Die Alternative zum Rauchen

Wenn Dich der Radiologe bei der Röntgenaufnahme Deiner Lunge ernsthaft fragt, wie Du seinerzeit das Rauchen aufgegeben hast – weil er selber es schon fünf Mal versucht hat – dann ist es wohl Zeit für eine öffentliche Stellungnahme zum Thema (und damit auch ein Bruch mit der eigenen Konvention, nicht über Gesundheitsthemen bloggen zu wollen).

Wer also mit dem Rauchen aufhören möchte oder jemanden kennt, der das dringend machen sollte, dem kann ich vor allem folgendes mitteilen:

1. der schnelle Entzug
Der kalte Entzug – einfach von jetzt auf gleich komplett aufhören – ist eine schöne Idee, die aber wohl vor allem von Nichtrauchern überlegt wurde und ganz entscheidend von der eigenen Disziplin abhängt. Diejenigen mit diesbezüglich starker Disziplin hätten aber wohl gar nicht erst angefangen, daher kann das bestenfalls nur temporär gelingen. Ich hatte diese Methode mal drei Monate lang eisern durchgehalten, aber bin danach umso tiefer gefallen.

2. der langsame Entzug
Der langsame Entzug besteht für mich darin, mit dem Rauchen sofort aufzuhören und stattdessen komplett auf elektronische Zigaretten umzusteigen. Ähnlich wie bei einer Diät, die vor allem dann Erfolg verspricht, wenn sich der Körper langsam umgewöhnen kann, sind elektronische Zigaretten aus meiner Sicht eine ganz wunderbare Alternative zu herkömmlichen Zigaretten. Mit oder ohne Nikotin (und auch nur Nikotin – nicht die zig anderen Inhaltsstoffe im Zigarettenrauch, die bei der Verbrennung (statt Verdampfung!) freigesetzt werden) kann man seinen eingebildeten Bedarf so stückchenweise runterschrauben.

Der Trick bei den elektronischen Zigaretten besteht darin, nicht zur billigen Alternative im Zigarettenlook greifen zu wollen – einer kleiner Zigarette aus Metall, an deren Spitze womöglich noch eine LED beim Lufteinzug aufglimmt und somit die Glut imitieren soll. Nein, stattdessen wählt man als Einsteiger eine Alternative von einem der zahlreichen Anbieter online, die aus drei Komponenten besteht: dem Akku, einem Verdampfer und einem Tank.

Als ich mich das erste Mal mit dem Thema beschäftigt habe, war die Flut an Einsteigerinfos absolut konfus und auch viel zu kryptisch. Jahrelange ExRaucher, die in diversen Foren zum Thema über ihre Vorlieben beim sog. EDampfen schwadronieren – nett, aber leider nicht so hilfreich. Neulinge sind dann ob dieser Flut an nutzlosen Infos eher abgeschreckt, und den Rest erledigen womöglich die relativ hohen Preise in den Tabakläden. Mein Tipp daher: ein gutes Einsteigerset bestellen und sich bei der Liquidauswahl vom Verkäufer beraten lassen. Online, wo die Handlungskosten für Händler geringer ausfallen und die Ware auf den Verkauf optimiert angeboten wird (im Gegensatz zum Tabakhändler mit Ladengeschäft, der sich nicht so intensiv damit beschäftigen kann oder will).

Im Gegensatz zur sofort verfügbaren Zigarette, die einfach nur angesteckt werden muss, bedarf es beim eDampfen i.d.R. etwas mehr Fummelkram – der sich aus meiner Sicht aber durchaus lohnt. So hängt der Erfolg und der Genuss beim Dampfen wohl einerseits ganz entscheidend von der Kombination aus Akku- und Verdampfersystem ab, und auf der anderen Seite vom verwendeten Liquid. Beim Liquid bzw. bei der Flüssigkeit, die da eingefüllt wird, scheiden sich die Geister und man wird es tatsächlich nicht vermeiden können, diverse Sorten zu probieren. Ich favorisiere derzeit eine Erdbeermischung*, die auch irgendwie nach Shisha riecht.

Selbstverständlich gibt es diese Liquids in verschiedenen Nikotinstärken und der Trick besteht nun darin, den Nikotingehalt langsam zu reduzieren. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass man dadurch irgendwann den Punkt erreicht, an dem man nicht mehr zwanghaft “mal eben schnell eine rauchen muss”, sondern bewusst zur eZigarette greift und es noch viel öfter einfach komplett sein lässt. Aber die beiden größten Vorteile neben der sich verbessernden Gesundheit sind wohl, dass man a) nicht mehr nach Zigaretten stinkt (was enorm viel wert ist!) und b) nicht mehr komplett an die Länge einer Zigarette gebunden ist. “Mal eben” an der elektronischen Zigarette ziehen, dann wieder ausschalten und das Gerät – so kalt wie es ist – in die Tasche zurückstecken: all das geht mit elektronischen Zigaretten.

Seitdem ich also aufs eDampfen umgestiegen bin, meinen gefühlten Bedarf damit immer weiter reduzieren konnte und auch in Gegenwart von Rauchern absolut cool bleibe, denke ich mir jedes Mal: der Sieg über sich selbst ist der schönste Sieg. Und wenn ich das schaffe, schaffen andere das auch. Mindestens.

*Edit: Erdbeere und Apfel sind es dann die letzten Jahre gewesen (bis ich komplett aufgehört habe). Auch hatte ich mir meine Liquids komplett selber gemischt aus der Basis und dem Aroma. Maximal vier Bestandteile in so einem Liquid statt irgendwelcher wilder Mischungen in importierten Liquids oder gar in fertigen Zigaretten. Das ist dann alles etwas kontrollierter, anpassbarer und vor allem günstiger. Erdbeere und Apfel als Geschmack, wieso solche normalen Geschmacksrichtungen statt der großen Vielfalt an Aromen? Ich habe viele Richtungen durchgetestet, und natürlich sind solche Aromen wie Eisbonbons, Spearmint oder Minze verlockend und  erinnern an Mentholzigaretten. Auch versucht man als Anfänger oft, den Geschmack normaler Zigaretten zu imitieren, aber das ist eigentlich der falsche Weg, weil man die Zigarettenerfahrung mit etwas neuem, besserem besetzen muss. Und ein Liquid mit Marlboro-Geschmack schmeckt nicht wie eine Marlboro-Zigarette. Daher ist es aus meiner Sicht gut, wenn man sogleich auf einen komplett anderen Geschmack umsteigt und die neue Erfahrung mit einem solchen Geschmack besetzt, für den man ähnliche Sympathie wie für den jahrelangen Zigarettenkonsum entwickeln kann.

Seit dem Erscheinen dieses Beitrags sind mehr als fünf Jahre vergangen und es gibt mittlerweile viel mehr Systeme, die auch besser funktionieren als meine alte Vamo V5. Ich hatte irgendwann den Überblick verloren bei der Systemvielfalt und wollte dann keine 60 EUR für einen neuen Akkuträger investieren. Da beschloss ich dann, komplett aufzuhören und ich habe es nicht bereut. Meine Liquids hatte ich bei Besserdampfen.de und die Hardware bei fasttech.com in China bestellt. Trotz der Kosten war der Weg über die eCigs damals genau richtig, denn ohne e-Zigaretten hätte ich nicht aufhören können und wenn ich irgendwelche negativen Berichte über das Thema höre, dann denke ich mir oft, dass bei dem Thema so viele verschiedene Sichtweisen und Interessen aufeinander stoßen und vermutlich vor allem die Industrie ein Interesse hat, das Dampfen als Alternative zum Rauchen schlecht zu machen. Dazu kommt vielleicht dann noch die Qualität von unreinen Liquids und sogar Nutzer, die ihre Geräte nicht richtig bedienen können. Und bei den unterschiedlichen Systemen am Markt scheint die richtige Bedienung gar nicht so einfach zu sein. Wer also das Optimum (auch an Geschmack) herausholen möchte – vor allem für ein eigenes Urteil – der sollte sich auf das Thema auch wirklich einlassen und bereit sein, etwas Geld zu investieren und Dinge auszuprobieren.

Author: jke

Hi, I am an engineer who freelances in water & sanitation-related IT projects at Saniblog.org. You'll also find me on Twitter @jke and Instagram.

One thought on “Die Alternative zum Rauchen”

Comments are closed.