Letztens frug mich meine Mutter, ob sie mir mit einem der unzähligen Kugelschreiber aus der Sammlung meines vor drei Jahren irgendwie viel zu früh verstorbenen Vaters eine Freude machen könne.
Ich weiß gar nicht, was ihn seinerzeit zum Kauf all dieser verschiedenen Lamy, Cross und Montblanc Kugelschreiber, Drehbleistifte und Füller getrieben hatte – wahrscheinlich die Faszination an der Qualität oder der Bedarf guter Schreibgeräte in der überwiegend geisteswissenschaftlichen Tätigkeit, aber da ich nun doch schon ziemlich nach ihm geraten bin, hatte ich die Anfrage natürlich bejaht und mich dann für einen alten Lamy 2000 entschieden.
Gestern Abend habe ich diesen schönen Kugelschreiber aus den 1970er Jahren dann mal geputzt, mit WD-40 eingeölt und mich bei Lamy nach neuen Mienen und alternativen Schreibgeräten schlau gemacht.
oben: Lamy 2000 // unten: Lamy noto
Beim Durchstöbern der Lamy Website fiel mir dann dieser geniale Lamy noto (Modell 283) ins Auge, der für schlappe 4,95 EUR ein ähnliches Design wie der Lamy 2000 bietet, mit seiner dreieckigen Form wunderbar in der Hand liegt, gerade mal 1g weniger auf die Waage bringt als der Lamy 2000, die gleichen M16 Mienen verwendet und auch sonst irgendwie typisch Lamy durchdacht wirkt.
Ich finde diesen Lamy noto Kugelschreiber so genial, dass ich ihn mir heute umgehend gekauft habe und mir dachte: ok, das muss ich bloggen. Hätte ich vor dem Kauf mal gegoogelt, wäre mir dieser nette Artikel mit Hintergrundinfos aufgefallen, denn der “noto” stammt von einem japanischen Designer namens Naoto Fukasawa und bekam wohl auch schon einen red dot award fürs Produktdesign in 2009.
Beim Thema Lamy erinnere ich mich aber auch an diesen interessanten Artikel aus der BrandEins im Juni 2009, wo es u.a. heißt:
…zur DNS von Lamy gehört, nicht in Billiglohnländer auszuweichen. Man macht fast alles selbst: Gehäuse, Federn, Minen, Tintenpatronen, insgesamt 95 Prozent aller Bauteile. Auch sämtliche Werkzeuge und Spritzgussformen entstehen im eigenen Haus. (….) “Bei uns gilt wirklich noch: made in Germany.”.
Dass es mir bei guten Schreibgeräten aber nicht nur um ein gutes Image geht, zeigt vielleicht auch folgendes Bild meiner derzeit vier favorisierten Schreibgeräte:
Oben die beiden Lamy, darunter in blau ein Pelikan “Pelikano” Schulfüller mit A-Feder (A, wie Anfänger) und ein no-name Werbetintenroller von arte. Der Tintenroller hakt eigentlich, liegt dafür aber wunderbar in der Hand. Tintenroller kann man austauschen, Gehäuse eher weniger.
Der Pelikano Füller mit seiner Kinderfeder Feder für Schreibanfänger ist so ziemlich der genialste Füller, den es gibt. Vor einigen Jahren habe ich auf Anraten einer guten Freundin auf dieses Modell gewechselt und freue mich jedes Mal über die leichte Eleganz, mit der diese extrem rundgefeilte Feder übers Papier gleitet. Diesen Füller kann man eigentlich gar nicht falsch herum halten oder zerschreiben – die Spitze hält vieles aus und schreibt in vielen Positionen, in denen andere Füller eher zickig reagieren.
Das Thema Schreibgeräte ist sicherlich so individuell wie Lieblingsfarben beim Auto, und nicht jeder hat den gleichen Individualisierungsbedarf. Meine Freundin schreibt z.B. sehr gerne mit den billigen BIC Kugelschreibern. Die reichen natürlich zum Schreiben aus, auch wenn ich mit diesen Billigschreibern in Kenia bisher andere Erfahrung gemacht habe (Tinte trocknet schnell aus, egal ob BIC, Speedo, Glider, etc.). Ich würde eigentlich auch niemals auf die Idee kommen, mehr als 40,- EUR für ein Schreibgerät auszugeben, aber hey – wenn man für 4,95 EUR einen qualitativ so hochwertigen Lamy Kugelschreiber bekommt – wieso dann überhaupt mehr ausgeben?
Ich glaube ein Problem ist hier eher, dass die meisten Leute gar kein Geld für einen Kugelschreiber ausgeben, oder bei einem Kauf dann gleich 20-30 & eben mehr Geld ausgeben. Ich glaube viele Leute, die einen Montblanc (Meisterstück) haben oder wünschen, schreiben damit gar nicht soooo gut. Nicht weil das Gerät so schlecht wäre, sondern weil sie so selten dazu kommen und die Tinte nicht immer frisch ist. Vom richtigen Papier ganz zu schweigen (es schreibt sich nicht überall so schön glatt & flüssig).
Für eine ganze tolle Kombination (hey, über 4,95 EUR Kugelschreiber bloggen? Dann aber richtig…) aus Kugelschreibern und Füllern halte ich auch die besseren Tintenroller. Ich habe hier auch noch (neu gekauft) einen Lamy Tintenroller für 6,- EUR, einen 3,- EUR Uni-Ball Gel Impact (Gel Schreiber) sowie einen einfachen 1,- EUR Pelikan Inky. Alle in blau, die Pelikan und Lamy Tintenroller sind sogar mit einem Tintenkiller entfernbar. Das heißt: im Lamy Tintenroller für 6,- EUR steckt genau die gleiche M66 Tintenpatrone drin wie in einem 30,- oder 80,- EUR Lamy Tintenroller.
(…diese indischen Töpfe eignen sich übrigens auch ganz wunderbar als Stiftbehälter aufm Schreibtisch :-)
Bei den vielen Werbekugelschreibern und Tintenrollern, die es da draußen gibt, finde ich es eigentlich erstaunlich, dass gerade dieses 1 bis 10 EUR Segment immer noch so gut abgedeckt wird und es Schreibtechnisch danach keine Steigerung mehr gibt (ausser bei den Füllern vielleicht, und natürlich dem Gehäuse). Oder etwa doch?
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