Heute Morgen bekam ich Post von meiner Bank, die mir meine neue Magnetstreifenkarte als Infopost zugeschickt hatte. Die reinen Entgeltkosten für Infopost-Briefe betragen 0,28 EUR für den Absender und neben dem Frankierungscode befindet sich der Aufdruck “Infopost”. Dies ist natürlich günstiger als ein normaler Brief (0,60 EUR), wobei Großkunden sicherlich noch einen anderen Preis in Rechnung gestellt bekommen würden.
Die neue SparCard von der @postbank, die als Infopost zugeschickt wurde und daher fast in Ablage P gelandet wäre. #kmmidas
— jke (@jke) August 27, 2014
Für mich ist Infopost primär Werbung. Die Deutsche Post AG sieht das übrigens auch so (“Infopost national – effiziente Produktwerbung per Mailing“) und bewirbt diese Beförderungsmethode in Zeiten privater Konkurrenz auch dementsprechend intensiver. Aus sicherlich historischen Gründen ist es so, dass viele Empfänger den Schreiben mit einem “Infopost”-Aufdruck keine Priorität einräumen. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis einige Personen, die diese Schreiben ungeöffnet und ungelesen direkt wegwerfen. In Zeiten ungefragter Postwurfsendungen und einer Reizüberflutung durch Angebote ist dieses Vorgehen aus Kundensicht nur verständlich, wenngleich auch nicht sehr empfehlenswert. Ich kann daher nur dringend raten, jede persönlich adressierte Postsendung zu öffnen und den Inhalt zu beurteilen. Die Maxime bei vielen Unternehmen heißt doch immer wieder “Gewinnmaximierung durch Kostenreduzierung”, daher sollten sich auch die Verbraucher auf diesen Umstand einstellen. Auch wenn es eigentlich nicht ganz ok ist.
Wieso? Weil ich bei meiner Online-Recherche und der anschließenden Diskussion bei Twitter…
@jke Dadurch ensteht kein Nachteil für Kunden. Im Gegenteil, die Sicherheit liegt uns am Herzen und das sollen auch Sie spüren. [ai]
— Postbank (@postbank) August 27, 2014
…auf einen Artikel bei der Wirtschaftswoche aus 2011 stieß, der genau diese neue Vermarktungsstrategie bei der Post hinterfragt:
Auch Datenschützern ist die Praxis ein Dorn im Auge. So verschickt die Postbank EC-Karten als Infopost und begründet dies mit „betriebswirtschaftlichen Entscheidungen“. Der zuständige Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (LDI) in Nordrhein-Westfalen macht dahinter große Fragezeichen. „Nach den Datensicherheitsanforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes sind Daten auf ihrem Transport vor unbefugtem Lesen zu schützen“, erklärte der LDI auf Anfrage der WirtschaftsWoche. „Dieser Sicherheitsanforderung würde bei dem Versand per Infopost möglicherweise nicht ausreichend entsprochen.“ Bei Bankdaten, wie sie regelmäßig auf einer Bankkarte aufgebracht sind, ist dies „besonders kritisch“. (Quelle)
Dieser Aussage zu Folge ist der Versand von solchen Karten also zumindest datensicherheitstechnisch noch nicht geklärt. Ich weiß allerdings nicht, wie es sich damit in 2014 verhält und ob hierfür inzwischen eine verbindlichere Aussage existiert. Wahrscheinlich ist es weiterhin so schwebend.
Weiterhin heißt es in dem Artikel übrigens:
Dass die Unternehmen und die Post dabei sowohl sich selbst als auch sich gegenseitig etwas vormachen, zeigt ein Blick in die Geschäftsbedingungen für die Infopost. Danach dürfen Post-Mitarbeiter Infopost-Briefe ausdrücklich öffnen, um die „Einhaltung der Inhaltsgleichheit zu überprüfen“ – ein absurder Passus bei Sendungen wie Versicherungskarten, die individueller nicht sein können. (Quelle)
Ich sehe die Ursache primär bei der Deutschen Post und ihrer Strategie, aber auch bei den Unternehmen, die sich mit solchen Methoden das Vertrauen der Kunden verspielen. Überhaupt, das Vertrauen. Können wir als Kunden den Unternehmen noch vertrauen?
Von der Deutschen Bahn erhielt ich meine aktuelle Bahncard letzens übrigens auch als Infopost. Seufz.
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@Revolvermann @amokleben Ich muss die direkt mal wg http://t.co/ChDJ6WRuqZ anschreiben. Briefgeheimnis!