new German bridge blog

Wenn Du, lieber Leser, an dieser Stelle fünf deutschsprachige Blogs nennen solltest, die stellvertretend für die deutsche Blogosphäre stehen – welche würdest Du dann nennen?

Wenn Du, lieber Leser, in einem deutschsprachigen Blog interessante Nachrichten aus aller Welt lesen möchtest, die es sonst nicht durch den Filter der Redaktionen schaffen – welche Blogs würdest Du hierfür nennen?

Mein Kollege Christian Kreutz hat sich wohl letztens diese oder ähnliche Fragen gestellt und gemerkt, dass wir hierzulande noch viel zu wenige sog. “Bridge Blogs” haben.

Was ist ein Bridge Blog?

Ethan Zuckermann schrieb dazu passenderweise vor ca. einem Jahr in einem Artikel über GlobalVoices:

“A number of bridge bloggers were explicit about their desire to cross cultural barriers with their writing.”

Genau diese Aussage, die sich auf die ägyptische Blogosphäre bezog, zeigt eigentlich worum es beim BridgeBlogging geht: verschiedene Welten zu überbrücken.

Christians und Frederik Richters Antwort darauf ist DRAUSSEN: ein Blog über die “transnationale soziale Vernetzung” des Mediums Internet mit dem klaren Ziel, die Diskussionen außerhalb der deutschsprachigen Blogosphäre auch in deutscher Sprache verfügbar zu machen.

bridge

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass es Versuche zu Bridge Blogs nicht schon geben würde. Viele Deutsche berichten aus dem Ausland in deutscher Sprache – vom einfachen Reiseblog bis zu Expatsblogs, in dem Expatriats über ihr Leben in der neuen Heimat berichten. Bei Robert Basic gab es sogar mal eine Diskussion über BridgeBlogs im Allgemein und wie man sich mit zB der frankophonen Blogosphäre verbinden könnte – die dann aber leider wieder im Sande verlaufen ist.

Ähnlich verhält es sich ja auch mit diesem Blog hier, in dem sich deutschsprachige und englischsprachige Beiträge abwechseln. Oftmals habe ich in der Vergangenheit versucht, verschiedene Welten so zu vermischen, wie sie sich auch in meinem Leben eine Rolle spielen.

So richtige Zusammenfassungen für deutschsprachige Leser habe ich aber erst bei der deutschen Version von GlobalVoices gesehen.

Eine ganz andere, ebenfalls wichtige Motivation für den Betrieb des DRAUSSEN blogs liegt sicherlich auch darin begründet, dass es nur wenige, qualitativ gute Blogs wie zB Netzpolik.org von Markus Beckedahl gibt, die eben nicht nur über coole Neuigkeiten aus den USA oder anderen Leitkulturen berichten. Jetzt rein inhaltlich betrachtet.

Bei all der Kritik an der deutschsprachigen Blogosphäre, die ja im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn eher zaghaft daherkommt und sich ihrer eigenen Idendität nicht so bewusst ist oder dafür gar einer Veranstaltung wie der re:publica bedarf, empfinde ich immer großes Unbehagen, ein zu schnelles Urteil zu präsentieren. So muss ich glaube ich auch lernen, nicht nur den eigentlichen Inhalt der Beiträge zu bewerten, sondern auch die dazugehörigen Kommentare. Immerhin lebt ein Blog auch von den Kommentaren. Nicht jeder Leser mit eigener Meinung hat die Zeit und Muse, nebenbei ein Blog zu betreiben. Und genau darum geht es auch in der Blogosphäre – um eine Diskussion anzuregen, die wir in ihrer Vielfalt hierzulande leider oft nur im Heise Forum & Co. lesen.

Insofern freut es mich sehr, dass es immer mehr gute Blogs gibt, die mitunter – und das ist für mich sehr wichtig – zu einem viel größeren Selbstverständnis des Instruments “Blog” beitragen.

Kubuntu & ich

Ich finde es erstaunlich, wie sehr ich mich in den letzten Tagen an Kubuntu (KDE) gewöhnt habe. Meinen zweiten Rechner im Büro (nen altes TOSHIBA Tecra S1) habe ich inzwischen auch schon mit Ubuntu (Gnome) ausgestattet, dort aber als Windows Install über Wubi.exe, einfach um nur mal zu sehen, wie das alternativ läuft.

Mein Rechner zu Hause (HP nx8220 laptop, 1,86 GHz Centrino, 2 GB RAM, 120GB HDD) ist mit WinXP & Kubuntu 8.04 bespielt, habe den Bildschirm letztens ein bißchen an mein WinXP feeling angepasst (mag es einfach + ohne Effekte), mit den Windows Schriftarten und der gleichen Tapete wie bei WinXP im Hintergrund.

Der Grundbedarf an Programmen entspricht ca. dem was ich unter WinXP mache, es ist alles dabei und was dann wirklich nicht verfügbar ist, läuft entweder unter Wine oder direkt unter XP.

Eben beim Schreiben dieser Zeilen dachte ich mir, nee, moment, stimmt das wirklich? Was ist mit Nemetschek (CAD), ArcView (GIS), Aquasys (Hydrologie)? Was ist mit diversen shareware Programmen wie zB PaintShopPro (welches ich seit Jahren zufrieden benutze einfach weil mir Photoshop immer zu umfangreich war)? Kann Gimp wirklich Photoshop & PSP ersetzen? Na klar! Und die spezielle Software gibt es auch für Linux Systeme – dann sogar meist kostenlos. Dies ist übrigens auch ein Grund, wieso ich mir die Tage selber auferlegt habe, bei Bildbearbeitungsaufgaben im Büro nur noch Gimp zu verwenden (vom Stick, portable Version). Mzeecedric macht es wohl ähnlich, oder?

Über den Wechsel von Windows zu einem Linux-basierten Betriebssystem gibt es tausende von interessanten Blogeinträgen – allein den Wechsel selber zu erfahren und einfach mal durchzuziehen, empfinde ich als eine gute Erfahrung, die man mal selber machen muss. Meine Zeitinvestition bisher bei den Einstellungen (wo kann ich was einstellen? wie hängt was zusammen? wo sind die Applikationen? etc.) beläuft sich auf ca. 8h.

Ein Beispiel: die “Installation” meines Yakumo DVB-T Quicksticks (nur digital, mit dem hybriden digitalen/analogen hatte ich auch schon diverse Probleme unter XP früher) zum Fernsehschauen auf dem Laptop hat innerhalb von 1 Minute geklappt. Nix Treiber extra installieren. Nur Me-TV über den Paketmanager herunterladen, starten, Stick wurde erkannt und innerhalb einer Minute waren alle Sender gefunden. Was will man mehr? Zum Vergleich: unter WinXP muss man erst die Treiber des baugleichen Freecom-Sticks installieren (bzw erstmal die Routine haben, dass Treiber von einer mitgelieferten CD eh nicht aktuell sind), dann idealerweise ProgDVB laden (shareware aus Russland) und hoffen, dass die Software wg der BDA-Treiber nicht abschmiert.

Es sind genau diese Kleinigkeiten, bei denen ich dann denke: klar, jetzt kann ich auch die Apple-User verstehen. Der Erfolg von Apple vor allem in den USA zeigt doch vor allem, dass die Benutzer ein funktionierendes System (gegenüber) der Vielfalt an Möglichkeiten vorziehen. Genau dieses “alles passt”-Gefühl habe ich jetzt unter Kubuntu.

Und dann wundere ich mich, wieso ich Bekannten und Verwandten in der Vergangenheit nicht doch zu Linux geraten habe. Für die meisten Zwecke (Internetsurfen, Office, Solitär spielen) ist Kubuntu völlig ausreichend und vor allem sicherer als dieses WinXP.

*Sicherer* bedeutet für mich, dass ich meiner Mum zB gerne einen 1GB USB Stick geben würde, den sie dann für ihre Arbeit als DaF-Lehrerin benutzen kann. Wenn ich ihr aber einen solchen Stick gebe, wird der mit ziemlicher Sicherheit innerhalb kürzester Zeit malware-versucht sein und ihr System infizieren. Ich wohne aber zu weit weg, um einfach mal vorbeizuschauen und Computerprobleme zu richten.
Wenn ich ihr System jetzt auf Kubuntu umstellen würde, könnte ich ihr guten Gewissens so einen Stick in die Hand drücken, da sich diese malware nicht auf dem Kubuntu System vervielfacht.
Nachteil jedoch: viele inkomatiblen Probe CDs aus dem Sprachunterricht würden uU nicht funktionieren weil die nur auf Windows ausgelegt sind.

Und das ist total ärgerlich, da meiner Meinung nach die Mehrheit der Computer-Gelegenheitsnutzer (aka Generation Golf, die als Singles am WE durch Singlebörsen surft) mit so einem System wie Kubuntu ideal bedient wäre. Wer von dieser Zielgruppe hat denn eigentlich seinen *Eigene Dateien* Ordner auf eine andere Partition (sofern vorhanden) ausgelagert oder gar gesichert? Eben.

Wenn man allerdings seit Jahren nur mit Windows arbeitet, die Jahre der HomeComputer (Atari, Amiga, C64) schon ein viertel Jahrhundert zurückliegen und man so in dieser Windows-Denkweise drinsteckt, ist ein Wechsel zu einem anderen Betriebssystem unheimlich schwer.

So beschränkt sich das bisher meist nur auf freaks bzw. auf diejenigen, die Zeit für eine Umstellung opfern und den Wechsel auch wirklich wollen.

Jedes Mal wenn ich unter Kubuntu arbeite, ärgere ich mich, dass ich vieles noch nicht verstanden habe und frage mich dann zB, wieso es “nicht so einfach wie bei WinXP” sein kann. Dabei ist es vielmehr die Gewohnheit, die mir WinXP vertrauter erscheinen lässt. Einfacher ist es dort nämlich auch nicht.

Ich bin gespannt, ob und wie sich meine Arbeit am Computer zukünftig von XP zu Kubuntu verlagern wird. Gerade hinsichtlich der Verbreitung von freier und offener Software (+ Betriebssysteme) und meinem an dieser Stelle oft geäußerten Wunsch, alle wichtigen Computersysteme in Kenia mögen doch bitte auf ein Betriebssystem wie Ubuntu umgestellt werden, empfinde ich es als sinnvolle Investition, sich rechtzeitig mit Alternativen vertraut zu machen.

(disclaimer: meine ersten aktiven Unix Berührungen machte ich 1996 an der FH FFM und war damals eher abgenervt, die ersten populären SuSe Distributionen waren auch nicht so der Hit. Mit Apple’s OS konnte ich mich ob der beschränkten Möglichkeiten nie anfreunden. Richtig Spaß (!) macht mir das alles erst seit Ubuntu 5.04.)

@Turbodave: habt Ihr bei der neuen Airline eigentlich auch Ubuntu-basierende Laptops? Du hattest ja imho schon mehrfach gewechselt zwischen den OS, jeweils mit gemischten Gefühlen…

interns!

Dear applicants for an internship (whereever),

pls allow me to provide the following advice on improving your applications:

When applying for an internship or a job, pls make sure to include a letter which explains why you want to work with Acme Inc. and why you think you are qualified for the position.

Pls format* your CV & letter in an eye-friendly way, e.g.:

  • one font
  • clear structure
  • no typos
  • save as PDF

I may be a bit too German aka the “grammar nazi” aka following a certain norm on this, but then: there sure is a reason why ppl sometimes are refused a position.

In other words: what’s the use of employing someone who even has a PhD in something if he/she can’t even write a proper business letter or follow simple formatting guidelines?

I have really come to appreciate formatting norms and – while you won’t have to use progs like LaTeX & Co to ueberformat your work – i’d really appreciate if ppl just stop this *copy & paste culture* and start preparing their work in an easy-to-read format.

I will also have to improve my own style, so I do not exclude myself from this mwalimu mkuu wisdom.

(* = you won’t have to be a design student or Apple user or even coder to understand this simple guideline. If in doubt, pls use a template!)

MW&I website rant

While waiting for an apt-get update on my machine here to finish, I made the mistake of checking out the Website of the Ministry of Water & Irrigation in Kenya.

Sigh. Pls allow me this short rant.

The (recently relaunched?) website of the MW&I in Kenya provides only very little to no information at all to its visitors. Yeah, sure, there’s this Zimbra e-mail client hidden under a subdomain, but else – what’s the use of having a *new* website if content is missing?

Me thinks: keep it short & simple. What ppl DON’T want to read online are long speeches by this or that honorabool PS or Minister, but instead what they WANT to read and download are guidelines regarding the water policies, how they can interact with the Ministry & it’s offices (WSBs & WRMA) and further links to websites that provide enough detailed information beyond the political blabla NO one is going to read anyways. So how come that this website is just another lost opportunity to show that there are indeed some very smart folks at the MW&I who could provide much better services to the public? Is it because the poor souls who had to redesign the site weren’t provided with enough detailed information?

This just reminds me of the IT discussions on Skunkworks Kenya following the NYT article the other day. It’s like there’s enough potential available but only *those institutions* (like JKUAT) clearly lack enough facilities because the funds went into other pockets… a vicious cycle of incompetence, with those suffering who should be helped building the nation.

I really wish that one day we’ll get rid of those hippos who are blocking real progress in Kenya and elsewhere.

panem et circenses

Two interesting, but also kinda controversial articles that appeared on Der Spiegel Online today, the website of the German weekly magazine:

The first one on the ailing German blogosphere (in German) that has been busy trying to constantly polemize itself and the lack of more influential power-bloggers who also participate in politics (compare that with Loic LeMeur & Sarkozy in France). Now while there are quite a few talented German bloggers, the use of blogs is certainly not as widespread as in other European countries.

Politics = range of (controversial) subjects of which some are covered by the mainstream media, some by the blogosphere.

This may of course be due to different reasons, but then – also – there’s a vivid news culture in Germany and somehow free media that covers world affairs. Just compare that with the US media and see why there are much more political bloggers in the USA.

Comparing these worlds, I think, just doesn’t make sense (I could go on for ages on this subject – just look at the German section of GlobalVoices!). On the other hand, I’d prefer much more political activism. Activism as such, however, is often (unfortunately) labeled as left-wing socialism – and if you look at today’s public image of the German party “Die Linke” which was mainly formed by former members of the (~communist) East German party SED and disappointed socialist from Germany’s oldest worker’s party SPD, you’ll instantly realize that many Germans (of course not all, see below) today are fed up with politics and don’t give a damn about who actually rules as long as politics do not switch to an extreme and do not reactive the usual stories on Nazis & Co. I guess it’s similar in other countries. I am sure there’s a reciprocally proportional relation between political activism and living conditions.
I think this also started way back in the 1970s and 80s when green issues started coming up on the agenda and activism centered around this absolutely neutral range of subjects (~ nuclear waste). No war, different kind of demonstrations. And then, also, Germany today lacks a range of charismatic leaders. Or do you really think that Angela Merkel, Germany’s chancelorette, is that sexy? Exactly.

Which of course gets me to the upcoming visit by Jesus Superstar Barack Obama to Germany. Rumour has it that other European nations are quite pissed about the attention his visit generated and that Germany will actually have a bigger timeslot than the British or France. Vanity.
Now, with such a visit on the schedule and an adequate editorial on Der Spiegel, it may be rather obvious that the editorial department placed a link to this story: “Flirthinweise fürs Feindesland“. And while Der Spiegel is definately not THE institution or THE only credible magazin out there, they at one point in the past invented something I really, really like: a section called “einestages – Zeitgeschichten auf SpiegelOnline”, which is like a multi-authored, edited & moderated public blog for readers who may contribute their own stories, images and videos of historical events, especially since the end of the 2nd WorldWar on just about anything.
This story “Flirthinweise fürs Feindesland” actually talks about a booklet issued by the USArmy at the end of WW2 and features a rather shocking short film called “Your Job in Germany”:

Your Job In Germany was a short film made by Frank Capra and Dr. Seuss for the United States War Department in 1945, intended to be shown to U.S. soldiers about to occupy Germany. It urged against fraternization with the German people, who are portrayed as thoroughly untrustworthy. (source)

I was a bit shocked when I saw this short film today and then thought: well…despite of the apparent need for such propaganda back then (bet it’s similar for the Iraq & other “freed” nations) – may the fading interest for common politics in todays Germany also be an indirect / not so obvious result of the political influence the US had on Europe in the past?

In the end, these discussions are not about politics, but about selling newspapers/magazines and editing interesting stories people want to read about. It’s a business. And that’s just one of the many reasons out there why the German blogosphere has in the past failed to create more influential (!) political bloggers. This, however, does not also imply that ppl aren’t interested in politics.

Interestingly, the SPON article also mentioned that the German edition of Wikipedia is the second largest in the world – which instantly reminded me of this article by Ethan Zuckerman where he mentioned the ailing Arabic-language edition of Wikipedia & huge number of bloggers in Egypt.

The remaining question is: is this discussion about political activism (= contributing ideas to society), or about citizen media?