Ein Gutschein für einen Kauf bei Amazon bewog mich dieser Tage zum Kauf eines neuen Füllers. Damit fängt es eigentlich schon an, weil man Füller eigentlich nicht im Versandhandel kauft. Heutzutage schreibe ich immer weniger mit der Hand – die normale Kommunikation erfolgt überwiegend digital – da macht es Sinn, die wenigen Dinge mit Tinte aufzuschreiben. Mit Kugelschreibern schreibe ich nicht so gerne, und viele modernen Tintenroller kratzen mir auch zu sehr (bis auf diese empfehlenswerte Ausnahme). Bei den Kugelschreibern hatte ich als Kind schon immer Geräte von Lamy (mit M16-Mine) und sogar einen Fisher SpacePen, weil mein Vater einen Tick hatte und sich regelmäßig in einem Schreibwarengeschäft irgendwelche Stifte kaufen musste. Nachdem hier die Mitbewohnerin mit ihrem Handlettering angefangen hat und ich diese Brush Pens von Tombow kennengelernt habe, kann ich das alles auch besser verstehen. Vor allem aber seitdem ich aus dem Nachlass meines Vaters zwei alte Lamy-Füller (Lamy 2000 und Lamy Profil) mitgenommen und wieder instandgesetzt habe, kann ich diese ganze Faszination rund ums Füllerthema online sowie offline einigermaßen nachvollziehen.
Bei YouTube gibt es alles, und so gibt es dort natürlich auch diverse Videos von und für Freunde von #fountainpens. Selbstverständlich gibt es auch diverse Foren, in denen neue und alte Schreibwerkzeuge ausgiebig diskutiert werden. Vor dem Kauf meines neuen Füllers hatte ich mich dort also auch informiert und dann die Entscheidung gefasst, es mal wieder mit einem Lamy-Füller zu versuchen. Die meisten Füller von Lamy fand ich bisher nämlich immer etwas seltsam. Das liegt auch daran, dass ich seit einigen Jahre bevorzugt mit einem Pelikan “Pelikano” P460 Kinderfüller mit Anfängerfeder (“A”) schreibe und mein älterer Pelikan Kolbenfüller (M200) mit seiner Goldfeder so wunderbar über das Papier gleitet, dass eigentlich kein Füller besser sein könnte. Wie das aber leider so ist, sucht man als Sammler und Liebhaber immer weiter, und so kaufte ich mir letztes Jahr einen Faber-Castell “Basic” mit der Stärke “B”.
Jetzt im direkten Vergleich mit meinen Lamy-Füllern tragen alle Füller von Pelikan (von dem P460 habe ich sogar drei Stück) richtig dick Tinte auf. Da ist es natürlich kein Wunder, dass die so glatt über das Papier gleiten. Und dann fallen auch all die Nachteile auf, die bei den Lamy Füllern irgendwie besser gelöst sind. Zum Beispiel die Kappe, die man bei den Lamy Füllern hinten aufstecken kann. Bei beiden Pelikan Füllern in meiner näheren Auswahl, dem Pelikan Stola III und dem Pelikan P40 Pura, ist die Kappe beim Test abgefallen. Für mich eigentlich nicht weiter tragisch, da ich mir das Aufstecken gar nicht angewöhnt habe, aber für manche Nutzer ist das schon sehr relevant. Und dann die Federlänge, die mir beim Lamy aion besonders gefällt.
Der Lamy aion
Der Lamy aion wurde mir auf der Website direkt als DIE Neuerung präsentiert, und danach gegoogelt, wird dann auch die Vorgeschichte klar. Man hatte einen Prototypen dieses Lamy Füllers schon auf einer Ausstellung in Frankfurt gezeigt, damals noch unter einer anderen Bezeichnung, die Fangemeinde war also schon vorab informiert und diskutierte eifrig über das was den Füller wohl ausmachen würde. Der Lamy aion ist nämlich verdächtig nah am Lamy Studio dran, einem ähnlich gearteten Füller, der etwas weniger kostet, ähnlich schreibt, aber für mich im Vergleich schlechter in der Hand liegt und auch sonst ein paar Nachteile hat, die den Lamy aion in einem so viel besseren Licht darstellen lassen.
Im richtigen Licht und vielleicht auch mit der Lupe sollte man sich sein Füllerexemplar vielleicht auch anschauen, weil ich mir den Füller natürlich zuerst online bestellt hatte und mir ein Exemplar zugeschickt wurde, das neben einigen Mängeln am Schaft (scharte Kante) und am Clip (ungleichmäßig) vor allem aber eine viel zu lockere Feder besaß, die sich beim Schreiben verschob. Ich weiß nicht, ob von diesem Händler bei Amazon nur B-Ware verschickt wird, aber das war einfach nur schlecht und wurde noch am selben Tag zurückgeschickt. Also auf zur freundlichen Bedienung bei Karstadt Frankfurt und den Lamy aion nach einem kurzen Test nochmal so direkt gekauft, in Federstärke “M”, ohne diesen Amazon Gutschein, aber mit 20% Preisnachlass. Nun ist es ja nicht so, dass ich keinen Füller hätte und der Kauf so nötig wäre, aber dieser Füller – und das ist auch die Motivation für diesen Blogpost – ist einfach sehr gut. Es macht Spaß, mit diesem Füller zu schreiben. Er liegt sehr schön ausgewogen in meiner Hand, schreibt gut, hat eine für mich schön kurze und straffe Feder. Das raue Material (gebürstetes Aluminium) fühlt sich gut an; in der Mitte gibt es ein stabiles Metallgewinde (alle o.g. Füller haben nur Kunsstoffgewinde). Stecke ich den Füller in seine Kappe, fühlt sich das wie bei den alten Mercedes der W126-Reihe an, wenn man die Tür satt ins Schloss fallen lässt. Mein Vater hatte damals auch ein Faible für die Nikon F3, weil die so schön geklickt hat. Ähnliches empfinde ich jetzt beim Lamy aion.
Damit ist der Füller ein absoluter Keeper und liegt hier auf meinem Schreibtisch vor mir auf dieser selbstgenähten Ablage aus dickem Filzstoff, zusammen mit zwei Pelikano Kinderfüllern und dem Faber-Castell. In meiner kleinen Sammlung sind ja auch Jinhao-Füller aus China, die es pro Stück für ca. 3 EUR (inkl. Versand) gibt. Wenn ich das jetzt alles vergleiche, dann reift in mir langsam die Erkenntnis, dass es bei den Füllern vielleicht ähnlich sein kann wie bei den Kameras, bei denen eigentlich schon ein Schuhkarton mit Loch als Kamera dienen kann. So kann auch ein Jinhao-Füller aus China gut schreiben. Kann! Die Serienstreuung ist leider typisch für Füller, und mir scheint man zahlt genau für diese Streuung bzw. eine abschließende Qualitätskontrolle den Aufpreis. Selbst der Herlitz Classic Tornado (1,99 EUR, eBay :-) schreibt nicht schlecht. Als Kind habe ich das nicht zu schätzen gewusst und mich damals mit einem Lamy Safari herumgeärgert. Deswegen waren die Lamy lange Zeit tabu für mich. Und als ich dann letztens Lamy anschrieb, welche Feder ich für den Lamy Profil nehmen sollte, schickte man mir umgehend einen Haufen passender Stahlfedern zu. Das finde ich so großartig von der Firma Lamy, dass es wirklich meine neue Lovebrand werden könnte. Mit dem Lamy aion haben sie für mich schon alles richtig gemacht und ich hoffe aus ihm wird mal ein ähnlicher Klassiker wie der Lamy 2000. Und zwar nicht nur deswegen, weil er ähnlich gut in der Hand liegt, sondern auch weil die Feder des aion eine Neuentwicklung ist. So war und ist das ja auch beim Lamy 2000.
39,20 EUR hat mich der Lamy aion gekostet. Würde ich mir jederzeit wieder kaufen, vor allem wenn ich von allen o.g. Füllern nur noch einen verwenden dürfte. Dann diesen hier. Toll!
Guten Tag
Ich hätte gern gewusst: Wie ist der Tintenfluss dieses Füllers? Mittelstark? Leicht nass?
Sorry, den Kommentar eben erst aus dem Spamfilter gefischt. Also den Tintenfluss würde ich als mittelstark bezeichnen. Federstärke “M” bei mir, Tintenfluss auf einem Stück Küchenpapier getestet und mit den anderen Füllern verglichen.