstück, das den Füller immer in der richtigen Position halten lässt. Beim Ansetzen des Füllers wird der Füller so immer automatisch ausgerichtet – die Finger müssen den Füller nicht erst in seiner Längsachse drehen, um die Feder in der richtigen Position auszurichten. Die Haltung ist für mein Empfinden natürlicher und normaler als bei anderen Füllern, weil die Finger nicht damit beschäftigt sind, den Füller irgendwie fixieren zu müssen. Die Haltung ist dadurch entspannter und nicht verkrampft. Dieses geformte Griffstück mit seinen Mulden für Zeigefinger und Daumen ist nicht bei allen Kunden beliebt. Ich schätze es aber mittlerweile sehr.
b) Die Gewichtsverteilung ist optimal. Gerade in der AL-star Variante ist das Gewicht so gut verteilt, dass er stabil in der Hand liegt. Er ist nicht kopflastig und sackt nicht runter aufs Papier. Er ist auch nicht zu Hecklastig, so dass die Feder abheben würde wenn man sie nicht auf das Papier drückt. Natürlich hängt das stark davon ab, in welchem Winkel man die Füller auf das Papier legt. Ich habe sehr trockene Hände, bei mir rutscht der sehr schöne Lamy Aion Füller mit seiner tiefgezogenen Aluhülle immer schnell aufs Papier ab, wenn ich ihn mit den Fingern nicht vom Papier abhalten würde. Das raue Alu und das hohe Gewicht des Lamy Aion sind nicht so kompatibel mit meinen Händen. Anders der Lamy AL-star, der so perfekt in der Hand liegt, dass die Hand ihn als optimales Schreibgerät empfindet.
Beide Lamy AL-star betreibe ich mit einer B-Feder, weil mir gerade die fabrikneuen M-Federn von Lamy etwas zu sehr kratzen.
Man kann übrigens auch 12.000er Schleifpapier nehmen und damit die Federn nachbearbeiten. Das habe ich bei einigen Federn schon gemacht, um das Kratzen zu reduzieren.
Einen zweiten Lamy cp1 erwähnte ich bereits weiter oben: Diesen Lamy cp1 hatte ich gebraucht gekauft und zur kostenpflichtigen Reparatur bei Lamy eingeschickt, weil das Innenteil der Füllerkappe aus älterem Kunststoff mit den Jahren zerbröselt war und so die Griffkappe nicht mehr schloss. Nachdem er dann zurück kam, bemerkte ich bald noch ein defektes Griffstück bzw. Tintenaggregat wie im Bild zu sehen. Das sorgte dafür, dass bei diesem Füller ständig die Tinte aus lief. Der Kundendienst der Firma Lamy hat mir daraufhin – unentgeltlich! – ein neues Aggregat für den cp1 zugeschickt. Das ist nicht nur wegen der kostenlosen Hilfe großartig (und keine Selbstverständlichkeit), sondern weil es ein älterer Füller ist und sie trotzdem noch die Reparatur für dieses Modell anbieten. Für mich ist das alles ein Zeichen, weiterhin primär mit Schreibgeräten der Firma Lamy zu schreiben.