Wieso sich das Tintenabo für mich gelohnt hat

tl;dr: Weil der Drucker damit verlässlich funktioniert.

Lange Jahre hielt ich es beim Druckerkauf immer so wie mit Gebrauchtwagen: Lieber groß und gebraucht, als klein und neu. Gerade bei Tintenstrahldruckern war es jahrelang so, dass die kleineren Drucker nur mit kleinen Patronen ausgeliefert werden, und es auch generell eher kleinere Patronen gibt, die man dann für viel Geld nachkaufen muss. Daher gab es hier jahrelang einen großen All-In-One (Kopieren, Drucken, Faxen, Scannen) Drucker von HP, den ich gebraucht beim Händler gekauft hatte (“Ausstellungsstück”) und der ganz wunderbar funktionierte. Aber irgendwann nicht mehr, und dann musste Ersatz her.

Zu der Zeit gab es hier erhöhten Druckbedarf, so dass für die Mengenausdrucke immer noch ein Kyocera Laserdrucker verwendet wurde, der auch die meiste Zeit im Einsatz war. Sprich, der Tintenstrahldrucker wurde gar nicht mehr so oft benutzt. Und genau da liegt das Problem bei den meisten Druckern dieser Bauart: Die Tinte trocknet ein und verstopft Patrone und/oder Druckkopf, wieso es Hersteller gibt, die den Druckkopf in der Patrone integrieren – und es sich fürstlich bezahlen lassen. Und es gibt mittlerweile Systeme, bei denen die Tinte in kleinen Tanks gelagert wird. Ich kenne auch viele NutzerInnen, die sich dann einen günstigen Farblaserdrucker kaufen und sich im Nachhinein wieder über die hohen Folgekosten ärgern, weil so ein Farbtoner-Set auch etwas kostet und relativ oft ausgewechselt werden muss.

Wenn ich heute für meine Kunden einen Drucker aussuchen möchte, schaue ich bei Druckerchannel vorbei. Das ist die Website, für die ich meinen Adblocker komplett ausschalte. So lohnenswert ist die Seite mit ihren gesammelten Erfahrungsberichten und Druckertests. Meine Kunden drucken oft ähnlich selten wie ich mittlerweile, und denen ist eine Sache vor allem wichtig: Die Kiste muss funktionieren. Ausdrucken und ansonsten keinen Stress machen. Finde mal so ein Gerät!

HP OfficeJet Pro 8718 mit Tintenabo, darunter ein kleiner HP Laserdrucker. Steht hier alles im vollgestopften Arbeitszimmer, in dem auch gemalt und gebastelt wird.

In 2018 zog hier ein HP OfficeJet Pro 8718 ein, ein All-In-One Drucker, den ich über Finanzkauf und ein Angebot für nur 69 EUR (statt 189 EUR) kaufen konnte. Manchmal möchte man Dinge einscannen, Dokumente kopieren oder benötigt farbige Ausdrucke. Eben solche Spezialsachen. Für die schwarzen, einfarbigen Mengenausdrucke gab es einen Kyocera Laserdrucker: Das Modell FS-1370DN soweit ich mich erinnere. Es gab in diesem Haushalt im Laufe der Jahre verschiedene dieser gebrauchten Kyocera Laserdrucker (und der baugleichen Geräte von Triumph-Adler), die vor Corona alle so für um die 50 EUR zu haben waren. Die stammten oft aus Arztpraxen, Kanzleien und hatten meistens erst 20-50.000 Seiten gedruckt. Die Bildtrommel noch wunderbar, den Toner für 15 EUR zu kaufen, fertig. Hielten ewig. Hauptproblem aber oft: Ausgetrocknete Gummiräder, so dass der Einzug öfter hakte. Daher gab es hier mehrere dieser Kyocera Laserdrucker. Ein weiterer Grund für die Kyocera-Laserdrucker war auch, dass die einen exzellenten Support haben. Mit einer Netzwerkkarte in einem der Kyocera gab es mal Probleme, daraufhin schrieb ich die an (wohlgemerkt, für ein Gebrauchtgerät, das schon außer Produktion war) und bekam sofort eine richtig gute, sehr hilfreiche Antwort und Software. Wer mit LehrerInnen zusammenwohnt, der wird sich in den meisten Fällen so einen Kyocera-Laserdrucker kaufen wollen. Einfach das perfekte System, um mal eben einen kompletten Klassensatz an Seiten auszudrucken und nicht auf die Kosten schauen zu müssen.

Beim letzten Kyocera verlor ich aber die Geduld und schlug auf den Drucker ein, weil sich die Schublade nicht mehr richtig schließen ließ. Man muss seinen Hass auch mal ausleben dürfen. JEDENFALLS: Da machte es bei mir Klick. Ich bezahle dafür, dass die Geräte funktionieren. Dass ich mich nicht damit herumärgern muss. Dass ich mich darauf verlassen kann.

Tintenabo

Für den gelgentlich genutzten HP OfficeJet (Farbausdrucke, Folien bedrucken, Scannen, Kopieren) sollte ein Tintenabo angeschafft werden. Zum Zeitpunkt des Kaufs war es nämlich so, dass ein kompletter Satz Tintenpatronen ca. 120 EUR gekostet hätte. Mehr als ich für den Drucker bezahlt hatte! Und dann hatte ich an den Ärger gedacht, und dass die oft genau dann nicht funktionieren wenn man sie dringend benötigt. Auch jetzt noch kosten die originalen Patronen pro Farbe ca. 30 EUR (also 5x ~30 EUR). Ein komplettes Set mit nachgemachten Patronen kostet derzeit 74 EUR.

Also wurde dieses Tintenabo abgeschlossen. Auch um es mal zu testen. Seinerzeit noch das über 2,99 EUR, mittlerweile habe ich es auf das für 0,99 EUR/Monat reduzieren können. Das passt für mich wunderbar, 15 Seiten Ausdrucke im Monat (Seitenguthaben kann in den Folgemonat übertragen werden), egal wieviel Tinte verbraucht wird. Und jetzt kommt es: Letzte Woche habe ich das zweite Mal seit dem Kauf in 2018 die schwarze Patrone wechseln müssen.  Der Drucker ist 5 Jahre in Gebrauch, hängt (bis auf Urlaube) immer am Strom im Standby und hat alle Farben erst 1-2x gewechselt bekommen. Die schwarze (dickere) Patrone 2x, die Farben größtenteils nur 1x. Der Hersteller HP hat über sein System also erreicht, dass seine Patronen und der Drucker möglichst lange funktionieren. Das kennt man ja auch anders, gerade von diesem Hersteller.

Ich könnte an dieser Stelle eine Kostenrechnung aufmachen und auch die Stromkosten für den Verbrauch im Standby berechnen (der sehr gering ist, habe es gemessen). Für das Tintenabo zahle ich 0,99 EUR im Monat, das sind 11,88 EUR im Jahr. Selbst wenn ich die Stromkosten hinzurechne (der Drucker sollte immer online sein und motzt herum, wenn er es nicht ist, aber das sehe ich eher als Marketing statt als notwendige Bedingung) komme ich hier – für mich – auf sehr niedrige jährliche Betriebskosten.

Wenn ich sehr viele Seiten ausdrucken müsste, würde ich es vermutlich nicht so machen. Oder auch ein anderes System dafür verwenden. Einmal im Jahr drucke ich beispielsweise meine Kontoauszüge aus und verwende dafür einen einfachen Mini-Laserdrucker. Der muss aber immer erst aufgebaut und verkabelt werden, daher ist das nur die Ausnahme. Aber in den meisten Fällen reichen diese 15 Seiten wirklich aus! Und im Gegenzug erhalte ich hier ein System, welches seit diesen 5 Jahren problemlos durchläuft und immer funktioniert. Es hat nur einmal Stress gemacht und motzt manchmal beim Vorlageneinzug herum. Aber das liegt dann oft auch am verwendeten, zerknitterten Papier. Überhaupt, ein Vorlageneinzug erspart viel Arbeit beim Einscannen und lohnt sich aus meiner Sicht immer. Als Speicherort verwende ich ein Ziellaufwerk auf meinem  Netzwerkspeicher. Diesen “Trick”, also über einen Zielspeicherort einzuscannen, habe ich mir von anderen Büroscannern abgeschaut. Es ist viel professioneller so. Weil die Alternative nämlich eine Software von HP ist, für deren Benutzung man sich erst anmelden muss. Und auch öfter, weil es die Anmeldedaten vergisst. Wenn ich also lokal auf dem von mir gekauften Druckerscanner einscannen möchte, dann muss ich mich unter Windows 10 über diese Software von HP erst bei HP anmelden (Internetzugang!) und kann dann erst einscannen und eingescannte Seiten vorm Abspeichern bearbeiten. Es gibt da sicherlich auch noch alternative Möglichkeiten, man wird also nicht nur deren Software nutzen müssen und das ist jetzt nur das Beispiel beim HP-Drucker, aber daran sieht man mal, wie perfide dieses System ist und man so oder so dem System komplett ausgeliefert ist.

Mieten statt kaufen

Vor einem Jahr schrieb ich einen längeren Blogpost über das Mieten statt kaufen. Dass man Geräte nur noch mietet, statt sie zu kaufen. Dass nicht das Eigentum am Gegenstand im Vordergrund steht, sondern sein Nutzen und seine Funktion. Dass man sein Risiko minimiert und funktionierende Arbeitsgeräte hat, die einen nicht ärgern und aufhalten.

Können wir in die Drucker hineinschauen? Wir können viele Drucker oftmals nicht mal mehr zerlegen, so verkompliziert sind die – absichtlich – konstruiert. Und so ist es auch mit der Firmware, also der Software in den Geräten. Da können alle möglichen Dinge eingestellt sein, die vor allem bewirken, dass der Kunde das macht was der Hersteller möchte.

Daher ist mein Ansatz mittlerweile, nicht mehr gegen das System (dieser Abzocke) anzukämpfen, sondern die Art und Weise des Eigentumverständnisses zu ändern. Wenn es meinen HP AIO Drucker auch zur Miete geben würde, würde ich das so machen. Für mich und meine Kunden sind monatlich kalkulierbare Kosten wichtiger als diese tickenden Zeitbomben, die je nach Lust und Laune der Hersteller und des jeweiligen Gebrauchs durch die Kunden mal mehr oder weniger gut funktionieren. Das Leben ist kompliziert genug und bietet genügend andere Baustellen, da sollte die Technik zumindest immer funktionieren. Das darf dann auch seinen festen Preis haben.

Ich fände es also gut, wenn es noch mehr Mietgeräte geben würde und man den kompletten Druckprozess (einschließlich der Stromkosten!) monatlich bezahlen könnte. Das gibt es natürlich auch schon für Geschäftskunden. So hat mein einer Kunde in seinem Architekturbüro einen (aus meiner Sicht viel zu großen, überladenen) Kopierer stehen, der auch mal eben DIN A3 Pläne ausdruckt. Er bezahlt zwar noch den Strom dafür extra und muss auch für das Gerät ordentlich zahlen, hat aber dafür ein professionelles Gerät am Start, das richtig gut funktioniert und es gibt jemanden, der sich um die ordentliche Funktionsweise kümmert. Man muss kein Geschäftsmensch sein, um diese Denkweise für sein HomeOffice zu übernehmen. All den Ärger, all die Zeit, all die Experimente mit kostengünstigeren Tinten, Tonern, Alternativen kann man sich sparen, wenn es so ein System gibt, bei dem ich als Kunde einfach 1.800 Seiten Druckvolumen miete – und der Anbieter sich um den kompletten Rest kümmert. Also Gerät, Tinten/Toner, Strom, Transport, Installation, Software. Und wenn es dann nicht funktioniert, kommt jemand und kümmert sich. Das ist das, wofür die Leute zahlen möchten. Das ist es, wofür mich meine Kunden bezahlen, die wie der o.g. Architekt oft selber Selbstständige sind und keine IT-Abteilung haben, die sich um solche Dinge kümmert. Risiken auslagern. Das ist es eigentlich worum es geht.

Freilich, dieses all-inclusive Abo-Modell gibt es beim Tintenabo noch nicht, aber es wäre genau das was ich mir für die Zukunft wünschen würde.

Leider verstehen viele Leute diesen Ansatz nicht und sehen immer nur die Kosten oder die systemische Abhängigkeit. So wie man sich bei Microsoft nicht an das Office-Abo binden möchte, was ich ja auch gut verstehen kann. Wir werden aber in dieser Konsumgesellschaft immer mehr zu diesen Nutzungs- und Finanzierungsmodellen kommen, bei denen die sofortige Verfügbarkeit und der gegenwärtige Nutzen, wo die Modularität des Konsums im Vordergrund stehen. Siehe Verkauf von einzelnen Musikstücken statt kompletter Alben. Siehe Musikstreaming. Siehe Prepaid-Handys oder allgemein die Prepaid-Konsumkultur in den Entwicklungsländern (z.B. Stromzähler mit Guthaben). Die Digitalisierung ermöglicht diese “Vereinzelung des Glücks” und bedient dabei einen veränderten Nutzungsbedarf. Es ist aus meiner Sicht also nicht verkehrt, sich auch mit alternativen Nutzungskonzepten auseinanderzusetzen und so ein Tintenabo nicht bloß als systemische Gängelung zu verurteilen. Die gibt es nämlich so oder so auch beim Eigentum, also beim Kauf von Druckern und Patronen, eben weil der Hersteller über seine Firmware zum Beispiel den Gebrauch von Fremdtinte unterbinden kann. Das haben wir in den letzten Jahren alle schon erlebt, und daher macht es aus meiner Sicht eher Sinn, monatlich ein paar Euro zu bezahlen und dafür ein funktionierendes System zu haben, um das ich mich sonst nicht weiter kümmern muss.

Author: jke

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