10 Jahre Frankfurt

Pünktlich zum achtjährigen Blogjubiläum habe ich gemerkt, dass ich jetzt – zusammengerechnet, also mit Unterbrechungen – insgesamt 10 Jahre lang schon in Frankfurt am Main wohne. So lange war ich noch nie an einem Ort sesshaft.

Frankfurt - mein Zuhause

Das sind 10 Jahre, in denen ich nicht nur einen Geschmack für guten Apfelwein oder leckere Grüne Soße entwickelt habe, sondern auch wirklich aktiv an einem Ort angekommen bin. Aktiv im Sinne meiner Mitarbeit bei schönen regionalen Projekten wie Frankfurt Gestalten, dem Webmontag Frankfurt oder der TEDx Rhein-Main und einem immer stärker werdenden Verständnis der gesamten Region und ihrer Menschen.

Dazu gehört nicht nur mein erster Besuch im Fußballstadion (ironischerweise die Eintracht gegen Werder – thx @penn_y_lane!), sondern auch dass ich meine universitären und beruflichen Aktivitäten seinerzeit in Frankfurt gestartet hatte. Für jemanden, der im Ausland aufwächst und als Deutscher das eigene Land immer wieder neu entdecken muss (manchmal würde ich gerne “mit Migrationshintergrund” dazuschreiben), ist Frankfurt am Main eine der besten Städte. Frankfurt ist zentral gelegen, hat einen internationalen Flughafen, man kann auch mal Englisch sprechen, es gibt hier bei all der hessischen Schnotterigkeit viele tolle Menschen mit interessanten Ideen und auch genügend Subkultur, die sich nicht hinter dem ersten Eindruck der Konsumkultur in der Innenstadt verstecken muss. Dies gilt nicht nur für Frankfurt, sondern eigentlich für die gesamte Region des Rhein-Main-Gebiets. Eine ideale Ausgangslage also für Zugewanderte, die sich hier ein Stück Heimat – oder ein Zuhause – aufbauen wollen oder müssen.

Welche Städte kommen denn in Deutschland (für diesen Zwecke) sonst noch in Frage? Hamburg? Berlin? Und: die angesprochene Internationalität Frankfurts würde ich jetzt nicht durch die so oft fotografierten Wolkenkratzer begründen wollen – es sind ja immer die Menschen, die den Unterschied ausmachen. Eine lokale Kultur, die gutes Essen schätzt und Geselligkeit in den Vordergrund stellt, kann doch nicht so verkehrt sein und bietet eine gute Ausgangslage für vieles mehr. Das habe ich woanders auch schon viel schlechter erlebt.

Natürlich habe ich auch Freunde aus dem norddeutschen Raum, die einen Besuch in Frankfurt mit einem “Bäh, furchtbare Stadt!” abtun. Ebenso hat die Stadt wohl nicht so viele historisch interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie ich es aus anderen Städten gewöhnt bin. Allerdings: Frankfurt lebt dadurch mehr in der Gegenwart, und das Bild der Stadt ändert sich ständig – ich erinnere nur an den Zustand des Mainufers in den 90er Jahren und wie es heute ausschaut. Ich habe wohl auch noch nie in einer Stadt mit so viel – ich nenne es: – institutionalisierter Kultur gelebt. Wer das Angebot braucht: in Frankfurt gibt es fast alles für ein passives Konsumieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch weitere 10 Jahre in Frankfurt leben werde, oder mein Leben an dieser Stelle nochmal in eine andere Richtung drehen sollte. Arbeitstechnisch hatte ich es mir bisher so eingerichtet, mit Internetanschluss alleine als digitaler Nomade unterwegs sein zu können bzw. nicht auf einen Ort angewiesen zu sein. Reisen bildet und ist wichtig, aber im Idealfall würde ich gerne in einem Generationenhaus vor den Toren der Stadt wohnen, mit Hund und Kombi – wer will das nicht? Für genau diese Ausgangssituation allerdings – diese ständige Bereitschaft zum Verreisen, so wie man es als ATCK gewohnt ist, dafür ist Frankfurt die ideale Ausgangsbasis. Und ich glaube, dass es vielen so ergeht. Mit der Zeit wandeln sich die Reisewünsche immer mehr in Argumente, die eigene Komfortzone nicht verlassen zu müssen. Und spätestens dann ist man in der Stadt angekommen.