Der Brck im Test

Mein alter Schul- und Bloggerfreund Cedric Weber hat sich in den letzten Weihnachtsferien seinen Brck in der Brck-Zentrale in Nairobi (Kenia) abgeholt. Und ich darf den jetzt endlich testen. Yay!

Der Brck im #RDRWLD
Der Brck im Frankfurter #RDRWLD.

Was ist der Brck?

Der Brck ist ein etwa ziegelsteingroßes (“Brick”) Internetmodem, das verschiedene Zugangsarten bündelt und einer Gruppe von Benutzern zur Verfügung stellt. Es ist aber eben nicht nur ein (limitierter) MiFi oder ein Handy mit Hotspot-Funktion, sondern auch noch mehr als das. So verfügt das Gerät neben einem internen 2G/3G-Modem mit externem SIM-Kartenhalter auch noch über eine eingebaute vMNO-SIM-Karte, die ein globales Roaming ermöglichen soll und sämtliche Zugangsdaten für alle unterstützten Länder automatisch aus der Cloud lädt. Diese Funktionalität ist derzeit leider noch nicht freigeschaltet, was sich aber hoffentlich bald ändern wird. Der interne Speicher von 4GB lässt sich (theoretisch) kostengünstig über microSD-Karten erweitern, und überhaupt: die Erweiterungsmöglichkeiten sind es eigentlich, die das Gerät für Nutzer so interessant machen. So gibt es neben einem externen Antennenanschluss an der Unterseite des Gerätes auch noch 50 Arduino General Purpose Input & Output (GPIO) Ports, die nach einer online verfügbaren Anleitung bespielt werden können:

Brck Unterseite
Die Unterseite des Brck mit einem Gummistöpsel, der die Anschlusspins für Erweiterungen verdeckt.

Die kompletten Einstellungen für das Gerät werden online im Browser abgewickelt (natürlich auch lokal erreichbar), wo sogar der Akkustand angezeigt wird und einzelne Funktionen deaktiviert werden können. Im Gegensatz zu fertigen mobilen Hotspots, die man vor dem Betrieb als Einzellösungen konfigurieren muss (und bei denen das Nachladen mit Prepaid-Guthaben aufgrund der fehlenden Tastatur und des Displays auch nicht so easy ist), eignet sich der Brck wohl auch sehr gut für Firmen, da einem Benutzerkonto mehrere Geräte zugeordnet werden können. Hier können dann für jedes Gerät die Zugangsberechtigungen freigeschaltet werden, was für Zwecke der Fernwartung sicherlich eine große Rolle spielt.

Geschichte

Auf einem Rückflug nach Nairobi hatte der Ushahidi-Mitgründer Erik Hersman (mit dem ich eigentlich sonst bei AfriGadget.com über afrikanischen Erfindergeist blogge) die geniale Idee, dass man den Flaschenhals der schmalbandigen und instabilen Internetzugänge in einem Land wie Kenia eigentlich mal verbessern müsse. Ein Gerät, das Änderungen zwischenspeichert und bei einem Verbindungsausfall sofort auf eine alternative Route ausweicht. Dass auch bei einem Stromausfall weiterhin aktiv bleibt und damit eine Produktivität ermöglicht, die für richtiges Onlinearbeiten unabdingbar ist.

Irgendwann um Weihnachten 2012 herum hatte die Crew von Ushahidi Inc. in Kenia dann bei einem Betriebsausflug spontan einen Mifi mit einem LAN-Router und einem Akku kombiniert. So etwas in der Art sollte es also werden, mit einer zu schreibenden Software, die automatisch zwischen den Verbindungsarten hin- und her schaltet und das Optimum an Verbindungsqualität herausholt. Das Ganze in einem stabilen Gehäuse, das die Umweltbedingungen in Afrika überlebt. “If it works in Africa, it will work anywhere” ist der Leitspruch, und wer die Hartnäckigkeit von feinem Sand aus seinem Dubai-Urlaub kennt, der kann sich die Anforderungen in etwa vorstellen.

Einer der ersten Prototypen des BRCK, den ich bei der re:publica13 genauer anschauen durfte. Außen abgegriffen, innen ein Kabelchaos und eine LED auf der Oberseite, die leider schon ihren Geist aufgegeben hatte.
Einer der ersten Prototypen des BRCK, den ich bei der re:publica13 genauer anschauen durfte. Außen abgegriffen, innen ein Kabelchaos und eine LED auf der Oberseite, die leider schon ihren Geist aufgegeben hatte.

Es folgte die Gründung von Brck Inc. mit einem Team von Hard- und Software-Entwicklern, eine überaus erfolgreiche Kickstarterkampagne und einigen Investoren aus den USA – was sich angesichts des Erfolgs und der Erfahrungen von Ushahidi sicherlich leichter herausstellte – und der Brck war nach einigen Prototypen endlich fertig gestellt und konnte mit einiger Verzögerung ausgeliefert werden.

Hört sich alles gut an, ist in der Praxis aber unheimlich schwierig. Entwickelt wurde das Gerät nämlich vor Ort in Nairobi, wo man nicht “mal eben” noch schnell ein paar SMD-Bauteile kaufen kann. Alles musste geplant und aufwendig importiert werden, Prototypen von Platinen blieben im Zoll hängen, Softwareprobleme – es ist also kein Wunder, dass der Brck im Grunde ein “work in progress” ist und die Auslieferung der ersten Charge mit einigen Schwierigkeiten verbunden war. Hergestellt werden die Platinen übrigens in den USA, und das auch vor allem deswegen, weil es bisher steuerliche Nachteile in Nairobi gab, die die Entwicklungkosten um 25 bis 30 Prozent erhöht hätten (wohlgemerkt: für die Entwicklung von Hardware. Diese Hardware fertig zu importieren, ist steuerfrei. Das ist doch verrückt!).

If it works in Africa, it will work anywhere
Nomen et omen: “If it works in Africa, it will work anywhere.”

Die Hardware

Bei einem Gewicht von ca. 400g und einer Größe von 132mm x 72mm x 45mm ist der Brck immer noch handlich genug, auch wenn er flacher sicherlich besser in die Aktentasche passen würde. An den Seiten gibt es kleine Gummiklappen, die ein reiner Staubschutz sind. Die derzeitige Version ist noch nicht wasserdicht, an einer IP67-Version wird jedoch gearbeitet. Für die seitlich einsteckbaren Kabel – 1x USB 2.0, 1x LAN, 1x microUSB und die Mobilfunkantenne – gibt es auch keine mechanische Entlastung oder Sicherung. Hier gibt es sicherlich noch Verbesserungsbedarf, was sich vielleicht durch die wasserdichte Version ändern wird. Ich bin aus genau dem Grund übrigens auch kein großer Freund von microUSB – viele Android Smartphones, die ich zur Reparatur vorgelegt bekomme, haben einen Schaden am microUSB-Port, der durch unsorgfältige Benutzung entstanden ist. Auf der anderen Seite ist microUSB wohl der Standard schlechthin, so dass verlorene Kabel schnell ersetzt werden können. Kann man machen, würde ich wahrscheinlich auch so machen, finde ich aber technisch betrachtet eher doof. Im Brck-Forum hat übrigens jemand genau dieses befürchtete Problem beschrieben.

SIM-Karten werden in der “normalen” Mini-SIM-Kartengröße akzeptiert, ein Adapter für SIM-Karten im micro- oder nano-SIM-Format wird wohl neuerdings mitverschickt. Aber das Adapterset kostet auch wirklich nur noch unter 1€ (inkl. Versand aus China von meinem Lieblingshändler!).

Brck Gummiklappen
Gummiklappen, die wirklich nur als Staubschutz dienen.
Die Anschlüsse am Brck: USB 2.0, Ethernet (LAN), SIM, microUSB
Die Anschlüsse am Brck: USB 2.0, Ethernet (LAN), SIM, microUSB
Der RP-SMA-Antennenanschluss am Brck
Der RP-SMA-Antennenanschluss am Brck

Der RP-SMA-Anschluss für eine externe Antenne führt über ein Koaxialkabel direkt in das eingesteckte USB-Modem, ein Anschluss für eine oder mehrere WLAN-Antennen ist bei dieser ersten Version (V1) des Brck leider noch nicht vorgesehen. Die im Gerät befindliche WLAN-Antenne ist laut Auskunft der Entwickler direkt als Leiterbahn auf der Platine untergebracht, was etwas Potential verschenkt, bei den Mitbewerbern aber wohl leider auch normal ist.

Im Vollbetrieb soll der eingebaute und fest verklebte 8000mAh Akku das Gerät 8h lang im Betrieb halten und wird sonst über die seitlich angebrachte microUSB-Buchse aufgeladen. Laut Aufkleber auf dem Gerät erfolgt die Aufladung bei einer Spannung von 5-18V und einem Ladestrom von 100mA bis 4A (hier gibt es online abweichende Aussagen). Im Zubehörbereich gibt es auch noch Solarzellen, die natürlich systembedingt das Gerät nicht so schnell nachladen. Für einen Arbeitstag sollte es aber reichen. Und übrigens Solarzellen: Kenia hat weltweit die meisten Solaranlagen pro Einwohner. Das liegt natürlich an den hohen Erschließungskosten für die Stromleitungen. Und genau in dieses Szenario fällt dann der Brck, der analog zu den populären Solaranlagen eine dezentrale Lösung anbietet. Ich erwähne es an dieser Stelle, weil bei der ersten Produktankündigung zum Brck während der re:publica13 die Kommentare im Heise-Forum (aber auch anderswo) wieder so typisch waren für das, was man sich aus deutscher Sicht unter Afrika vorstellt. Es ist einfach ein komplett anderer Markt, in dem Hardware anders genutzt wird und auch Software kleine Nischen bedienen muss, die hierzulande undenkbar (und wahrscheinlich auch unnötig) wären.

Zum Vollbetrieb gehört übrigens auch die Selbstverständlichkeit, dass man sein externes Mobilfunkgerät über den eingebauten Akku bzw. die USB-Buchse im Brck laden kann. Gerade bei den ständig schwankenden Spannungen im kenianischen Stromnetz ist es sehr ratsam, kleine und empfindliche Geräte wie teure Smartphones über einen externen Akku oder am Laptop zu laden und nicht direkt ans Stromnetz anzuschließen. Und im afrikanischen Busch, wo der Brck vor allem zur Anwendung kommen soll, gibt es keine Steckdose.

siehe Caption
Screenshot aus der BRCK-Disassembly-Anleitung: Der Brck mit geöffnetem Gehäusedeckel. Beim Öffnen des Gerätes erlischt wohl die Garantie.

Wie in dem Bild aus der DIY-Anleitung erkennbar, besteht der Brck eigentlich nur aus einem Akku, zwei zusammengesteckten Platinen, einem externen 2G/3G-USB-Modem und dem Gehäuse. Damit kann der Brck auch mal hinfallen und einen kräftigen Stoß vertragen. Die Bauweise mit dem eingesteckten 2G/3G-Modem finde ich etwas komisch, weil es doch sehr den zusammengewürfelten Charakter des Gerätes unterstreicht. Auf der anderen Seite ist dieser modulare Aufbau auch von Vorteil und senkt sicherlich auch die Entwicklungs- und Lizenzierungskosten.

Mein Testexemplar gehört mir ja leider nicht, sonst hätte ich den Brck natürlich schon sofort aufgeschraubt. Anhand der (im Backend angezeigten) IMEI-Nummer lässt sich allerdings schon herausfinden, dass es sich bei dem verbauten USB-Modem um ein Ovation MC545 von Novotel handelt (HSPA+/HSPA/UMTS @ 900/1900/2100 MHz und Quad-band GPRS/EDGE @ 850/900/1800/1900 MHz). So viele USB-Modems mit externem und unverbautem Antennenanschluss gibt es ja leider nicht mehr, zumindest nicht auf dem deutschen Markt. Und es ist durch die Quad-Band-Unterstützung zumindest im 2G-Bereich auch weltweit einsetzbar. In diversen Tests hat der MC545 ganz gut abgeschnitten, wenngleich er auf dem deutschen Markt schon eher ein Exot ist. Ich bin sehr gespannt, welche Sticks sonst noch out-of-the-box unterstützt werden und auch wie weit diese erste Version verbessert werden kann.

siehe Caption
Screenshot aus der BRCK-Disassembly-Anleitung: Die beiden Platinen mit dem aufgestecktem Modem.

Das im ersten Screenshot ersichtliche breite (braune) Flexkabel an der Platinenseite führt zu den GPIO-Ports, die sich unterhalb des Akkus befinden. Beim Akkuanschlussstecker habe ich mich auch erst etwas über die grobe Bauweise gewundert, die so gar nicht zum Rest zu passen scheint. Aber auch hier sollte das System wohl so einfach und bruchsicher wie möglich gehalten sein. Wenn man sonst immer nur hochfiligrane Mobilfunkgeräte zerlegt, dann ist der Aufbau im Brck dazu wie ein altes Nokia Handy, das ebenfalls nur durch vier massive Schrauben zusammengehalten wird.

Der Brck als Handyladegerät
Mein iPhone 5 (mit extra kurzem Kabel) am Brck. Wird sogar als Computer erkannt (!) und lädt.

The Elders of the Internet…

Die Ähnlichkeit mit der Internet-Box aus “IT Crowd” ist wohl auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch ist der Brck beides: einerseits eine schwarze Box, die sich selbstständig um den Internetzugang kümmert und man nichts weiter einstellen muss; andererseits ein vielseitig einstellbares Gerät, das sich bei Bedarf komplett zerlegen und anpassen lässt. Das ginge mit einem Mifi oder einem Smartphone sicherlich nicht so ohne weiteres. Bei einem Verkaufspreis von derzeit 249,99 USD darf man aber wohl auch etwas mehr Funktionalität erwarten.

Zur Hardware möchte ich abschließend festhalten, dass sie nur die erste Version darstellt und sich das sicherlich auch nochmal ändern wird. Vielleicht nicht in der Baugröße und nicht bei den Platinensteckern, wohl aber in den Details wie den bereits erwähnten Gummiklappen. Auch ist die Firmware scheinbar noch nicht ausgereift – in der Vergangenheit mussten einzelne Teilbereiche auf der Platine softwareseitig deaktiviert werden, weil sie dazu führten, dass sich der Akku zu schnell entlädt. Die fehlende Anschlussmöglichkeit für eine externe WLAN-Antenne empfinde ich dabei als besonders bedauernswert. Das zeigt dann aber auch, dass sich interessierte Nutzer mit ihren Endgeräten in der Nähe des Brck befinden sollten.

Software

Durch die Einstellungsmöglichkeiten in der Cloud und der bereits erwähnten Zuordnung mehrerer Geräte zu einem Kundenkonto ist der gesamte Verwaltungsaufwand schon sehr angenehm. Nach dem Einloggen und der Auswahl des jeweiligen Brcks landet man auf der Startseite des Brck, dem Dashboard:

Das Brck-Dashboard im Backend
Das Brck-Dashboard im Backend

Auf einer weiteren Unterseite lassen sich die Zugangsarten festlegen, und sogar die Reihenfolge, welche Verbindungen bevorzugt werden sollen. Der Cedric hatte den Brck zuletzt zum Barcamp Rhein-Necker #bcrn15 mitgenommen, wo der Brck als Wifi-Bridge zu den Freifunkern benutzt wurde (siehe Screenshot). Ein Klick auf das graue “View”-Feld öffnet ein Overlay, auf dem Zugangsdaten wie IP, DHCP, DNS und APN-Einstellungen eingetragen werden können.

Brck-Einstellungsvielfalt: Menüführung übersichtlich und logisch aufgebaut.
Beim Klick auf "View" (unterhalb der jeweiligen Verbindungsart) öffnet sich ein Overlay-Fenster für die APN-Einstellungen.
Beim Klick auf “View” (unterhalb der jeweiligen Verbindungsart) öffnet sich ein Overlay-Fenster für die APN-Einstellungen.

Die ganze Sprachführung ist derzeit noch auf Englisch – ich hatte den Leuten von Brck mal meine Übersetzungsdienste angeboten, weil ich da für die fünf Softwareprodukte von Ushahidi für die Übersetzungen von EN in DE bereits ganz gute Erfahrungen gemacht habe. Mit einem Dienst wie Transifex macht es auch einfach Spaß, einzelne Strings zu übersetzen. Wie weit die damit allerdings für die Cloud-Version schon fortgeschritten sind, kann ich noch nicht beurteilen. Auch hier gilt: work in progress.

Brck HEX File Upload
In den erweiterten Einstellungen fängt der Spaß erst richtig an.

Der Brck ist also kompatibel mit einem Arduino und lässt sich insofern um mehr Funktionalität erweitern. Auf der HackIT-Seite bei Brck.com wird auch noch auf ein externes Board verwiesen, dass die Steckkontakte im bekannten und weit verbreiteten Layout der Arduinos anbietet. Auch hier wurde also mitgedacht und man möchte der Community möglichst viele Erweiterungsmöglichkeiten bieten. Das ist ein sehr schöner Ansatz, der den Anspruch des Brck unterstreicht, mehr als nur ein mobiler Hotspot zu sein.

Aktuelle Fragen zum Brck und seinen Erweiterungsmöglichkeiten werden übrigens online in einem frei zugänglichen Forum beantwortet. Die Entwickler nutzen es teilweise selber zur Kommunikation untereinander, man hat also den direkten Kontakt zu den Ingenieuren und sieht auch schön, wo der Fokus vieler Anwender liegt. Das ist teilweise auch nötig, denn die bereits erwähnten Anfangsschwierigkeiten und eine eher schleppende Kommunikation haben bereits zu einigem Frust auf Benutzerseite geführt.

Letztens habe ich an einem Conference Call mit Teilnehmern aus der Nothilfe teilgenommen, wo die Einsatzmöglichkeiten des Brck für Flüchtlingscamps und Umweltprojekte diskutiert wurden. Genau da zahlt es sich natürlich aus, dass der Brck vor Ort entworfen wurde und auch vor Ort gewartet werden kann. Eine Alternative wären sonst importierte Geräte, die irgendwann aufgrund mangelnder Wartung kaputt gehen und damit außer Dienst gestellt werden würden (alles schon erlebt!).

Brck im Regal
Fällt im vollgestellten Bücherregal auch nicht weiter auf: der Brck im Alltag.

Übrigens ist die komplette Benutzeransicht im Browser auch mobile responsive, man kann also auch vom Smartphone oder Tablet auf die Einstellungen zurückgreifen. Da habe ich gerade mit den günstigeren TP-Link in der Vergangenheit auch schon Backends erlebt, die nur im MS-Internet Explorer aufm Desktop unter Windows zu bedienen waren. Die Ironie ist: der Netzwerkchip im Brck ist auch von TP-Link :-).

OpenVPN? OpenVPN ist leider noch nicht implementiert, soll es aber irgendwann auch geben. Again, work in progress (…).

Betrieb

Einschalten, kurz warten, verbinden, lossurfen. So einfach ist das mit dem Brck, wenn man ihn einmal eingestellt hat. Ich finde das ganz großartig!

Zum Lieferumfang gehört neben einer Pappschachtel und einer kleinen, bebilderten Anleitung ein Ladegerät mit USB-Kabel. Die externe Antenne wurde zusätzlich erworben und ist für den guten Empfang sicherlich unabdingbar. Überhaupt, Empfang: durch die handliche Größe und den autarken Betrieb über den eingebauten Akku kann der Brck genau dort zum Einsatz kommen, wo der Funkempfang nicht so gut ist. Besser also in hoher, exponierter Lage, beispielsweise auf einem Antennenmast oder auch nur auf (den in Ostafrika typischen, hölzernen) Gardinenkästen. Das ist dann auch genau der Unterschied zu einem Handy mit Hotspotfunktion, welches diesen Komfort nicht so dauerhaft bieten kann (Betriebsdauer, Anzahl der Nutzer, externe Antenne). Da kann dann eigentlich nur ein besserer Mifi mithalten.

Der jeweilige Betriebszustand – Mobilfunk, Wi-Fi Bridging oder Ethernet – wird über eine mehrfarbige LED auf der Oberseite angezeigt. Selbst beim Aufladen geben verschiedene Farben einen Rückschluss über den jeweiligen Ladestand des Akkus an, was sicherlich sehr praktisch ist und eine schnelle Orientierung gibt. Alternativ wäre wohl noch eine lineare Anzeige mit mehreren LEDs möglich und das wäre vielleicht auch barrierefreier und eindeutiger. Man hat ja übrigens auch einen UX-Designer im Brck-Team, so dass alle Elemente und auch Beschreibungen in einer einheitlichen Schriftart ausgeführt sind, was meinen inneren Monk sehr befriedigt.

Als SIM-Karte kommt bei meinem Test eine Aldi Talk Karte zum Einsatz, die auch im laufenden Betrieb gewechselt werden kann und sofort erkannt wird.

Über SSH soll man wohl auch auf den Brck zugreifen können, dafür muss man sich aber vorher mit dem Entwicklerteam in Verbindung setzen. Ich werde bei all dem das Gefühl nicht los, dass während der Kickstarter-Kampagne etwas mehr versprochen wurde und alle potentiellen Bruchstellen jetzt so weit wie möglich limitiert werden. Wahrscheinlich ist die Freigabe eines solchen Systems auch immer wieder mit dem Risiko verbunden, dass die Kontrolle über ein funktionierendes Gerät abgegeben wird.

Der Zugriff vom Mobilgerät aus gestaltet sich dagegen ziemlich leicht: einfach in das WLAN des Brck einbuchen und die Optionen auswählen. Was ich hier aber noch ganz klar vermisse, ist eine Möglichkeit, zumindest über die Eingabe von USSD-Code das Guthaben abzurufen und aufzuladen. Laut Forum liegt das Problem darin, dass jeder Anbieter seine eigenen Codes verwendet. Das ist für mich aber trotzdem kein Grund, zumindest die Eingabemöglichkeit dazu nicht anzubieten. Ein Work-Around scheint darin zu bestehen, eine App für den jeweiligen Anbieter im Handy zu verwenden, über die man die SIM dann aufladen kann – oder die SIM in einem Handy über USSD aufzuladen. In Kenia ist es ja auch einfach, denn dort kann man sich über USSD Guthaben an eine andere Nummer schicken. In Deutschland bietet das (wahrscheinlich aus gesetzlichen Gründen?) nur Lycamobile an – und dort auch nur für die Transfers von Deutschland an ausländische Nummern im Lycamobile-Netz. Die fehlende Eingabemöglichkeit für USSD finde ich wirklich sehr bedauerlich. Im Grunde kann man dann auch beim MiFi oder WLAN Hotspot bleiben. Es hat schon seinen Grund, wieso ich immer noch einfache Feature Phones und Android Smartphones von Huawei als Zwei- und Drittgeräte herumliegen habe, denn in die passt auch noch die Mini-SIM. Ich hoffe doch sehr, dass die USSD-Eingabemöglichkeit noch nachgerüstet wird. Der Versand von SMS im Browser funktioniert dagegen!

Was auch noch etwas seltsam ist: diese Screenshots mit den Detailinfos gibt es nur in der Mobilansicht. Nicht aufm Desktop Browser!

Fazit

Wenn man einen Entwicklungsprozess von der ersten Idee bis hin zum ausgelieferten Produkt aus der Ferne mitverfolgt und dann nach 2,5 Jahren das erste Mal die fertige Hardware in die Finger bekommt, dann ist die Erwartungshaltung sicherlich eine andere als wenn man zum ersten Mal vom Brck hört. Ich finde es bemerkenswert, wie sich das Gerät über die Zeit entwickelt hat, welche personellen und finanziellen Ressourcen dafür abgerufen werden konnten und welchen tatsächlichen Einsatzzweck das Gerät aufweist.

Der Brck ist für mich eigentlich ein ganz klares Must-Have-Gadget, dessen Einsatzzweck ich vor allem im Ausland sehe, wo eine stabile Internetleitung nicht immer zur Grundausstattung gehört. Insofern würde er sich wohl auch für die Verwendung in den Zügen der Deutschen Bahn anbieten :-) und überall dort, wo sonst auch noch ein mobiler Hotspot gewünscht ist, der bis zu 20 Nutzer gleichzeitig bedienen kann.

Die derzeit 250 USD sind mir als Privatanwender etwas zu viel Geld, als Firmenadmin zur Versorgung meiner Außendienstmitarbeiter oder als Teilnehmer eines mobilen Hackathons würde ich aber ohne zu zögern zugreifen wollen. Auch für industrielle Fernwartungszwecke über GSM-Modems (die ich übrigens als Sicherheitsrisiko empfinde) könnte der Brck eine interessante Alternative darstellen. Das Gerät ist ja quasi prädestiniert für den DIY-Internet-of-Things-Ansatz. Nach meinem Empfinden sind viele technische Produkte mittlerweile immer nur so gut wie die Community (vgl. der Erfolg von WordPress, Arduino, RasPi), die sich für die Produkte, deren Eigenschaften und die Fehler interessiert. Gerade im Vergleich mit einem kastrierten Mifi von Huawei oder TP-Link scheint der Brck hier durch die relativ offene Bauweise und die Community seine Stärken auszuspielen.

Neben der Begeisterung für das Produkt und dem DIY-Ansatz, ist ein weiteres Kaufargument die Mischung aus Cloud Management und globalem Roaming über die vMNO-SIM. Wenn das mit der vMNO-SIM endlich freigeschaltet ist, müsste man diesen “Test” eigentlich nochmal aktualisieren und dabei messen, wie gut sich der Brck in den jeweiligen Mobilfunknetzen verhält. Es würde zwar niemals so offen kommuniziert werden, aber ich vermute derzeit, dass viele vMNO-SIMs von den Mobilfunkbetreibern eine andere, schlechtere Priorisierung bekommen. Vor diesem Hintergrund bin ich besonders gespannt, wie sich die eingebaute vMNO-SIM-Karte gegenüber jeweils lokal erworbenen SIM-Karten schlägt. Die vMNO-SIM dient sicherlich auch als Fallback-Option, beispielsweise wenn ein Netzanbieter temporär nicht zur Verfügung steht oder das Guthaben der lokalen SIM verbraucht ist. Es sollte wohl auch darauf hingewiesen werden, dass die zubuchbaren Datenpakete über die vMNO-SIM um einiges teurer sein werden als eine lokale SIM.

Die technischen Eigenschaften mit dem eingebauten, leistungsstarken Akku, dem externen Antennenanschluss und den GPIO-Pins machen den Unterschied zu einem Handy mit Hotspot-Funktion oder einem normalen MIFI aus. Wer mit einem Mifi bisher seinen Bedarf abdecken konnte, wird vielleicht kein Käufer eines Brck werden. Der Erfolg der Kickstarter-Kampagne zeigt aber auch sehr schön, wie sehr die Funktionalität des Brck in anderen Ländern gewünscht ist und dass es dafür einen Markt gibt. Der Brck ist eines von vielen Produkten, das für den afrikanischen Markt angepasst ist. Da wird es in Zukunft sicherlich noch mehr Lösungen geben, auch im Softwarebereich. Es lohnt sich also durchaus, die Augen in Richtung Afrika zu öffnen und zumindest zu verstehen, dass fehlende Normierungen und andere regulative Vorgaben trotzdem zum Erfolg führen können.

Ich gehe davon aus, dass vereinzelte Softwareprobleme mit der Firmware und Probleme beim Aufladen des Akkus bald abschließend behoben werden. Auch hoffe ich auf eine USSD-Eingabemöglichkeit! (!1!11!) Wie so oft ist die 1. Generation eines neuen Gerätes mit Fehlern behaftet, und die Early Adopter sind dann die Leidtragenden. Das ist unschön, wird sich mit der Zeit aber bessern. Die erste Charge ist schon verkauft, an einer verbesserten Version wird bereits gearbeitet, es kann also eigentlich nur besser werden. Auch wird die Sache für Nutzer in Deutschland sicherlich erst dann interessant, wenn der Brck auch (die verschiedenen Frequenzbänder bei) LTE unterstützt. Daher mein Rat: warten auf Version 2!

Bezugsquelle: http://shop.brck.com
Preis: 249,99 USD, die externe Antenne gibt es derzeit kostenlos dazu.
Versandkosten nach Hessen, DE: 31,85 bis 175,06 USD
Einfuhrgebühren: unbekannt

Vielen Dank an Cg für die Leihgabe und Simon + Inge für den Transport!

tl;dr

2G und 3G Internet Hotspot mit Arduino GPIOs. Geiles Teil. Teuer. 250 USD + Versandkosten + Einfuhrabgaben. 4-6 Wochen Lieferzeit. Praktisch für die nächste Weltreise. Aktive Community, direkter Kontakt mit den Entwicklern. Eingebaute vMNO für weltweites Roaming (noch nicht freigeschaltet). Verwaltung in der Cloud. Es gibt noch Probleme mit der Firmware. USSD-Eingabe fehlt. LTE wird noch nicht unterstützt. Besser warten auf Version 2!

Ein Dino zum Größenvergleich
Dino for scale.

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Hier noch ein paar Verbesserungsvorschläge zum Brck, die zum jetzigen Zeitpunkt (April 2015) aus unserer Sicht noch Sinn machen:

1. Auf die Einstellungsseite im Brck gelangt man über zwei – verschiedene – Oberflächen, die jeweils im Browser erreichbar sind: local.brck.com und my.brck.com. Für die my.brck.com-Seite wird ein Internetzugang vorausgesetzt, die local.brck.com-Seite ist direkt über das lokale Netz erreichbar. Leider werden aber aus unbekannten Gründen die Einstellungen der my.brck.com-Seite, also die Einstellungen in der Cloud, gegenüber den lokalen Einstellungen priorisiert. Das ist irgendwie unlogisch und unpraktisch.

2. Eine Anschlussmöglichkeit für eine externe WLAN-Antenne wäre sehr schön.

3. Das Marketing zum Brck lief bisher sehr gut, was aber noch fehlt, ist eine transparente Information auf der Website, welche Funktionen bisher schon implentiert wurden und auch fehlerfrei laufen. Auch dürfte der Kundenservice noch etwas runder laufen. Die räumliche Trennung zwischen Produktionsstätte und Entwicklungslabor wirkt sich hier sicherlich aus.

4. Firmwareupdates werden zwar schon im Forum angekündigt, der Update-Prozess ist aber noch vergleichsweise kompliziert und auch die jeweilige Version ist nur nach dem Einloggen via SSH erkennbar.

5. Die globale SIM als Fallback-Option wäre eigentlich gar nicht so notwendig, wenn man stattdessen beispielsweise einen Steckplatz für eine zwei SIM-Karte für das Netz des Mitbewerbers hätte. So könnte der Brck immer das jeweils beste Netz suchen und anbieten. Im Grunde eine ähnliche Funktionialität, wie sie Google jetzt mit Project Fi anbieten möchte.

Als Alternative bietet sich wohl derzeit ein Router wie der TP-Link TL-MR3040 an, an dem dann ein 3G/4G USB-Modem betrieben werden kann.
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Author: jke

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