Den Teekonsum in 2025 optimiert

Mein Kumpel Kang-Ping in Taiwan hat mich letztens mit sehr gutem Oolong Tee versorgt, einem “Shanlinxi High Mountain Tea” aus den Bergen in Taiwan, wo die Teebüsche und -bäume natürlicher bewirtschaft werden und weniger Pestizide zum Einsatz kommen. Seitdem ist meine Messlatte bei gutem Tee ordentlich gewachsen und der Anspruch entstanden, meine Sammlung von Tee etwas auszubauen und den Vorgang des Teetrinkens etwas zu optimieren.

Das neue Teeregal an der Küchenwand

Teesammlung

Zu Hause trinke ich nur noch losen Tee, den ich mittlerweile in schwarzen Blechdosen (8,5×8,5x13cm) mit flachem Deckel wegsortiere. Früher gab es hier eine wilde Sammlung an gebrauchten Schraubgläsern, aber das war mir alles zu chaotisch und zu primitiv. Ich bin auch kein Freund von offenen Regalen im Küchenbereich, aber mit der Lösung jetzt bin ich ganz zufrieden und es ist vor allem alles sehr griffbereit. Die Dosen stehen mittlerweile auf einfachen Blechregalen, alles ist gut abwischbar und einen Schönheitspreis wird meine Küche in dieser unrennovierten Bruchbude aus 1974 eh nicht mehr gewinnen. Aber es ist hochfunktional und auf den schnellen Einsatz hin optimiert, und das zählt mehr.

Früher war ich auch ein großer Fan der “englischen” Teesorten, also diesen Mischungen aus feinkörnigem schwarzen Tee aus Kenia oder Sri Lanka, die oft in größeren Beuteln angeboten und mit viel Milch getrunken werden (PG Tips, Yorkshire Tea to name a few). Wenn schwarzen Tee, dann waren es oft diese Beutel, weil ich das englische “Cuppa tea?”-Gefühl ganz gerne mag. Tee ist für mich wesentlich bekömmlicher als Kaffee, und es beruhigt den Körper mehr. Meinen Kaffee trinke ich übrigens nur aus der Schraubkanne, der auf dem Induktionskochfeld innerhalb von 50 Sekunden zubereitet ist.

Wer kennt es nicht, wenn man sich als Student zwei Teebeutel Kräutertee in der Termoskanne zubereitet und dann den ganzen Abend lang davon trinkt? Nun, das habe ich bei mir fortgeführt und so gibt es bei mir seit ca. 30 Jahren wenn möglich jeden Abend eine Kanne Tee. Meistens ist das auch (loser) Kräutertee, weil bekömmlicher.

Von den schwarzen Teesorten bin ich mittlerweile weggekommen, weil die mir oft  zu intensiv und schwerfällig sind. Mal so einen aromatisierten Earl Grey trinken ist ok, aber in den Mengen wie bei mir wäre das nicht so gut.

In den letzten Jahren gab es hier viele verschiedene Kräutertees, teilweise auch aus eigenem Anbau (Pfefferminze, Zitronenverbene), in letzter Zeit aber trinke ich vor allem grünen Tee.

Shanlinxi High Mountain Oolong Tee aus Taiwan

Bei grünem Tee ist mein Favorit der o.g. Oolong aus Taiwan, und durch das neue Ordnungssystem mit den praktischen Behältern kaufe ich auch öfter (für mich) neue Sorten oder habe verschiedene Varianten einer Sorte. Es ist ein sehr schöner Wohlstand, wenn man das Getränk aus einer breiten Vielfalt auswählen kann.

Empfehlen möchte ich an dieser Stelle einen vietnamesischen Grüntee namensSuoi Bu, der “würzig & komplex” daherkommt und ein sehr vollmundiges Aroma hat. Er kommt von einem Bremer Teehändler, der auch andere interessante Grünteesorten im Angebot hat, durch die ich mich gerade durchteste (nicht alle schmecken mir).  Auf diesen Händler bin ich durch Amazon gestoßen, weil ich dort (!) nach einem besseren Jasmintee schauen wollte. Jasmintee ist auch nur grüner Tee, der mit dem Aroma der Jasminblüten aromatisiert wurde. Da gibt es verschiedene Methoden und Qualitäten, aber irgendwann wurde mir dann auch bewusst, dass vor allem auch die Qualität des Ausgangstees eine große Rolle spielt. Wenn der schon mal gut ist, kann das Jasminaroma auch gerne etwas schwächer sein. Um Jasmintee hatte ich früher immer einen großen Bogen gemacht, weil das für mich so ein typischer Tee ausm China-Restaurant war, damit er hier das Essen besser begleitet.  Mein Test für asiatische Restaurants ist daher auch jedes Mal, wie deren grüner Tee angeboten wird: lose in der Kanne, oder gar im Beutel? Durch Kang-Ping bin ich da etwas aufgeklärt und erwarte immer losen Tee in einer Kanne, der bei Bedarf wieder aufgefüllt wird. Das gibt es leider nicht so oft.

Dieser Händler hat also auch einen Jasmintee im Angebot, der wirklich gut ist. Zudem handelt es sich um fair gehandelten Tee (& Anbau) und die Verpackung des losen Tees ist biologisch abbaubar. Wer sich nicht entscheiden kann und keine exotischen Varianten testen möchte, nimmt den Chun Mee oder den Sencha (beide für gut befunden).

Wenn man bei Amazon nach guten Teesorten schaut – und dort gibt es wirklich eine breite Auswahl – dann ist es leider oft so wie bei anderen Produkten dort, die qualitativ alle möglichen Dinge versprechen (“bio”), aber im Grunde ist es oft nur geschicktes Marketing und der Tee an sich von weniger guter Qualität. Außerdem kann sich die Qualität von Charge zu Charge unterscheiden. Das sieht man schön beim Jasmintee von Rosmann (2,79 EUR der Beutel), der früher wirklich gut war, aber mittlerweile in verschiedenen Chargen nach Heu und einfach nur ekelig schmeckt. Ich gehe also nicht davon aus, dass es immer gleichbleibende Qualität gibt und kaufe daher nur noch dort, wo man entweder kleine Mengen probieren kann oder der Händler auch selber testet. Und das ist bei dem o.g. Direktimporteur aus Bremen eher der Fall als bei einem anonymen Händler bei Amazon, der eigentlich nur Streckengeschäfte unternimmt und die Materie ungeprüft weiterverkauft. Gerade beim Jasmintee gibt es so viel Mist online. Was natürlich nicht heißt, dass der ostfriesische Teehändler mit seinen aromatisierten Schwarztees und seinen offline Ladengeschäften die besseren Mischungen anbietet. Interessant finde ich natürlich auch die Teekampagne und den Dingen, die dieser Ansatz verspricht.

Mittlerweile bin ich jedenfalls soweit, dass ich schlecht schmeckenden Tee ablehne und direkt entsorge. Das Leben ist zu kurz für Schrott.

Die Suche nach der optimalen Teekanne

Vorweg: Grünen Tee brühe ich mittlerweile bei 85°C. Früher habe ich die Frage nach der richtigen Temperatur als fancy shit abgetan, aber der grüne Tee schmeckt deutlich aromatischer, wenn er nicht mit 95°C heißem Wasser übergossen wird, das gerade vorher gekocht hat. Man verbrennt, verbrüht das Aroma. Weniger Hitze ist besser. Ich musste das erst lernen, um es zu verstehen.

Mit einem Thermometer messe ich die Temperatur

Hier werde ich mir demnächst mal einen Wasserkocher besorgen, bei dem man die Temperatur direkt einstellen kann.

Auch bei der Brühdauer achte ich mittlerweile eher auf die Zeiten. Da habe ich aus Faulheit den Filter oft lange im Tee belassen, aber dadurch wird das Aroma natürlich noch intensiver und es ist bei den meisten Tees gar nicht so nötig. Ich komme vom Oolong Tee, bei dem die längere Verweildauer nicht weiter schlimm ist. Vielleicht deswegen.

Wer Gäste zu Besuch hat und Tee anbietet – der dann schnell weggetrunken wird – für den gibt es die schönsten Teekannen zu kaufen. Letztens fand im Second Hand Kaufhaus eine wunderschöne Teekanne von Melitta aus den 1960er/70er Jahren, in die ich mich sofort verliebt habe. Auch habe ich diverse andere Teekannen aus Glas, Keramik, Metall, z.B. eine (wertvolle) japanische und eine versilberte. Alleine, in diesen Kannen wird das Getränk oft zu schnell kalt, und wenn man Tee nur für sich alleine zubereiten möchte, dann muss eine Teekanne bei mir mindestens drei Dinge erfüllen:

  1. Die Teekanne muss Platz für ein möglichst breites Teesieb haben, in dem sich der Tee gut entfalten kann UND das möglichst tief im Behälter hängt, so dass der Filter gut benetzt wird.
  2. Die Kanne sollte die Hitze speichern. Ich möchte meinen Tee heiß trinken. Nicht nur warm, sondern heiß. Die wenigsten Teekannen können dies.
  3. Die Kanne muss ordentlich Volumen haben. Also mindestens 1,4 Liter.

Teekannen

In den letzten Jahren habe ich hier ein System verwendet, bei dem ich in diesen IKEA Teekannen aus Glas und Einhängesieb 1 Löffel losen Tee gelegt und die Kanne dann bis zum Rand gefüllt habe. Einerseits deswegen, weil der Teefilter dieser Kanne relativ breit ist. Und auch eher diese Kanne als andere, weil bei dieser Kanne der Teefilter fast bis auf den Kannenboden reicht und sich so auch schon bei geringerem Wasserstand die Teeblätter besser entfalten können. Und wieder: Es kommt natürlich auf den Tee an. Bei schwarzem Tee mit kleineren Blättern wird weniger Raum benötigt, aber bei grünem Tee mit größeren Blättern ist ein großes Teesieb eher von Vorteil.

links: MONO Teekanne, rechts: IKEA Teekanne (beide aus Glas)
links: MONO Teekanne, rechts: IKEA Teekanne (beide aus Glas)

Ich habe auch diese Teekanne von MONO, die eigentlich total cool ist und die es mit grobem Kunststoffsieb auch von Bodum gibt, aber meine MONO tropft beim überschwenglichen Eingießen leider total und vielleicht war das auch der Grund, wieso sie im Recyclinghof abgegeben wurde, wo ich sie dann für wenig Geld entdeckt hatte. Für die Entfaltung von Teeblättern ist diese Siebgröße natürlich top!

Die Mono und die von IKEA sind beide aus Glas und man kann sie beide auf ein Stövchen stellen. Irgendwo habe ich letztens gelesen, dass Stövchen eher etwas für Früchtetee sind, weil sich durch die Hitzezufuhr der Tee wieder zu sehr verändern würde. Ist das so?

Isolierkannen

Meine drei Isolierkannen aus Edelstahl: alfi, emsa, Thermos
Die Öffnungsweiten der drei Isolierkannen

Nachdem der Tee also aufgebrüht ist, kam der dann bei mir immer in eine Edelstahl-Isolierkanne. Ich habe über die Jahre mehrere durchgetestet und bin irgendwann bei einer von alfi (im Bild links) und emsa (im Bild in der Mitte) hängenblieben. Die alfi hat eine relativ breite Öffnung (zum Zeitpunkt des Kaufs vor mehrere Jahren gab es nicht so viel Auswahl), aber sie hat einen unmöglichen Deckel, der in der Handhabung zu schwergängig ist. Die Kanne von emsa ist auch innen mit Edelstahl, aber hat einen zu kleinen Deckel, so dass beim Ausgießen eine zu kleine Menge herauskommt.

Für die emsa Isolierkanne gibt es sogar ein passendes Teesieb. Allerdings ist das recht schmal.

Aufbrühen und warmhalten in einer Kanne

In der Hoffnung, das System zu optimieren und nur noch eine Kanne für alles zu haben, habe ich letztens eine Kanne von Bredemeijer gekauft. Diese Kanne ist aus doppelwandigem Stahl und hat ein sehr schönes, sehr brauchbares Teesieb (das man extra kaufen muss). Man kann den Deckel beim Aufbrühen drauflegen und alles wirkt sehr wertig. Sie ist zwar etwas massiver als andere doppelwandige Kannen für weniger Geld, aber am Ende hält sie die Wärme auch nur eine begrenzte Zeit zurück. Für 1-2 Stunden ist es ok, aber mehr geht damit (verglichen mit Thermoskannen) nicht. Die Kanne gefällt mir aber und mit dem perfekt passenden Filter und den 1,4l Fassungsvermögen macht man hier nichts falsch.

 

Es kam also die Erkenntnis, dass ich für mein Vorhaben eine Isolierkanne aus Edelstahl mit einer möglichst breiten Öffnung und einer sehr guten Warmhaltefunktion benötige.

Die Entscheidung: Thermos 1,5l

Vor ein paar Jahren war die Auswahl noch viel beschränkter, da gab es im Bereich der Isolierkannen fast nur Kaffeekannen, die meistens nur eine kleine Öffnung und einen Glaszylinder hatten. Mittlerweile gibt es hier aber eine breite Auswahl und nach einigen weiteren Tests habe ich mich jetzt für eine Kanne der Marke Thermos entschieden, die 1,5l Volumen bietet und für mich richtig gut funktioniert.

Die Thermoskanne hat eine breite Öffnung von ca. 7cm, innen ist es Edelstahl, der Deckel ist massiv und zerlegbar. Durch seine Zerlegbarkeit ist er viel besser zu reinigen und man kann ihn auch als Ersatzteil einzeln nachkaufen. Für diese Kanne würde ich mir noch ein Teesieb wünschen, das optimal passt (wie bei der Bredemeijerkanne) und vor allem die volle Höhe der Kanne ausnutzt, so dass der Tee auch bei geringeren Wassermengen gut aufgebrüht werden kann.

Als Teesieb verwende ich eines der Marke “Gaiwan”, das ich mal mit einem Teeglas zusammen gekauft hatte. Das Teesieb gibt es auch einzeln zu kaufen, das Teeglas auch von anderen Marken (Gaiwan sind eigentlich die chinesischen Teebecher), aber im Gegensatz zu den vielen anderen Teesieben online passt dieses mit seinen ca. 7cm Breite und ca. 10cm Höhe ganz ok in diese Thermoskanne. Und so kommt dann dort bis zur Oberkannte das 85°C heiße Wasser rein, der Deckel lose drauf und nach ein paar Minuten fische ich das Teesieb heraus, stelle es in die Spüle und drehe den massiven Deckel ein. Fertig ist der Tee, der sich in dieser Kanne mehrere Stunden warm hält.

Während des Aufbrührens bleibt der Deckel auf der Kanne und dem Sieb

Das Ausgießverhalten dieser Kanne ist gut, man kann einen großen Becher schnell füllen. Beim Loslassen des Hebels fließt noch etwas Flüssigkeit nach, weil es die im Deckel verbliebene Restmenge ist. Man gewöhnt sich aber im Betrieb schnell daran und merkt es nur im direkten Vergleich mit anderen Kannen.

Nach dem Aufbrühen wird der Deckel fest verschraubt und hält den Tee viele Stunden lang warm.

Für mich ist das jetzt nach all den Tests das perfekte System. Eine All-In-One-Kanne, in der ich einerseits gut aufbrühen kann, die ein großes Volumen hat und die danach alles stundenlang heiß hält.

2184 Wörter über die richtige Teekanne. Aber es gibt Dinge im Leben, die halt wichtig sind. Gutes Werkzeug, gutes Kochgeschirr. Oder eben die richtige Teekanne. Ich hoffe es hilft bei Eurer Auswahl!

Author: jke

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